KWK

BHKW für das Kloster Andechs

Donnerstag, 06.06.2019

Das Kloster bringt sich mit KWK auf den aktuellen Stand der Technik.

Das Kloster Andechs.
Quelle: Kloster Andechs
Das Kloster Andechs ist mit seiner Lage auf dem "Heiligen Berg" seit dem 12. Jahrhundert als Wallfahrtsort bekannt und damit die älteste Wallfahrt Bayerns.

Nähert man sich dem Ammersee von Westen, dann sticht dem Betrachter schon weit vor dem Seeufer eine Kirche ins Auge, die sich auf dem gegenüberliegenden Ostufer über dem See erhebt. Ortskundige wissen natürlich, dass es sich dabei um die Andechser Wallfahrtskirche handelt. Jedoch haben nicht viele Menschen Einblick in die dem Gebäudekomplex zugrundeliegende Energie- und Gebäudetechnik.

Auch wer sich aus Richtung Starnberger See dem Kloster nähert, ob als Autofahrer, Radler oder Wanderer, wird das imposante Gebäudeensemble schon aus größerer Entfernung erkennen. Und der "durstige Wanderer" kann sich schon einmal auf eine frisch gezapfte "Andechser Halbe" im Biergarten freuen. Auf dem Parkplatz angelangt, der einem Dutzend Busse und etwa 200 Pkw Platz bietet, wird die Größenordnung der Anlage dann erst besser erkennbar. Das Benediktinerkloster mit Wallfahrtskirche thront ganz oben am Berg, darunter befinden sich die Verwaltungsgebäude, das Bräustüberl, der Klostergasthof, die Gebäude der Brauerei, der Metzgerei sowie einige andere Gebäude für Veranstaltungen und Logistik. Den Wallfahrer und Ausflügler dürfte das zwar weniger interessieren, aber es handelt sich doch um eine beträchtliche Gebäudeansammlung für die gewerbliche Nutzung.

Das Kloster Andechs ist mit seiner Lage auf dem "Heiligen Berg" seit dem 12. Jahrhundert als Wallfahrtsort bekannt und damit die älteste Wallfahrt Bayerns. Die klösterliche Brautradition reicht ebenfalls bis ins Mittelalter zurück und der Braubetrieb wurde auch nach der Säkularisierung 1803 weitergeführt. Bereits 1850 wurde Andechs Wirtschaftsgut der Benediktinerabtei "Sankt Bonifaz" in München und hat damit auch die Aufgabe, das wirtschaftliche Wohlergehen beider Klöster sicherzustellen. Den Mittelpunkt dieser ökonomischen Ausrichtung bilden die Klosterbrauerei mit einer jährlichen Bierproduktion von über 100.000 Hektolitern und natürlich die Gastronomie.

Betrieb braucht viel Energie

Damit sind wir beim Thema Energie. Es ist unmittelbar einleuchtend, dass nicht nur das Kloster, sondern in besonderem Maße die Gaststätten und die Brauerei sehr viel Energie in Form von Elektrizität und Wärme benötigen.

Nun fühlt sich das Kloster als Benediktinerabtei schon seit langem einer nachhaltigen Bewirtschaftung verpflichtet und hat sich daher schon im Jahr 2000 entschlossen, am "EMAS"- Programm der Europäischen Union teilzunehmen. "EMAS", kurz für: "Eco-Management and Audit Scheme", ist ein freiwilliges Instrument der EU, das Unternehmen und Organisationen jeder Größe und Branche unterstützt, ihre Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern. Wer an den regelmäßigen Überprüfungen teilnimmt und entsprechende Daten veröffentlicht, kann daher das Logo für "Geprüftes Umweltmanagement" von "EMAS" verwenden. Der letzte konsolidierte Bericht von Klosterbrauerei und -gaststätten stammt aus dem Jahre 2017. Insgesamt befindet sich das Umweltmanagement des Klosters bereits im 20. Jahr und dokumentiert so die Bedeutung, die dem Thema zugemessen wird.

Diesem Bericht ist zu entnehmen, dass das Kloster seit Jahren stetig an der Reduzierung des Energieverbrauchs arbeitet, insbesondere für die Klostergastronomie und die Brauerei. So war es nur folgerichtig, auch die Leistungsfähigkeit der gesamten Heizanlage zu überprüfen und diese technisch auf den neuesten Stand zu bringen. Nach entsprechender Planungszeit wurde die Umstellung im Laufe des Jahres 2017 durchgeführt, so dass mittlerweile mit 2018 die Daten für ein volles Wirtschaftsjahr vorliegen.

Entscheidung pro Kraft-Wärme-Kopplung

Vor der Modernisierung betrug der jährliche Wärmebedarf insgesamt rund 1,5 Mio. kWh. Erzeugt wurde die Wärme von zwei Heizkesseln mit einer Leistung von 700 kW, wobei der zweite redundant betrieben wird, um die erforderliche Sicherheit in der Versorgung zu gewährleisten. Als "Kraftstoff" war schon seit Jahren Erdgas im Einsatz, so dass hier keine Umstellung erforderlich war.

