Der kumulierte Nutzwärmebedarf für Raumwärme und Warmwasser in Deutschland liegt aktuell bei rund 800 TWh/a. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Erdwärmepumpen das Potential bieten, bis zu 75 Prozent dieses Wärmebedarfes zu decken, also etwa 600 TWh/a. Außerdem können dieselben Systeme große Teile des klimabedingt steigenden Kühlbedarfs bereitstellen. „Erdwärmepumpen sind heute bei vielen Herstellern am Markt verfügbar. Die Systeme arbeiten äußerst effizient, decken ein breites Leistungsspektrum ab und bieten erprobte Lösungen für die klimafreundliche Bereitstellung von Wärme und Kälte“, erklärte Bracke. „Die Hemmnisse für den Markterfolg liegen also weniger im technischen Bereich als bei Förderrichtlinien, Genehmigungsverfahren, mangelnder Investitionsbereitschaft und dem Fachkräftemangel.“
In der Roadmap wird festgestellt, dass im Jahr 2045 bereits 12 Mio. installierte Wärmepumpen notwendig seien, um die klimapolitischen Ziele zu erreichen. Bei gleichbleibend wachsendem Zubau wie in den vergangenen Jahren würden jedoch über 7 Mio. Anlagen fehlen. „Das Fortschreiben des aktuellen Weges oder nur geringfügige Anpassungen werden nicht zum Ziel führen und eine erfolgreiche Wärmewende wird verpasst.“
Aufgrund der im Vergleich zu Luftwärmepumpen deutlichen höheren Effizienz von Erdwärmepumpen sollte auch ihr Anteil im Feldbestand deutlich ausgebaut werden. Einem breiten Ausrollen von Erdwärmepumpen in den Markt stehen jedoch vielfältige Hemmnisse im Wege, wie unzureichende politische und regulatorische Rahmenbedingungen sowie mangelnde Investitionsbereitschaft der Wohnungswirtschaft, der privaten und öffentlichen Immobilieneigentümer und der Energieversorgungsunternehmen. Ein Flaschenhals ist die voraussehbare unzureichende Verfügbarkeit von Fachkräften im Bereich der Brunnenbaubranche, der Bohrbranche und dem Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik-Handwerk.
Sechs Empfehlungen
Die Roadmap stellt daher nicht nur den Sachstand zum Thema Erdwärmepumpen in Deutschland zusammen. Sie benennt auch die regulatorischen und volkswirtschaftlichen Hemmnisse, die einem flächendeckenden Einsatz im Wege stehen. Schließlich werden sechs Handlungsempfehlungen aufgezeigt, um die Klimaziele zu erreichen:
Erstens sollten die Bundesländer ihre pauschalen und weitreichenden Restriktionen überarbeiten, reduzieren und idealerweise bundesweit vereinheitlichen. Insbesondere der vorgeschobene Gegensatz von Gewässerschutz und Geothermie entspreche nicht dem Stand der Technik. Die Genehmigungen müssen nach transparenten Kriterien, zuverlässig und zeitnah erteilt werden.
Zweitens müsse die Ausbildung im Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik-Handwerk mit seinen 400.000 Handwerkern die Wärmewende inhaltlich in den Fokus nehmen. Auch das Bohrhandwerk brauche mehr Kapazitäten. Beispielsweise würden 200.000 zusätzliche Erdwärmepumpen jährlich mehr als 40 Mio. zusätzliche Bohrmeter pro Jahr erfordern. Das heißt, es fehlen kurzfristig mindestens 2.500 Bohrgeräte und weit über 6.000 Fachkräfte.
Drittens müssten sich die Genehmigungsbehörden in die Lage versetzen, ziel- und umsetzungsorientiert zu agieren, etwa durch eine vorausschauende Anpassung der Stellenpläne und die konsequente Besetzung dieser Stellen.
Viertens müsse der Einbau fossiler Heizungen so schnell wie möglich untersagt werden und Bestandsanlagen deutlich vor dem Jahr 2045 ausgetauscht werden. Dazu müssten Bund und Länder jetzt entsprechende Anreizprogramme entwickeln. Parallel dazu solle der Gesetzgeber elektrische Energie für Wärmepumpen von Steuern und Abgaben entlasten.
Fünftens müssten die vorhandenen geologischen Daten durch die jeweiligen Landesdienste vervollständigt werden und die Landesdienste die Daten des Untergrundes bis 200 Meter Tiefe kurzfristig und diejenigen bis 400 Meter Tiefe mittelfristig flächendeckend bereitstellen.