In der thüringischen Hauptstadt Erfurt wurde auf dem Gelände einer ehemaligen Ölmühle jüngst neuer Wohnraum mit insgesamt 56 Wohneinheiten geschaffen.
Mühlen und mehr
Wohnen am Erfurter Walkstrom – neuer Wohnraum auf geschichtsträchtigem Grund
Freitag, 12.08.2022
Ein besonderes Augenmerk legten die Fachplaner dabei auf die Punkte Energieeffizienz und Trinkwasserhygiene.
Im westlichen Stadtgebiet Erfurts fließt der Walkstrom, welcher einen Arm des Flusses Gera bildet. Namensgeber war die Walkmühle, eine Mühle zum Zwecke der Tuchveredelung und zum Gerben von Leder. Schon im Hochmittelalter war der Walkstrom Bestandteil des städtischen Wasserverteilungssystems. Hier befand sich auch ein historisches Mühlengebäude, welches als Ölmühle betrieben wurde – die „Karthäuser Mühle“. Der seit dem Mittelalter stattfindende Betrieb der Anlage wurde im Jahre 1935 eingestellt. Danach wurde die Mühlentechnik einschließlich der Mühlsteine komplett entfernt und das Gebäude für Wohn-, Gewerbe- und Lagerzwecke umgebaut. Seit 1992 stand es leer und verfiel zusehends. Vor sieben Jahren wurde das Gebäude dann durch einen Dachbrand stark be-schädigt und in der Folge abgerissen. Auf dem geschichtsträchtigen Gelände wurde nun neuer Wohnraum geschaffen: So sind auf dem 4.468 m² großen Grundstück in drei Mehrfamilienhäusern (bzw. fünf Häusern, aufgeteilt in drei Baukörper) insgesamt 56 Wohneinheiten entstanden. Die Gebäude befinden sich südlich angrenzend an das Zent-rum der Stadt Erfurt, nördlich der Straße des Friedens. Diese ist Bestandteil des Stadtrings. Das Plangebiet ist um-geben von 3- bis 4-geschossiger, gründerzeitlich geprägter Einzelhausbebauung in Form von Mehrfamilien- bzw. Wohn- und Geschäftshäusern. Um den ruhenden Verkehr unterzubringen, wurde eine Tiefgarage mit 56 Stellplätzen gebaut, welche die drei einzeln stehenden Baukörper funktional miteinander verbindet. Die Zufahrt erfolgt über die Straße des Friedens, da nur an dieser Stelle die Erschließung des Grundstücks gesichert ist.
Ein besonderes Augenmerk legten die TGA-Fachplanerinnen Anne Kilz und Heike Mandler vom Ingenieurbüro Hirsch GmbH auf die Themen Energieeffizienz und Trinkwasserhygiene. Um beides bestmöglich in Einklang zu bringen, fiel ihre Entscheidung auf ein Konzept mit Wohnungsstationen mit dezentraler Trinkwarmwasserbereitung.
Wohnungsstationen als dezentrales Bindeglied
Die Wohnungsstationen der Serie „Combi Port Pro“ aus dem Hause Uponor Kamo gewährleisten eine uneingeschränkte Verfügbarkeit von Trinkwarmwasser, welches im Durchflussprinzip bedarfsgerecht bereitet wird, sowie eine zuverlässige Raumwärmeversorgung mittels Fußbodenheizungen. Zusätzlich kommen in den Badezimmern Handtuchradiatoren zum Einsatz.
Diese können auch ganzjährig betrieben werden, da sie direkt an die „Combi Port Pro“-Stationen angeschlossen sind. Aufgrund dieses dezentralen Ansatzes auf Basis von Wohnungsstationen werden in Summe also weniger Rohrleitungen benötigt und die Installationsschächte können kleiner ausfallen (Entfall des Trinkwarmwassernetzes sowie der Zirkulation). Dadurch entsteht Platz für mehr Wohnraum, verkürzt sich die Installationszeit und gestaltet sich die Verbrauchsabrechnung komfortabler.
Das Objekt „Wohnen am Walkstrom“ beinhaltet verschiedene Wohnungstypen von der Einraumwohnung bis hin zu Wohnungen mit zwei Badezimmern. Unterschiedliche Anforderungen galt es also zu erfüllen, was durch die professionelle Vorplanung des Ingenieurbüros Hirsch in Zusammenarbeit mit dem technischen Vertrieb der Uponor Kamo GmbH gekonnt umgesetzt wurde. „Die Dimensionierung und Auslegungsberechnung der verschiedenen Anlagenkomponenten wird für jedes Projekt individuell bestimmt und stellt für die Fachplaner Heizung/Sanitär eine fundierte Planungsausarbeitung dar. Das gewährleistet optimale Leistungsfähigkeit hinsichtlich Energieeinsparung, Trinkwasserhygiene und Wärme- sowie Warmwasserkomfort“, erklärt Kai Guggenmoser, Techniker bei der Uponor Kamo GmbH.
Die zentrale Rohrnetzverteilung ist im Untergeschoss in der Tiefgarage unterhalb der Decke platziert. Die Steigleitungen zu den einzelnen Etagen werden in Trockenbauwänden geführt. Durch das weitverzweigte Rohrnetz in der unbeheizten Tiefgarage würden sich bei einer „traditionellen Installation“ mit zentraler Trinkwarmwasserversorgung und Zirkulation hohe Wärmeverluste ergeben. In diesem Projekt wurde jedoch ein 2-Leiter-Rohrnetz gewählt, welches die dezentralen Wohnungsstationen anbindet.
Weiterführende Informationen: https://ibh-erfurt.de/
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