Zieht der Erdgasmangel respektive der beabsichtigte Schwenk zu 6 Mio. Elektro-Wärmepumpen einen Strommangel nach sich?
Noch fehlt es an grünem Strom
Ariadne-Projekt analysierte den Bedarf für Wärmepumpen-Hochlauf
Freitag, 21.07.2023
Nein, denn erstens ist Erdgas hierzulande nur zu 15 Prozent an der Stromerzeugung beteiligt und zweitens kommt die Elektrizität nicht aus heimischen Kraftwerken, sondern aus dem europäischen Verbundnetz mit etwa 1.500 GW Gesamtleistung. Die zusätzlichen rund 35 GW für Deutschlands Wärmepumpen-Hochlauf verschwinden darin. Wenn aber bis 2030 unser Strom zu 80 Prozent, statt derzeit 41 Prozent, bilanziell gesehen klimaneutral sein soll, wo müssen wir ansetzen, damit die Wärmepumpen nicht zu viel grünen Strom absaugen? Das fragte die Bundesregierung das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).
2022 installierte der Heizungsbau mit 236.000 Einheiten oder nahe 60 Prozent aller Wärmeerzeuger mehr als doppelt so viel Wärmepumpen in Neubauten wie Erdgasheizungen. Die Betonung liegt auf Neubauten. Im Bestand nähert sich ihr Anteil gerade Mal den drei Prozent. Öl und Gas mit zusammen 74 Prozent sind der Wärmepumpe heute noch um den Faktor 25 überlegen. Er, der Faktor, schmilzt jedoch auf einen Wert unter drei, sollten die 6 Mio. Umweltwärmelieferanten von hochgerechnet 25 Mio. Heizungen 2030 tatsächlich Realität sein. Mit grünem Strom als Antrieb der Maschinen hat dieser Ausbau seinen höchsten Klimaschutzeffekt und er erspart uns Erdgasimporte.
Hält der aktuelle Zuwachs von Wind- und PV-Strom Schritt mit dem Hochlauf der elektrischen Wärmepumpen? Das DIW ging als Teilarbeit des Ariadne-Projekts dieser Frage nach. Ariadne (Evidenzbasiertes Assessment für die Gestaltung der deutschen Energiewende, Projektleitung: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) wiederum ist ein Teilprojekt der Kopernikus-Projekte. Kopernikus, mit 400 Mio. Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis 2025 ausgestattet, steht für eine der größten Forschungsinitiativen der Bundesregierung zum Thema Energiewende.
Über 200 Institute als Auftragnehmer und Unterauftragnehmer konzentrieren sich auf die vier Sektoren Industrie, Gebäude, Mobilität und Strom. Gemeinsam wollen sie die Basis für eine sichere, klimaneutrale und bezahlbare Energieversorgung für Deutschland legen. Ariadne spielt in alle vier Sektoren hinein, indem die Studie politische Maßnahmen, mit denen sich die Energiewende erfolgreich umsetzen lässt, aus den Ergebnissen der vier Bereiche ableitet. Nach bisherigem Kenntnisstand reichen die politischen Bemühungen der Bundesrepublik weder aus, die eigenen, ambitionierten Klimaschutzziele zu erreichen, noch die Abhängigkeit von Energieimporten wesentlich abzumildern. Ariadne zeigt Möglichkeiten auf, das zu ändern.
Ariadne macht Vorschläge
Grundlage aller Ariadne-Arbeiten ist zunächst eine Bestandsaufnahme, der Status quo. Welche politischen Maßnahmen zur Erreichung der Klimaschutzziele gibt es bereits? Reichen sie aus, um die Klimaziele zu erreichen? Welcher Maßnahmen bedienen sich andere Staaten? Sind sie auf Deutschland übertragbar? Welche Instrumente kommen noch infrage? Was sind rechtliche Hindernisse? Von der CO2-Steuer bis zum Verbot fossiler Brennstoffe – Ariadne analysiert alle Möglichkeiten und fasst sie in einem Grünbuch zusammen.
Die Optionen des Grünbuch-Prozesses diskutieren die Beteiligten in einer zweiten Konsultations-Runde mit Politikern und Akteuren der Energiewende. Die Empfehlungen fließen in das Weißbuch ein. Das hält fest, welche politischen Maßnahmen auf Zuspruch in der Bevölkerung stoßen und welche nicht. Beispielsweise bis zu welchem Preis die Bevölkerung eine CO2-Steuer mitträgt und ab wann sie sich dagegen ausspricht.
Ariadne bündelt so sämtliche Kopernikus-Projekte zu einem politischen Maßnahmenkatalog. Die von der Regierung anvisierten 6 Mio. Wärmepumpen bis 2030 berühren die Stromerzeugung, beziehungsweise spezifischer die erneuerbare Stromerzeugung. Hält der Ausbau in Deutschland Schritt mit dem Wärmepumpen-Hochlauf? Die installierte Leistung der Erneuerbaren beträgt derzeit grob 150 GW, davon 65 GW Photovoltaik (PV).
Weiterführende Informationen: https://ariadneprojekt.de/
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