Führende Hersteller berichten über die aktuelle Marktsituation und geben ihre Prognosen für die weitere Entwicklung ab.
Heizungsbranche – alles stabil?!
Mittwoch, 17.04.2019
Zu den Potentialen und aktuellen Herausforderungen des (deutschen) Heiztechnikmarktes standen dem HeizungsJournal Rede und Antwort:
- Stefan Thiel, Vertriebsleiter bei Buderus Deutschland/Bosch Thermotechnik GmbH
- Rolf Meier, Vertriebsleiter Commercial der Elco GmbH
- Frank Schellhöh, Geschäftsführer der MHG Heiztechnik GmbH
- Georg Blümel, Geschäftsführer der Rotex Heating Systems GmbH
- Dr. Tillmann von Schroeter, Geschäftsführer der Vaillant Deutschland GmbH & Co. KG
- Bernhard Steppe, Geschäftsführer Vertrieb der Wolf GmbH
Die Heizungsindustrie kann auf zwei erfolgreiche Jahre im deutschen Markt zurückblicken: So wurden in 2017 insgesamt 712.000 Wärmeerzeuger (+ 3 Prozent gegenüber 2016) und im vergangenen Jahr 732.000 Wärmeerzeuger (+3 Prozent gegenüber 2017, lt. BDH) abgesetzt. Wird diese positive Entwicklung Ihres Erachtens anhalten?
Thiel (Buderus):
Wie alle Bereiche der Wirtschaft unterliegt auch die SHK-Branche Konjunkturzyklen. Kurz- und mittelfristig erwarten wir, dass die positive Entwicklung weiter anhält. Das schließt natürlich nicht aus, dass diese sich abschwächen kann, was auch von den politischen und allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängt. Das Handwerk ist seit Jahren sehr gut ausgelastet, weshalb wir in konjunkturell schwierigeren Zeiten den Abbau des Auftrags- und damit auch des Investitionsstaus erwarten.
Meier (Elco):
Nach unseren Erfahrungen resultieren die Wachstumsraten der letzten beiden Jahre überwiegend aus dem Neubaugeschäft. Theoretisch ließe sich dieser Absatz noch steigern, denn für 2019 prognostizieren die Bauverbände im Bereich Wohnungsbau wieder ein deutliches Wachstum von 5,5 Prozent. Allerdings fehlen dazu die Kapazitäten im Handwerk. Die Auftragsbücher sind voll und der Nachwuchs bleibt aus. Es gibt zu wenig Auszubildende in den handwerklichen Berufen – viele junge Menschen gehen vorzugsweise in die Industrie.
Schellhöh (MHG):
Der Sanierungsbedarf in Deutschland ist ungebrochen hoch. Zudem hat es die Heizungsindustrie geschafft, im Wettbewerb um Ressourcen beim Fachhandwerk, sich positiver zu positionieren und Kapazitäten aus anderen Bereichen besser zu binden. Aus diesem Grund gehe ich davon aus, dass sich der Markt für Wärmeerzeuger auch im kommenden Jahr positiv entwickeln wird.
Blümel (Rotex):
Das Marktpotential ist auch 2019 und darüber hinaus gegeben. Vor allem der Bereich der Modernisierung ist längst noch nicht ausgereizt. Hier gibt es noch viel Potential. Aufgrund der guten Baukonjunktur und der damit verbundenen hohen Nachfrage gibt es einen großen Engpass an Handwerkern, der sich durch den Fachkräftemangel in dieser Branche noch verstärkt. Viele Handwerksunternehmen geraten mittlerweile an ihre Kapazitätsgrenzen. Das ist ein großer Risikofaktor, der auch die Dynamik im Heizungsmarkt bremsen könnte.
von Schroeter (Vaillant):
2018 blicken wir in der Tat auf eine positive Entwicklung am Heiztechnikmarkt zurück. Wir erwarten auch 2019 einen stabilen Trend für weiteres Wachstum, das unserer Ansicht nach aber nicht so hoch wie 2018 ausfallen wird. Generell sehen wir aber aufgrund des demografischen Wandels ein mittelfristiges Risiko für den Markt. Um die Installations-Kapazität und -Qualität weiter auf einem hohen Niveau zu halten, benötigen wir hochqualifizierte Fachhandwerker, eine qualifizierte Zuwanderung und so weit wie möglich vormontierte Geräte für eine einfache und schnelle Installation.
Steppe (Wolf):
Mit "positiver Entwicklung" sind wir vorsichtig. Die Marktentwicklung war stabil und eher nur moderat wachsend. Trotz vieler neuer Techniken und innovativer Systeme sehen wir keine deutlichen Impulse für eine bessere Marktentwicklung. Die Sanierungsquote ist weiterhin zu niedrig und beim Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern sank die Zahl der Neubaugenehmigungen in 2018 um fast zwei Prozent.
