Das Energieeinsparungsgesetz (EnEG), die Energieeinsparverordnung (EnEV) und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) sollen zum Gebäudeenergiegesetz GEG 2018 in einem zweiten Anlauf zusammengeführt werden. Warum ist diese Neuerung notwendig?
Die Behandlung zusammengehöriger Themen in unterschiedlichen Gesetzeswerken war lange ein Kritikpunkt, der von VDMA und anderen Verbänden vorgetragen wurde. Gebäudetechnik und in Gebäude verbaute Technologie für erneuerbare Energien müssen zusammen betrachtet werden. Deshalb begrüßen wir die Zusammenführung und sehen schon in den Entwürfen aus der ersten Diskussionsrunde, dass sich einige Widersprüche aufgelöst haben. Es ist jedenfalls erfreulich, dass man sich ein zweites Mal an diese große Aufgabe wagt.
Welche Änderungen für Betreiber von großen Liegenschaften und für Planer sind heute schon absehbar?
Neben EPBD und Ökodesign-Richtlinie beobachten wir auch die EU-Energieeffizienzrichtlinie sehr genau. Diese wurde in ihrer Urfassung zur Zeit der europäischen Wirtschaftskrise in 2009 fertiggestellt. Damals konnte man sich nicht zu verbindlichen Zielen für die Nationalstaaten durchringen. Die Neufassung soll den Mitgliedsstaaten jetzt ermöglichen, verpflichtende Ziele zu setzen oder alternative Wege zu beschreiten.
Wir schätzen für Deutschland, dass man die alten Pfade nicht verlassen und weiter auf Förderungen der Energieeffizienzinvestitionen bauen wird. Die Effizienzziele wurden fortgeschrieben und um drei Prozentpunkte erhöht. Was konkret auf die Betreiber und Planer zukommt, bleibt vage. Sicher ist, dass beispielsweise das KfW-Förderprogramm für Nichtwohngebäude heute schon interessante Anreize setzt, da derzeit alle Investitionen in Gebäudeautomation im Bestand gefördert werden.
Der Branchenverband eu.bac bietet eine Systematik zur hersteller- und gewerkeübergreifenden Effizienzbewertung von Gebäuden. Wie spiegeln sich die höheren Anforderungen aus der DIN EN 15232 im Bewertungsschema wider?
Das "eu.bac System" zur Effizienzbewertung von Gebäudeautomationssystemen wird derzeit an die Neufassung der Norm angepasst. Generell übersetzt das System die in der Norm in vier Klassen eingeteilten Automationssysteme in eine Skala von 0 bis 100 Punkten. Dies geschieht über ein Punktesystem, das in der Analyse auch Informationen zu Verbesserungspotentialen gibt.
Das "eu.bac System" bietet die einzigartige Möglichkeit, herstellerneutrale und standardisierte Informationen über ein Gebäudeautomationssystem zu gewinnen. Man kann jedem Gebäudebetreiber nur raten, sein System so analysieren zu lassen, um Schwachstellen aufzudecken und Verbesserungen anzustoßen.
Welche gesetzlichen Entwicklungen sehen Sie, die in den nächsten Jahren Auswirkungen auf die Energieeffizienz des Gebäudebestandes haben werden?
Im aktuellen Arbeitsplan für die Ökodesign-Richtlinie sind Gebäudeautomationssysteme explizit aufgeführt. Das bedeutet aber noch nicht, dass es darin langfristig eine Verordnung für Gebäudeautomation geben wird. Sicher ist aber, dass eine Vorstudie geschrieben wird, deren Ergebnisse relativ schnell verfügbar sein sollen. Der Vertrag zu einem ersten Teil der Studie wurde im Oktober 2017 vergeben. Die Ergebnisse werden in den Gesetzgebungsprozess auf die eine oder andere Weise einfließen.
Herausfordernd sind die enge Verzahnung der Gebäudeautomation mit den anderen Gewerken und die Tatsache, dass Teile der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik bereits in anderen Verordnungen für Heizung, Lüftungssysteme behandelt sind. Damit sind die Systemgrenzen schwierig zu ziehen.
Und technologische Entwicklungen?
Bezüglich neuer Technologien ist "Internet of Things (IoT)" derzeit das Buzzword. Dieser Trend wird sicher zu neuen Entwicklungen in den Systemen und Umwälzungen in den Märkten führen. Werden alle Produkte über ihre IP-Adressen erreichbar, dann ändert das aber noch nichts am Know-how, das ich vor Ort benötige, um auch die richtigen Produkte an der richtigen Stelle zu positionieren und zu adressieren.
Das zweite große Thema ist "Building Information Modeling", kurz BIM. BIM-Modelle werden sich in Zukunft von mehr oder weniger reinen 3D-Modellen zur frühzeitigen Kollisionsvermeidung zu Simulationsmodellen für den Gebäudebetrieb weiterentwickeln. Das erhöht die Transparenz und hebt das Thema Intelligenz im Gebäude nochmals auf eine neue Stufe. Hier gilt es für die Gebäudeautomatisierer, die richtigen Geschäftsmodelle für Dienstleistungen im Gebäude der Zukunft zu entwickeln.
Wie definieren Sie Building Information Modeling (BIM)?
BIM bezeichnet die digitale Darstellung eines Gebäudes und seiner Funktionen auf der Basis fortlaufend aktualisierter Daten. Es ermöglicht dabei eine verlässliche Datenbasis für alle an Planung, Umsetzung und Bewirtschaftung von Bauprojekten Beteiligten während des gesamten Lebenszyklus' eines Bauwerks, also von den ersten Planungen bis zum Abriss und Recycling.
Welche Aktivitäten haben Sie in Bezug auf das Thema BIM schon unternommen?
Um für das Thema BIM und Gebäudeautomation die Grundlagen zu schaffen und diese in die relevanten Papiere, Normen und Gremien einzubringen, wurde vom Fachverband Automation + Management für Haus + Gebäude des VDMA der Arbeitskreis "BIM und Gebäudeautomation" gegründet. Im VDMA-Arbeitskreis soll für die Gebäudeautomation die Zusammenarbeit mit dem VDI und dem DIN koordiniert werden.
Eine Kooperation mit dem BIM-Arbeitskreis des Bundesindustrieverbands Technische Gebäudeausrüstung e.V. (BTGA) ist geplant. Auf diesem Weg soll die Berücksichtigung von Gebäudeautomation und der gesamten Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) bei den VDI-, DIN-, CEN- und ISO-Aktivitäten bezüglich BIM erhöht werden.
Mit der VDI 3805, und deren internationalen Umsetzung in der ISO 16757 "Produktdaten für Anlagenmodelle der Technischen Gebäudeausrüstung", steht für die TGA eine standardisierte Schnittstelle zur Bereitstellung BIM-fähiger Daten zur Verfügung, die nun auch von der Gebäudeautomation genutzt werden soll.