Laborprüfungen eines statisch aufgeladenen Filters sagen daher nur wenig über dessen Leistung im realen Alltag aus. Das neue Prüfverfahren nach DIN EN ISO 16890 berücksichtigt diesen Umstand und sieht eine Messung der Filterelemente sowohl im geladenen als auch im entladenen Zustand vor.
Im ersten Prüfschritt wird zunächst der Verlauf der Druckdifferenz in Abhängigkeit zum Volumenstrom erfasst. Anschließend erfolgt die Messung des Fraktionsabscheidegrads für Partikel der Größe 0,3 bis 10 µm. Hierzu kommen zwei Prüfaerosole zum Einsatz: Bis 1 μm Größe wird das Prüfaerosol "DEHS" verwendet, für größere Partikel das Aerosol "KCI“.
Um die Luftfilter möglichst nahe an realen Bedingungen zu testen, wird der Filter, bevor Abscheidegrad und Druckdifferenz erneut gemessen werden, elektrostatisch entladen. Dies geschieht, indem man den Filter in einer Kammer für eine bestimmte Dauer einer Isopropanol-Dampfatmosphäre aussetzt. Aus den Ergebnissen der beiden Prüfungen wird der gemittelte Abscheidegrad der getesteten Filter für die Feinstaub-Fraktionen PM1, PM2,5 und PM10 abgeleitet. Minimale Abscheidegrade werden nach der Isopropanol-Behandlung ePM1 min. und ePM2,5 min. bestimmt. Bevor sich der Filter endgültig nach den definierten ISO-Filtergruppen klassifizieren lässt, werden die Abscheideergebnisse zusätzlich mit der theoretischen Partikelverteilung für ein ländliches bzw. urbanes Umfeld gewichtet.
Luftqualität vor Ort ist entscheidend für eine effiziente Anlagenplanung
Die Bestimmung entsprechender Filterklassen für raumlufttechnische Anlagen (RLT-Anlagen) erfolgt unter Berücksichtigung der Außenluftqualität (ODA/AUL) am Gebäudestandort in Abhängigkeit von den maximal erlaubten Partikelkonzentrationen bzw. der erforderlichen Zuluftqualität (SUP/ZUL). Verknüpft man die Vorgaben zur Außenluft- und Zuluftqualität mit den jeweils einzusetzenden Luftfilterqualitäten, ergibt sich nach VDI 6022 Blatt 1 ("Hygieneanforderungen an raumlufttechnische Anlagen und Geräte") die in Tabelle 2 dargestellte Zuordnung.
Grundsätzlich gilt bei der Auslegung einer RLT-Anlage, dass der Aufwand beim Filtern der Außenluft steigt, je schlechter deren Qualität ist und je besser die zu erzielende Raumluftqualität IDA (IDA = Indoor Air) sein soll. Der ODA-Wert spielt somit eine entscheidende Rolle bei der Auslegung von RLT-Anlagen, zumal die einzusetzende Filterqualität auch die Energieeffizienz und damit die Betriebskosten einer Anlage beeinflusst.
Berechnet wird der ODA-Wert nach Angaben zu den Luftschadstoffen Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid, Ozon, Feinstaub PM10 und PM2,5. Die lokal vorliegenden Schadstoffwerte, zum Beispiel aus Daten amtlicher Messstationen, werden mit den vorgegebenen Grenzwerten der WHO abgeglichen und ergeben einen Wert von ODA 1, wenn alle WHO-Grenzwerte unterschritten werden, ODA 2, wenn alle Luftschadstoffe unterhalb des 1,5-fachen WHO-Grenzwerts liegen sowie ODA 3, wenn einer der Luftschadstoffe über dem 1,5-fachen WHO-Grenzwert liegt.
Fazit
Mit der neuen DIN EN ISO 16890 wird die Auswahl passender Filtersysteme für raumlufttechnische Anlagen zunächst etwas aufwendiger. Jedoch lohnt der Einsatz, denn mit dem neuen Verfahren wird es möglich, Systeme genau mit den Luftfiltern auszustatten, die die Anforderungen der betriebsspezifisch erforderlichen Zuluftqualität exakt erfüllen. Gute Raumluftqualität dient der Gesundheit und steigert laut zahlreichen Studien die Motivation und die Produktivität am Arbeitsplatz um bis zu vier Prozent – und das macht sich nicht zuletzt auch betriebswirtschaftlich bemerkbar.