Als Treiber dieses Wachstums wird häufig das dynamische Neubaugeschäft genannt, der Sanierungssektor setzt jedoch nicht die erhofften Impulse. Mit welchen Mitteln kann es gelingen, die "Patienten" im Bestand (endlich) zu aktivieren?
Thiel (Buderus):
Treiber für das Wachstum ist nicht nur das Neubaugeschäft, sondern auch die Heizungsmodernisierung in Bestandsgebäuden. Hier liegt noch ein großes Potential. Es sind zahlreiche Aktivitäten von allen Marktteilnehmern nötig, um auch im Bestand die Sanierungsquote auf das erforderliche Niveau zu bringen und die CO2-Einsparziele zu erreichen – seitens der Politik, der Industrie, dem Handwerk und den Verbänden. Aber auch seitens der Medien, die eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung der Kunden für das Thema spielen und wesentlich dazu beitragen können, die "Patienten" zu erreichen und zu aktivieren.
Meier (Elco):
Durch die mangelnde Kapazität im Handwerk zeigen selbst bessere politische Rahmenbedingungen wenig Wirkung. Doch es gibt an anderer Stelle eine effektive Stellschraube: Die rasante Digitalisierung hilft uns, Prozessabläufe im Handwerk zu beschleunigen. Moderne digitale Techniken, wie Tablets zum Aufmaß einer Heizungsanlage, Online-Bestellungen rund um die Uhr oder optimierte Logistikketten mit Just-in-time-Lieferung, unterstützen die Heizungsbauer und Monteure. So sparen sie Zeit und Kapazitäten für weitere Projekte.
Schellhöh (MHG):
Um unsere Klimaziele umzusetzen, ist es unumgänglich, dass die Sanierungsquoten auf dem Heizungssektor deutlich erhöht werden. Abgesehen von Kapazitätsengpässen im Fachhandwerk, muss die Politik darauf hinwirken, Anreize zu schaffen, alte und ineffiziente Anlagen gegen neue auszutauschen. Eine Möglichkeit wäre die Abschreibung auf Investitionen in energetische Sanierungen in Privathaushalten. Auch die Förderung von modernen Öl- und Gas-Brennwertanlagen, im Austausch gegen alte Anlagen mit dem gleichen Energieträger, würde uns deutlich näher an die Erreichung unserer Ziele bringen.
Blümel (Rotex):
Wir müssen den Kunden aufzeigen, dass eine moderne Heizung mehr kann, als "nur" Wärme zu erzeugen und den Komfortgedanken mehr in den Vordergrund stellen. Eine Wärmepumpe kann zum Beispiel an heißen Sommertagen über die Fußbodenheizung und Konvektoren eine sanfte Kühlung schaffen. Vielen Endkunden ist diese Möglichkeit nicht bewusst. Gleichzeitig kann ein modernes Heizsystem auch im Bestand für mehr Autarkie sorgen: Der Trend geht ganz klar da hin, dass Wärmepumpen vermehrt in Kombination mit Photovoltaik betrieben werden. Ein Modell, dass aufgrund steigender Energie- und Strompreise beim Kunden gut ankommt. Hier bietet das Endkundenmarketing eine gute Chance, auf beide Vorteile aufmerksam zu machen und das Sanierungsgeschäft nachhaltiger zu aktivieren.
von Schroeter (Vaillant):
Es ist richtig, dass wir in 2018 ein solides Wachstum im Neubaugeschäft sehen konnten. Das Fundament des Geschäftes im Heiztechnikmarkt fußt aber weiterhin auf dem stabilen Absatz im Baubestand. Hier setzen wir alles daran, die Sanierung im Bestand voranzutreiben und die Austauschquote zu erhöhen. Wie das gelingen kann, zeigt unsere letzte Kampagne "D-Mark-Heizung raus". Damit konnten wir mehr als 300.000 Modernisierungswillige erreichen, die ihre Heizung erneuern wollen. Diesen Interessenten müssen wir Lösungen wie "HeizungOnline" bieten, mit denen sie schnelle Systemvorschläge und einen passenden Fachhandwerker finden.
Steppe (Wolf):
Es gibt in Deutschland eine Menge von Altanlagen, die dringend ersetzt werden müssen. In erster Linie wäre die steuerliche Absetzbarkeit von energetischen Sanierungsmaßnahmen ein sehr effektives Mittel. Auch verstetigte, für Bauherren kalkulierbare Förderund Finanzierungsmaßnahmen von BAFA und KfW sind effektive Hebel.
