In einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller am Pilotprojekt Beteiligten sind diese Hürden jetzt jedoch genommen – und für die Hausbesitzer kann der nächste Winter kommen, der sich aufgrund der H2-Versorgung in Sachen „Wärme“ kaum von den vorhergehenden unterscheiden dürfte.
Wie reagierten die Hausbesitzer?
Dass die Anlieger eines kompletten, mehrere hundert Meter langen Straßenzuges die Umstellung ihrer Gebäudeheizung von Erdgas auf Wasserstoff mitgemacht haben, war allerdings selbst für die engagiertesten Optimisten des Pilotprojektes etwas überraschend. Doch „die Anwohner waren von Anfang an sehr offen, Nutzer einer Energieversorgung mit regenerativ erzeugtem Wasserstoff zu werden. Einer der Gründe dafür ist sicherlich der Nachhaltigkeitsgedanke, den wir in der gesamten Gemeinde wahrnehmen“, erinnern sich Jonas Heilhecker und Georg Maatsch, die das Projekt für Energienetze Bayern vor Ort verantworten.
Der Tenor der Hausbesitzerfamilien: Wenn wir einen Beitrag dazu leisten können, dass unsere Gebäude auch künftig über die bestehenden Rohrleitungen mit dann klimaneutralem Gas beheizt werden können – warum sollten wir es nicht tun? Eine Haltung, die übrigens von deutlich mehr Anwohnern geteilt wurde, als letztlich am Pilotprojekt teilnehmen konnten.
Was sagt das Fachhandwerk?
Um die Umrüstung des Rohrabschnitts und die Neuinstallation der Wärmeerzeuger in den Gebäuden innerhalb nur knapp einer Woche zu realisieren, waren neben den Tiefbauern von Pfaffinger Bau gleich mehrere Heizungsbauunternehmen aus der Region engagiert. Alle wurden zuvor von Vaillant als Hersteller der Wärmetechnik entsprechend auf die neuen „100% H2-Brennwertgeräte“ geschult. Wobei im Heizungskeller selbst die einzelnen Handgriffe dann allerdings kaum anders waren als bei der Installation eines „normalen“ Gas-Brennwertgerätes, stellten sowohl Anton Selensky (Heizung Sanitär Stachel, Ingolstadt) als auch Bernd Mantsch (Mantsch Heizung Sanitär Klima, Ingolstadt) fest: „Die »100% H2-Brennwertgeräte« unterscheiden sich zwar in einigen Details von den bekannten Gas-Brennwertgeräten des Herstellers, unter anderem bezüglich der Verbrennungstechnik oder der Abgasführung. Die Baumaße und die Anschlüsse entsprechen aber 1:1 den bisherigen Anlagen, bis hin zur Steuerung oder der Anbindung von Fühlern. Das macht uns die Arbeit sehr einfach.“
Das Zusatzequipment, die Signalanlagen, die Magnetventile und Messeinrichtungen für Gas in der Umgebungsluft, sind für die beiden Heizungsbau-Profis in diesem Zusammenhang nicht der Rede wert: „Wir sprechen hier von einem Pilotprojekt. Hier wird mit doppelter und dreifacher Sicherheit gearbeitet. Das ist der einzige Grund für die Zusatzinstallationen. Die Heizungen selbst würden genauso gut auch ohne funktionieren und wären deswegen nicht minder sicher.“
Was sagen die Sachverständigen?
Die leitungsgebundene Versorgung von rund einem Dutzend Gebäuden im Bestand auf Grundlage einer vorhandenen Infrastruktur wie in Hohenwart ist in dieser Größenordnung bundesweit wohl einma-lig. Entsprechend engmaschig wird das Pilotprojekt von Sachverständigen begleitet. Gemeinsam mit Vaillant-Projektleiter Fox haben Dipl.-Ing. Markus Döllel im Vorfeld das bestehende Verteilnetz und Dipl.-Ing. Jürgen Klement die Gasinstallationen bis zu den angeschlossenen Wärmeerzeugern detailliert erfasst. Klement ist selbst als ausgewiesener Experte überrascht, in welch gutem Zustand die Bestandsanlagen trotz mehrjährigen Betriebs nach wie vor sind: „Die geforderte Dichtheitsprüfung auf 100 Prozent wurde beispielsweise ohne jegliche Auffälligkeit bestanden und trotz der unterschiedlichen Eigenschaften von Wasserstoff und Erdgas lagen die installierten Gasströmungswächter so nah an der idealen Dimensionierung, dass selbst die nicht ausgetauscht werden mussten.“