d) Offensive Abwärmenutzung
Im industriellen Sektor werden rund zwei Drittel des Energieeinsatzes für Prozesswärme verbraucht. Ein erheblicher Anteil dieser eingesetzten Energie fällt in Form von Abwärme an. Neben der Prozessoptimierung sollen die erheblichen Energieeinsparpotentiale, die in der vielfach wirtschaftlichen Nutzung von Abwärme liegen, besser erschlossen werden. Die Bundesregierung wird Maßnahmen ergreifen, um die Verringerung vermeidbarer industrieller Abwärme zu stärken, beispielsweise durch eine Förderung von Maßnahmen zur thermischen Isolierung von Industrieanlagen.
e) Pilotprogramm "Einsparzähler"
Durch den technischen Fortschritt ist es möglich, mithilfe von "Smart Plugs", smarten "Klemmen" oder "Metern" oder mittels Energiemanagement-Systemen anlagen- und gerätescharfe Verbrauchsprofile zu erfassen und die Einsparung erstmals mit geringem Aufwand unter realen Nutzungsbedingungen zu messen (Vorher/Nachher-Messung). Statt die Einsparung mittels vorgegebener Technologien oder Sektoren zu fördern, soll eine technologieoffene Förderung von Energieeinsparungen erfolgen, sodass möglichst kostengünstige Einsparungen von Energie angereizt, die Transaktionskosten reduziert und neue Geschäftsmodelle ausprobiert werden. In dem Pilotversuch wird unter Berücksichtigung von datenschutzrechtlichen Aspekten in einer ersten Stufe untersucht, ob basierend auf solchen "Einsparzählern" technisch und organisatorisch ein Finanzierungsmodell für Energieeffizienz eingeführt werden kann.
f) Verbesserung der Rahmenbedingungen für Dienstleistungen für Energieeffizienz
Eine Vielzahl nicht-monetärer Hemmnisse verhindert die Realisierung von eigentlich rentablen Investitionen in Energieeffizienz und Einspartechnologien. Dazu gehören unter anderem: das Investor-Nutzer-Dilemma, fehlender Zugang zu Kapital, mangelndes Know-how, Fehlen eines Aktivators ("Kümmerer") sowie keine hinreichende Priorität im Vergleich zum eigentlichen Kerngeschäft oder -produkt. Gemeinsam mit den betroffenen Akteuren sollen systematisch an der Identifikation von Hemmnissen und an der Verbesserung der Rahmenbedingungen für Investitionen in Energieeffizienz und Dienstleistungen für Energieeffizienz gearbeitet und hierfür bereits Anfang 2016 konkrete Handlungsvorschläge vorgelegt werden.
g) Förderung von "Energieeffizienzmanagern"
Steigerungen der Energieeffizienz werden bislang vorrangig auf einzelbetrieblicher Ebene betrachtet. Die benachbarten und umliegenden Betriebe oder auch kommunalen Liegenschaften (beispielsweise innerhalb eines Gewerbebetriebes oder angrenzend) werden bei Maßnahmen zur Energieeffizienz oder Energiekonzeptentwicklungen bislang nicht mit einbezogen. Überbetriebliche Synergieeffekte bleiben ungenutzt.
Durch eine Förderung von Energieeffizienzmanagern können betriebliche sowie überbetriebliche Potentiale bei der Energieeffizienz, beispielsweise in Gewerbegebieten, aufgedeckt und gemeinsam mit den beteiligten Betrieben gehoben werden. Energieeffizienzmanager sollen dazu die energieverbrauchsrelevanten Datengrundlagen der beteiligten Betriebe analysieren, zu nutzbaren Förderprogrammen beraten und wirtschaftliche Effizienzansätze aufzeigen sowie die konkrete Umsetzung von Maßnahmen für die Energieeffizienz unterstützen und begleiten. Zu den Aufgaben gehört auch, mögliche Kooperationen mit Nachbarbetrieben und kommunalen Einrichtungen etc. sowie effiziente, wirtschaftliche und emissionsmindernde Versorgungslösungen zu ermöglichen.
h) Entwicklung von Kennzahlen und Benchmarks
Typische Energieverbrauchskennzahlen, wie beispielsweise sektor- oder branchenspezifische Minimal-, Maximal-, Durchschnitts- und Referenzkennwerte inklusive der Spannbreite von Energieverbräuchen einschlägiger Querschnitts-Anwendungen und -Technologien und die Bekanntmachung als Vergleichsgrößen können künftig dazu dienen, Energieeffizienzpotentiale in Industrie und Gewerbe zu heben. Darauf aufbauend können zum Beispiel Kennzahlen und Vergleichsgrößen entwickelt werden, die ein angestrebtes Einsparniveau im Vergleich zu einer Referenzgröße darstellen (vergleichbar den Effizienzhaus-Kategorien im Gebäudebereich). Eine aktuell im Auftrag der Bundesregierung entwickelte Methodik zur Entwicklung betrieblicher Kennzahlen wird durch ein Pilotprojekt einem Praxistest unterzogen, ausgehend von den Erfahrungen dieses Praxistests überarbeitet und schließlich in die Anwendung gebracht.