"Bei den 2017 genehmigten Wohngebäuden sind Wärmepumpen mit einem Anteil von 43 Prozent erstmals das beliebteste Heizungssystem – und lassen damit Gas als Energieträger hinter sich", war in einer Pressemitteilung des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) e.V. Anfang des vergangenen Jahres zu lesen. Wie haben Sie das Marktgeschehen bei der Wärmepumpentechnologie erlebt?
Thiel (Buderus):
Der Absatz von Wärmepumpen boomt, und wir konnten uns in diesem Segment gut behaupten. Im Neubau entscheidet sich mittlerweile mehr als jeder zweite Investor bei unseren Kunden für Wärmepumpen. Effizienz und Schallentwicklung spielen eine wichtige Rolle. Aber wesentliche Aspekte für eine perfekte Wärmepumpenanlage sind auch die komfortable Installation und der Kompetenzaufbau beim Fachhandwerk sowie abgestimmte Dienstleistungen für die Handwerkspartner. Buderus hat entsprechende Lösungen entwickelt und damit einen wichtigen Schritt vollzogen, diese Technologie voranzutreiben. Systemlösungen für den Neubau ist eines unserer zentralen Themen.
Meier (Elco):
Die Wärmepumpentechnologie ist ein sehr dynamischer Markt mit starkem Wettbewerb, auch aus dem Ausland. Diese Technik reduziert den CO2-Ausstoß und bietet eine sehr gute Alternative, um das Klimaziel zu erreichen. Außerdem ist der Markt nicht mehr nur Spezialisten vorbehalten: Heute baut auch der klassische Heizungsbauer Wärmepumpen ein. Elco bietet dem Handwerk dazu einen umfangreichen Service, von der genauen Planung und Inbetriebnahme durch speziell geschulte Kältetechniker bis hin zur Wartung. Für die Nutzer steht übrigens nicht mehr so sehr die Effizienz, also der COP-Wert, im Vordergrund, sondern eher ein geräuscharmer Betrieb, um den Wohlfühlfaktor zu steigern.
Schellhöh (MHG):
Es ist tatsächlich so, dass die Wärmepumpe im Neubau gut akzeptiert ist. In der Sanierung sieht das bislang anders aus. Aufgrund der üblicherweise höheren Vorlauftemperaturen ist die Effizienz der Wärmepumpe hier schlechter. Daher hat sie im Austauschmarkt gegen Gas- und Öl-Kessel bisher noch bei Weitem nicht in dem Umfang punkten können wie im Neubau.
Blümel (Rotex):
Wärmepumpen sind de facto die Standardtechnologie im Neubau. Wir erleben, dass nur sehr wenige Kunden bei neuen Gebäuden überhaupt noch aktiv an fossile Technologien denken. Deshalb wird der durch die Statistik belegte Trend hin zur Wärmepumpe noch weitergehen. Dennoch sind viele Heizungsbauer mit dieser Zukunftstechnologie immer noch nicht vertraut bzw. fühlen sich noch unsicher. Dabei gibt es auch im Bestand – gerade bei jüngeren Häusern mit Baujahr ab 1990, die bereits mit Niedertemperatur-Fußbodenheizungen ausgestattet sind – schon viel Potential für den Einsatz von Wärmepumpen. Hier liegt für den Heizungsbauer ein deutliches Potential für Mehrumsatz beim Heizungstausch.
von Schroeter (Vaillant):
Die Technologie Wärmepumpe ist für uns einer der bestimmenden Treiber des Marktgeschehens. Wir investieren deswegen bereits seit mehreren Jahren deutlich sowohl in die Forschung und Entwicklung als auch in neue Produkte. Das Wärmepumpengeschäft ist dadurch zu einem der wesentlichen Träger unseres Erfolges und Wachstums geworden. Dabei sehen wir, dass etwa 50 Prozent unserer Wärmepumpen in den Neubau gehen und 50 Prozent in den Austausch. Die Tendenz geht klar in Richtung Luft/Wasser-Wärmepumpe – mit dem erfolgreichen Start von drei neuen Produktfamilien befeuern wir diesen Trend.
Steppe (Wolf):
Auch wir haben das so erlebt. Unsere Absatzzahlen bei Wärmepumpen sind deutlich gestiegen. Auch aufgrund der zunehmenden Nachfrage haben wir unser Produktprogramm in dieser Sparte durch neue, hocheffiziente Geräte weiterentwickelt. Ich bin mir sicher, dass wir hier auch künftig noch deutlich zulegen.