Dennoch stellte sich für das Team um den Leiter Betriebstechnik der Klosterbrauerei, Andreas Weikenstorfer, die Frage, mit welchen Maßnahmen hier eine deutliche Einsparung zu realisieren wäre. Der Einsatz eines Blockheizkraftwerks (BHKW) lag nahe und nach intensiver Prüfung der in Frage kommenden Handwerkspartner fiel die Wahl auf das Unternehmen Lackner Energietechnik, das jahrelange Erfahrungen im Umgang mit Blockheizkraftwerken vorweisen konnte und als Partner des Herstellers KW Energie bereits eine Vielzahl von "smartblock"-BHKW installiert hat. Darüber hinaus verfügt Lackner Energietechnik auch über fundierte Erfahrungen im Service der "smart-blocks".

Erdgas-BHKW
Quelle: G. Hloch
Das Erdgas-BHKW "smartblock 50" weist eine elektrische Leistung von 50 kW und eine thermische Leistung von 100 kW auf.

Pufferspeicher in einem Heiztechnikraum.
Quelle: G. Hloch
Für den sinnvollen Betrieb des Blockheizkraftwerks wurde ein Pufferspeicher mit einem Volumen von 8.800 Litern installiert.

Angesichts des hohen Wärmebedarfs war es naheliegend, aus der zur Verfügung stehenden Palette den "smartblock 50" zu wählen, der mit einer elektrischen Leistung von 50 kW und einer thermischen Leistung von 100 kW die erforderliche Performance bieten konnte. Doch der Einsatz eines Erdgas-Blockheizkraftwerks erforderte noch weitere Maßnahmen: Die Heizanlage hatte bisher ohne einen Pufferspeicher gearbeitet und die notwendige Wärme wurde je nach Bedarf vom Heizkessel erzeugt. Für den sinnvollen Einsatz des BHWK wurde es also notwendig, einen Pufferspeicher zu installieren, um eine möglichst hohe Laufzeit des "smartblocks" zu ermöglichen. Daher wurde ein Pufferspeicher mit einem Volumen von 8.800 Litern installiert. Ergänzt wurden die Maßnahmen durch den Austausch der bestehenden Umwälzpumpe durch eine moderne Hocheffizienz-Umwälzpumpe.

Die Installation der KWK-Lösung durch Lackner Energietechnik sowie deren Einbindung in die gesamte Anlage erfolgte laut Weikenstorfer "außerordentlich professionell und in kürzester Zeit". Im Umfeld der beiden bestehenden Heizkessel sowie des großen Pufferspeichers wirkt der "smartblock 50" optisch geradezu kompakt und unauffällig.

Ergebnis kann sich sehen lassen

Das Ergebnis der genannten Maßnahmen könne als voller Erfolg bezeichnet werden. Auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass "für das Kloster nicht ausschließlich wirtschaftliche Überlegungen im Vordergrund standen, sondern ebenfalls die ökologische Verantwortung, der sich das Kloster als Wirtschaftsunternehmen stellt", wie Pressesprecher Martin Glaab betont.

Dennoch können die Zahlen von Betriebsleiter Weikenstorfer beeindrucken: So wurden im ersten vollen Betriebsjahr 2018 insgesamt 1,1 Mio. kWh Wärme und 724.000 kWh Strom verbraucht. Nach der Modernisierung ist der Wärmeverbrauch folglich um rund 27 Prozent zurückgegangen. Das BHKW lief in diesem Zeitraum rund 6.400 Stunden und hat hierbei etwa 306.000 kWh Strom und 567.000 kWh Wärme erzeugt. Der "smartblock 50" hat damit 42 Prozent der benötigten elektrischen Energie und 53 Prozent der Wärme geliefert. Vom erzeugten Strom wurden 93 Prozent selbst genutzt, lediglich sieben Prozent wurden ins öffentliche Stromnetz eingespeist.

Auch wenn das Kloster keine konkreten Zahlen zur finanziellen Einsparung nennen wollte, lässt sich erkennen, dass eine Reduzierung von 27 Prozent (400.000 kWh) bei der genutzten Wärme sowie ein Anteil von 42 Prozent (306.000 kWh) des selbst erzeugten Stroms am Gesamtverbrauch zu ganz erheblichen Kosteneinsparungen geführt haben. Dementsprechend dürften sich die Investitionen in die Kraft-Wärme-Kopplung nach wenigen Jahren amortisiert haben. Und – ganz im Sinne des Umweltmanagements: Das Kloster Andechs hat durch die Modernisierungsmaßnahmen im Jahr 2018 rund 150 t CO2 eingespart.

Ein Heiztechnikraum.
Quelle: G. Hloch
Vor der Modernisierung betrug der jährliche Wärmebedarf insgesamt rund 1,5 Mio. kWh. Erzeugt wurde die Wärme von zwei Heizkesseln mit einer Leistung von 700 kW.

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