Das Kerngeschäft der Kälteanlagenbauer liegt in Großanlagen und VRF-Systemen, die wir bereits mit unserem existierenden VRF-Produkt-Portfolio bedienen. Die neu eingeführten Single- und Multi-Split-Anlagen im privaten Wohnbereich und kleinen gewerblichen Gebäuden sind eine ideale Ergänzung dazu. Das Kälteanlagenbauer-Handwerk ist für uns eine sehr relevante Kundengruppe und wir haben schon einige Partnerschaften aufgebaut.
Zur zweiten Frage: Auch immer mehr Betriebe des SHK-Fachhandwerks erkennen die Chancen von Klimageräten als Zukunftstechnologie. Diese Lösungen beschränken sich allerdings nicht nur auf den Komfort an heißen Sommertagen. Sie werden bereits vielerorts auch im Winter als Luft/Luft-Wärmepumpe zur Unterstützung eines vorhandenen Heizsystems – zum Beispiel einer Gasheizung – genutzt. Das Potential ist aber bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Daher ist es unser Ziel, die Fachbetriebe weiter bestmöglich zu unterstützen.
Wagen wir nun einen Perspektiven-Wechsel: Wie schlagen sich unsere europäischen Nachbarn beim Thema „Wärmewende“? Wo gehen sie technologisch gegebenenfalls andere Wege?
Die Elektrifizierung ist ein europäisches Thema, an dem kein Land vorbeikommt. Auch Wärmepumpen mit Booster, also hybride Systeme, werden europaweit immer beliebter. Zu Recht, denn sie sind eine sehr sinnvolle Lösung für unsanierte Bestandsgebäude. Die Anschaffungskosten liegen im Regelfall unter denen einer Wärmepumpe mit vergleichbarer Leistung.
Bei unseren Nachbarn gibt es regionale Besonderheiten: Die Niederlande hat einen hohen Anteil an Gasheizungen, hier sprechen wir von circa 90 Prozent des Bestands. Die Häuser sind meist schwer zu renovieren, da die städtischen Zentren dicht besiedelt sind. Auch Fernwärmelösungen sind schwierig zu realisieren, daher ist das Interesse an hybriden Lösungen groß. Eine ähnliche Situation haben wir auch im Vereinigten Königreich. Hier entwickeln sich hybride Lösungen als ein wichtiges Instrument, um den alten Gebäudebestand klimafreundlich aufzustellen. In Frankreich ist das Heizen mit Strom viel beliebter als in Deutschland. Wärmepumpen sind dabei eine beliebte Technologie.
Herr Brockmann, Hand aufs Herz, mit welchen Technologien würden Sie „Ihr Häuschen“ heizen, kühlen, belüften, klimatisieren, mit Warmwasser und Strom versorgen, wenn Sie die freie Wahl hätten?
Ich lebe schon nach dem Motto: „Make. Home. Comfort. Green.“ Daher nutze ich die aktuelle Technik, das ist die Wärmepumpe mit kontrollierter Wohnraumlüftung, mit der ich mein Haus auch schon seit Längerem ausgestattet habe. „Home Comfort“ ist für mich im Sommer auch sehr wichtig, daher ist eine Klimaanlage für mich unverzichtbar. Mit selbst erzeugtem grünem Strom von der Photovoltaik-Anlage kann man diese auch ohne schlechtes Gewissen betreiben. Zusätzlich nutze ich aktuell noch circa 60 smarte Geräte – von Bosch Siemens Hausgeräten bis zum Bosch Smart Home. Zum Beispiel kann ich Rollläden und Lichtsteuerung optimal auf die Klimaanlage und Wärmepumpe abstimmen. Die Vernetzung des gesamten Systems ist mir dabei sehr wichtig, denn diese bietet mir neben Energieeffizienz auch einen gewissen Komfort.
Mit Elektrifizierung zum „grünen Häuschen“ – ein schönes Bild! Aber wird sich das jeder „Otto Normalverbraucher“ leisten können/wollen? Wie gelingt es, dass die Wärmewende endlich eine entsprechende Breitenwirkung erzeugt?
Wir müssen hier ein Gleichgewicht zwischen sozialer Verantwortung, Ökologie und Ökomie schaffen. Wichtig ist hier ein breites Lösungsangebot, aber auch staatliche Förderung, die die Menschen bei den richtigen Entscheidungen unterstützt.
In Deutschland sind wir hier für den Neubau schon sehr gut aufgestellt. Im Altbau haben wir mit den Wärmepumpen plus Boostern – sogenannte Hybride – eine Technologie, die sofort eingesetzt werden kann, aber noch mehr Bekanntheit und Aufmerksamkeit benötigt. Positiv ist auf jeden Fall die Förderung des regenerativen Anteils des Wärmepumpen-Boosters, das ist ein wichtiger Schritt.