Wie beurteilen Sie die Rolle der hybriden Heizsysteme – auf Basis der Wärmepumpentechnik – bei der Sanierung von Bestandsgebäuden und der Wärmeversorgung von Nichtwohngebäuden?
Thiel (Buderus):
Hybridsysteme aus Wärmepumpe und Öl- beziehungsweise Gas-Brennwertkessel werden vor allem in der Modernisierung an Bedeutung gewinnen. Entscheidend für die Marktdurchsetzung ist auch das Verhältnis der Preise von Öl, Gas und Strom. Im Mehrfamilienhaus – auch im Neubau – sind Hybridsysteme geeignet, um spezielle Anforderungen, wie hohe Warmwassertemperaturen, zu erfüllen. Wichtig ist generell ein intelligentes Energiemanagement, das alle Komponenten zu einem smarten Gesamtsystem verbindet. Von Bedeutung ist dabei die Regelung und, wenn erforderlich, ein übergeordneter Energiemanager. Buderus ermöglicht seinen Kunden technologieoffen hybride Lösungen für fast alle Anwendungsfälle. Aber nochmal und ganz wichtig: Schlüssel ist die intelligente Regelung beziehungsweise das intelligente Energiemanagement.
Meier (Elco):
Abgesehen von den Nichtwohngebäuden ist es unserer Ansicht nach ebenso sinnvoll, Hybridsysteme in älteren Wohngebäuden einzusetzen. Der Vorteil besteht vor allem darin, die Hygienevorschriften im Warmwasserbereich erfüllen zu können. In Baden-Württemberg haben wir außerdem gute Erfahrungen mit Hybridanlagen gemacht: Dort schreibt das novellierte Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWärmeG) bei der Installation einer neuen Heizanlage im Bestand vor, mindestens 15 Prozent des jährlichen Wärmebedarfs aus erneuerbaren Energien zu decken. Unter dem Strich spart das Gesetz jährlich knapp 400.000 t CO2 in Baden-Württemberg ein.
Schellhöh (MHG):
Bei der Sanierung von Bestandsgebäuden kann der Einbau einer Hybridheizung, als Kombination aus einer Wärmepumpe und einer Gas- oder Öl-Brennwertheizung, sinnvoll sein. Auf diese Weise kann der Nachteil der Wärmepumpe im Betrieb bei höheren Vorlauftemperaturen ausgeglichen werden. Dies allerdings nur in einer mittel- oder langfristigen Perspektive, da heute die deutlich höheren Investitionskosten im Vergleich zu einer reinen Gas-Brennwertheizung eine Hybridheizung nicht amortisieren lassen. Sollten sich die Kosten für Strom auf der einen und Gas oder Öl auf der anderen Seite mittelfristig entsprechend entwickeln, ist die Hybridheizung eine Alternative.
Blümel (Rotex):
Hybride Heizsysteme sind eine hervorragende Lösung und das nicht nur in der Sanierung. Ihr Vorteil in der Sanierung ist ganz klar die Möglichkeit, den vorhandenen Gas-Kessel einfach und sicher zu ersetzen, im Notfall zunächst auch ohne das Wärmepumpen-Modul. Diese Systeme eignen sich aber auch gut in Neubau-Mehrfamilienhäusern. Hier wird die Wärmepumpe schwerpunktmäßig für die Heizung und das Gas-Modul als Unterstützung für die Warmwasserversorgung eingesetzt. Durch die hohen Vorlauftemperaturen bis zu 80 °C sind so die gesetzlichen Anforderungen für die Trinkwassertemperatur in der Ringleitung leicht zu erfüllen.
von Schroeter (Vaillant):
Sicher ist die Kombination eines Gas- oder Öl-Brennwertgerätes und einer Wärmepumpe eine mögliche Lösung für die Wärme- und Warmwasserversorgung. Wir sehen Hybridgeräte in Deutschland jedoch nicht auf der Gewinnerseite. Ein wesentlicher Grund dafür liegt in der Höhe des Strompreises. Wenn die Kilowattstunde Gas um den Faktor 5 kostengünstiger ist, als die Kilowattstunde Strom, dann kann ich Hybridsysteme zwar aus Umweltgesichtspunkten, aber nicht aus Kostenaspekten einsetzen. Die Ausrichtung auf einen einzigen Energieträger ist unter diesen Voraussetzungen deutlich wirtschaftlicher.
Steppe (Wolf):
Diese Heizsysteme machen nur mit Smart Grid Technologie Sinn und wenn durch eine flexible Strompreisgestaltung ein wirtschaftlicher Anreiz für Endkunden gegeben ist. Nur so rechnen sich die Mehrkosten für hybride Heizsysteme. Bereits zur ISH 2015 haben wir marktreife Systeme vorgestellt. Gerade für größere Gebäude liegen wir mit unseren Klima-Split-Systemen genau richtig. Wir sind für diesen Markt gut gerüstet und können jederzeit individuelle Lösungen anbieten.
Laut BDH-Angaben für den deutschen Heizungsmarkt 2018 werden die alternativen bzw. regenerativen Wärmeerzeugungs-Technologien Holzheizung (Pellet-, Hackgut- und Stückholz-Kessel) und Solarthermie wohl weitere Absatzeinbußen hinnehmen müssen (- 9 Prozent bei der Holzheizung und - 8 Prozent bei der Solarthermie im Vergleich zu 2017). Welche Schlüsse ziehen Sie aus diesen Trends?
Thiel (Buderus):
Gerade die Solarthermie ist eine wesentliche Ergänzung des Heizsystems um eine regenerative Komponente. Wir messen dieser Technologie nach wie vor einen großen Stellenwert bei. Viele Kunden wünschen sich die Möglichkeit einer modularen Erweiterung ihrer neuen Heizungsanlage für einen späteren Einsatz von regenerativen Energien wie Holz oder Solarthermie. Die Solarthermie stellt auch in Zukunft eine ideale Ergänzung zu einem Öl- oder Gas-Brennwertkessel dar. Bei einer Wärmepumpe wird die Kombination mit einer PV-Anlage die gängigste Lösung sein. Als Systemexperte richten wir unser Produktportfolio durch modular erweiterbare Heizsysteme an den Kundenwünschen aus.
Meier (Elco):
Holz und Solarthermie sind immer noch stark an Fördergelder und Energiepreise gekoppelt. Wenn die Energiepreise weiter steigen, wird das Bewusstsein des Endkunden in Bezug auf regenerative Energien und umweltschützende Maßnahmen wachsen. Bisher sind die Investitionskosten im Vergleich mit den Einsparmöglichkeiten zu gering. Zudem muss das Handwerk in diesen komplexen Technologien sowohl für Verkauf als auch für Montage von der Industrie besser geschult werden, um den Kunden überzeugen zu können.
Schellhöh (MHG):
Die Solarthermie verliert den Wettbewerb um die Dachflächen gegen Photovoltaik-Anlagen. Diese amortisieren sich heute schneller und sind durch aktive und innovative Vertriebsmodelle insbesondere der Energieversorgungsunternehmen auch mittelfristig profitabler. Aus diesem Grund wird die Solarthermie auch in Zukunft ein schwieriges Marktumfeld vorfinden.
Blümel (Rotex):
Ich bin davon überzeugt, dass die Solarthermie zukunftsfähig ist und bleibt, denn sie ist zu 100 Prozent erneuerbar und mit ihr lassen sich gesetzliche Vorgaben wie das EEWärmeG einfach erfüllen. Im Moment ist sie etwas aus der Mode, aber sie wird in Zukunft wieder verstärkt nachgefragt werden. Holzkessel dagegen werden aufgrund strengerer Richtlinien bei der Feinstaubbelastung eher ein Nischendasein fristen. Dazu kommen die immer bessere Leistungsfähigkeit, verbesserte Effizienz sowie höhere Vorlauftemperaturen von Wärmepumpen als alternative Zukunftstechnologie.
von Schroeter (Vaillant):
Wir haben uns aus dem Pelletmarkt zurückgezogen und bieten hier auch keine Produkte mehr an. Solarthermie ist in der Kombination mit Gas-Brennwerttechnik vor allen Dingen im Neubau nach wie vor eine gefragte Lösung. Im Baubestand geht der Sieg im Wettbewerb um die Dachfläche aber klar an die Photovoltaik. Das bedeutet für uns, dass wir das bislang schon sehr gute Wachstum im Bereich Photovoltaik weiter ausbauen wollen. Deswegen bieten wir hier schlüssige Gesamtkonzepte, die zusammen mit Batteriespeicher und Wärmepumpe das intelligente und effiziente Energiemanagement im Gebäude verbessern.
Steppe (Wolf):
Diese Wärmeerzeuger-Technologien führen wir nicht in unserem Portfolio. Bei Solarthermie bewegen wir uns seit Jahren in einer Abwärtsbewegung, hoffen aber auf eine Belebung, denn diese Technik ist zukunftsfähig und für jeden Hausbesitzer eine sinnvolle Ergänzung seiner Heiztechnik. Wolf bleibt hier weiter dran: So haben wir kürzlich ein arbeitserleichterndes Montagesystem und einen Online-Solarkonfigurator für die einfache und sichere Planung der Anlage auf den Markt gebracht. Wir hoffen, dass Solarthermie wieder zu einem positiven Trend wird.
Das Angebot an ausgeklügelter Systemtechnik für Heizung, Lüftung und Warmwasserbereitung ist mittlerweile sehr groß – für den investierenden Häuslebauer und Sanierer bisweilen "unübersichtlich". Wie heben Sie sich hier vom Wettbewerb ab?
Thiel (Buderus):
Durch unser zentrales Markenversprechen: "Buderus – die Systemexperten". Gerade in diesem Bereich können wir unsere Stärke als Systemanbieter besonders unter Beweis stellen. Weil die Möglichkeiten mittlerweile ausgesprochen vielfältig sind, schätzen Heizungsfachfirmen unser Angebot der vorkonfigurierten Komplettsysteme für unterschiedlichste Anwendungsfälle. Das reduziert den Aufwand sowohl bei der Konfiguration als auch beim Einbau. Buderus hat zahlreiche abgestimmte "Logaplus"- und "Logasys"-Systempakete im Portfolio, die komfortabel miteinander kombiniert werden können.
Meier (Elco):
Das Alleinstellungsmerkmal von Elco ist ganz klar unser Service. Wir unterstützen Handwerk und Endkunden mit Servicedienstleistungen. Bei Bedarf betreuen wir die Anlage ein Leben lang und sorgen für gleichbleibend hohe Effizienz und einen störungsfreien Betrieb. Zum Beispiel mit unserem "Long Live Service" über fünf bis zehn Jahre. Das ist ein Rundum-Sorglos-Service inklusive Wartung und aller Teile, ähnlich einer Garantie. Mit einem Festpreis, der über die gesamte Vertragslaufzeit reicht und sämtliche Verbrauchsteile beinhaltet – also ein seriöses Angebot ohne Fallstricke. So etwas bietet niemand sonst in der Branche. Falls gewünscht, übernehmen wir auch im Auftrag des Handwerkers die Wartungsverträge. Hier schaffen wir weitere Kapazitäten im Handwerk.
Schellhöh (MHG):
"Keep it simple". Der Heizungsbauer sucht nach Heizungslösungen, die er technisch selbst einfach beherrschen kann. Zu komplexe Anlagen mit oft nicht notwendigen Eigenschaften werden häufig abgelehnt, Effizienz und Zukunftsfähigkeit müssen dabei gewährleistet bleiben. Deshalb arbeiten wir nach unserem Zielbild: "einfach. kompetent. in jeder Beziehung."
Blümel (Rotex):
Unsere Produktphilosophie ist es, dass die Produkte so einfach wie möglich installiert, in Betrieb genommen und betrieben werden können. Dazu legen wir insbesondere Wert darauf, relevante Funktionen in das Produkt zu integrieren und damit den Heizungsbauer zu entlasten. Dies macht das Produkt für unsere Kunden beherrschbar und weniger fehleranfällig.
von Schroeter (Vaillant):
Im Neubau gehen wir den Weg in Richtung von Energiezentralen, die alle Technologie und Peripherie beinhalten – wie zum Beispiel unsere neue "All-in-one"-Wärmepumpe "recoCompact". Wir bieten hier eine attraktive Lösung sowohl für den Endkunden als auch den Fachhandwerker, die besonders raumsparend alles verbindet, was im modernen Neubau benötigt wird. Auch im Baubestand setzen wir nicht darauf, nur die Technologieauswahl, sondern vor allen Dingen auch den gesamten Prozess vom Wunsch nach einer neuen Heizung bis hin zum Einbau möglichst einfach zu halten. Unser Portal "Heizung-Online" ist hierbei ein attraktives Angebot, um sowohl schnell die gewünschte Systemlösung als auch einen kompetenten Fachhandwerker zu finden.
Steppe (Wolf):
Als Heiz- und Klimaspezialist haben wir schon immer ein großes Know-how, wenn es um gesundes Raumklima geht. Um den Hausbesitzern und Bauherren gute Aufklärung zu bieten, bedienen wir natürlich alle Kommunikationskanäle mit nützlichen Informationen – sei es auf unserer Homepage, über Social-Media-Kanäle bis hin zu Ausstellungen bei Fachpartnern und Verbrauchermessen. Aber allem voran statten wir unseren Vertrieb und damit auch unsere Fachpartner über unsere Akademien mit größtem Wissen aus. So sind sie beste und kompetenteste Ansprechpartner für Endkunden und Investoren.
"Digitale Heizung" ist seit einiger Zeit ein wichtiges Schlagwort in der Heizungsbranche. Wie groß ist das Interesse seitens des installierenden Fachhandwerks an den diversen realisierbaren Vernetzungsszenarien und darauf aufbauenden (digitalen) Dienstleistungen?
Thiel (Buderus):
Wie bei vielen neuen Angeboten und Dienstleistungen sollten wir auch der digitalen Heizung noch etwas Zeit geben. Die Umsetzung in diesem Bereich läuft – und Handwerkspartner sowie Anlagenbetreiber, die vorhandene Möglichkeiten wie Heizungssteuerung oder Monitoring via Internet nutzen, sind durchweg begeistert. Laufend kommen neue Optionen und Lösungen hinzu und das Interesse im Fachhandwerk wächst. Buderus als Hersteller und Systemexperte unterstützt auch in diesem Punkt seine Kunden mit Service und Dienstleistungen.
Meier (Elco):
Das Interesse an Vernetzung ist da, die Umsetzung verläuft allerdings noch sehr schwierig. Wir als Industrie müssen hier weiter unterstützen und eine gewisse Sicherheit im Umgang und der Anwendung neuer digitaler Techniken geben. Als Hersteller gehen wir voran: Alle Elco-Geräte sind internetfähig und erlauben über diesen Zugang einen Präventivservice und Diagnosemöglichkeiten. Bei Montage und Inbetriebnahme der Konnektivität bieten wir dem Handwerk deshalb Unterstützung.
Schellhöh (MHG):
Die Anforderungen sind insbesondere von technisch interessierten Investoren und Fachhandwerkern vorhanden. Wenn die Installation der digitalen Komponenten insbesondere dem Fachhandwerker zu komplex oder anfällig erscheint, führt das noch häufig dazu, dass dann doch wieder konventionelle Regelungssysteme eingesetzt werden. Um auch weniger technikaffinen Kunden den Zugang zu digitalen Services zu ermöglichen, arbeiten wir an weiter vereinfachten Lösungen, die sich problemlos umsetzen und betreiben lassen.
Blümel (Rotex):
Für viele Heizungsbauer ist die Digitalisierung noch ein notwendiges Übel. Sie ist eine große Herausforderung für das Handwerk und nur soweit akzeptiert, wie sie unmittelbar nützlich ist, also zum Beispiel bei der Fehlerbehebung. Wir fokussieren uns deshalb auf das Wesentliche: Der Kunde will möglichst wenig mit der Heizung zu tun haben. Das bedeutet, dass ihre Bedienung so einfach und intuitiv wie möglich sein muss.
Wir haben uns daher in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Regelung und einfacher Bedienung beschäftigt. Mit dem neuen "Rotex eye" setzen wir auf eine Regelung, die nicht nur eine einfache und schnelle Inbetriebnahme ermöglicht, sondern auch für den Endkunden alles auf einen Blick darstellt: den aktuellen Betriebsmodus, einfaches Umstellen von Heizen auf Kühlen, einfache Temperaturregelung sowie Zeiteinstellungen. Optional kann damit das System auch per App mit dem Smartphone gesteuert werden. Diese Philosophie findet auch beim Handwerk Unterstützung.
von Schroeter (Vaillant):
Hier sehen wir eine große Spreizung im Markt – von Fachhandwerkern, die extrem aktiv sind, über manche Partner, die in der Phase des Testens und Ausprobierens sind, bis hin zu denen, die eine digitale Heizung vollständig ablehnen. Letztendlich steigt die Anzahl unserer verkauften, konnektiven Regelungen spürbar an – genauso wie die Zahl der Fachhandwerkspartner, die sie nutzen und einbauen. Wir haben hier aber noch einen Weg zu gehen, auf dem wir Überzeugungsarbeit leisten und noch bessere Daten-Dienstleistungen bauen müssen.
Steppe (Wolf):
Digitale Dienstleistungen und Konnektivität werden auf jeden Fall immer wichtiger. Wünsche in dieser Technologie – sprich: Smart Home – werden zunehmend von Verbrauchern an unsere Fachpartner herangetragen. Hier entsteht also ein gewisser Druck. Für das Fachhandwerk bieten wir digitale Dienstleistungen an, wie Planungs-, Ersatzteil- bis hin zu Regelungs-Apps. Auch sind unsere Systeme bereits über Sprache steuerbar. Der Trend ist nicht aufzuhalten. Wir entwickeln auch auf diesem Gebiet immer weiter.
Das Jahr 2018 geht, laut Deutschem Wetterdienst (DWD), offiziell als "das wärmste Jahr in Deutschland seit Messbeginn 1881" in die Geschichte ein. Welchen Stellenwert messen Sie angesichts dieser Tatsache dem Anwendungsfall "Gebäudekühlung und Entfeuchtung", gerade unter den Gesichtspunkten der Systemtechnik und Vernetzung mit z.B. PV-Anlagen, bei?
Thiel (Buderus):
Das Thema Gebäudekühlung wird in den kommenden Jahren einen zunehmend höheren Stellenwert bekommen. Das gilt sowohl im Bereich Ein- und Zweifamilienhaus als auch in Mehrfamilienhäusern und Gewerbeimmobilien. Der Komfort steht hier ganz eindeutig im Fokus. Was sich im Fahrzeugbau in den vergangenen 15 Jahren entwickelt hat – praktisch alle neuen Autos sind heute mit einer Klimaanlage ausgestattet –, wird auch ein Trend im Gebäudebereich. Dabei kommen, je nach Anwendungsbereich, unterschiedliche Technologien zum Einsatz.
Meier (Elco):
Gerade in modernen Gebäuden nimmt die Lüftung und Klimatisierung einen immer höheren Stellenwert ein: Angenehmes Raumklima, hohe Behaglichkeit und einfache Bedienung stehen für Endkunden immer mehr an oberster Stelle. Die Wärmepumpe ist dafür eine sehr gute Lösung, denn diese Technologien können sowohl heizen als auch kühlen, ohne dass zusätzliche Kosten entstehen.
Schellhöh (MHG):
Für Gewerbeimmobilien wird die Gebäudekühlung ein wesentlicher Bestandteil sowohl im Neubau als auch in der Sanierung sein. Aufgrund der doch relativ hohen Investitionskosten bei der Sanierung im Wohnbau bleibt diese Technik wahrscheinlich in naher Zukunft eher den besserverdienenden Personen vorbehalten, da es sich aktuell noch um ein "Luxusgut" handelt. Der Wohnungsneubau dürfte dagegen durch kombinierte Heiz-/Kühlanlagen eher für dieses Thema ansprechbar sein.
Blümel (Rotex):
Wie gesagt, ist die Möglichkeit der sanften Kühlung mit einer Wärmepumpe eine große Chance für die Endkundenansprache. Wenn es darum geht, den Komfort durch Kühlung und Entfeuchtung in den Vordergrund zu stellen, können wir von der Klimatechnik-Industrie einiges lernen. Die Kombination von PV und Wärmepumpe ist gerade für die Kühlung ideal, da eine hohe Parallelität von Kühlbedarf und PV-Stromerzeugung beziehungsweise -Verfügbarkeit besteht.
von Schroeter (Vaillant):
Gebäudekühlung und Entfeuchtung entwickeln sich zu einem nachhaltigen Trend im Markt. Daher ist in den meisten Anlagen für Neubauten die Kühlung in unseren Wärmepumpen serienmäßig integriert. Für den Baubestand oder den Neubau ohne entsprechende Wärmepumpe bieten sich Split-Klimageräte an. 2018 haben wir begonnen, Mono- und Multisplit-Klimageräte wieder zu vermarkten. 2019 gehen wir damit breiter in den Markt. In der Kombination mit Photovoltaik ist das eine perfekte Lösung für die Erhöhung des Anteils an selbst erzeugtem und genutztem Strom. Denn bei besonders hoher Sonneneinstrahlung und Stromproduktion wird auch die meiste Kühlung benötigt.
Steppe (Wolf):
Gut gedämmte Häuser können im Sommer zum Problem werden. "Aufgeheizt" bleibt die Wärme im Gebäude. Mit einer Wohnraumlüftung nutzt man kühle Nachtluft und erhält ein angenehmes und ausgewogenes Raumklima. Wärmepumpen kühlen über die Fußbodenheizung. Ausgestattet mit Smart Grid Technologie können sie variable Stromtarife nutzen. Bei Anbindung an eine PV-Anlage greifen sie auf kostengünstigen, selbsterzeugten Strom zu. Bei größeren Gebäuden ist ein Klima-Split-System eine kompakte Lösung zur effektiven Gebäudekühlung und Entfeuchtung. Alles in allem haben diese Systeme einen sehr hohen Stellenwert in unserer Produktstrategie.
Zu guter Letzt: Das Thema "Sektorenkopplung" bzw. "Konvergenz der Energienetze Gas und Strom" rückt den Gebäudebereich und hier vor allem den Bilanzraum Heizung, Lüftung, Kühlung und Warmwasserbereitung mehr und mehr in den Fokus des politischen wie öffentlichen Interesses. Wie nehmen Sie die Diskussionen rund um die "power-to-x"-Technologien (v.a. "power-to-heat", "power-to-gas", "power-to-liquid") wahr?
Thiel (Buderus):
E-Fuels, also synthetische Kraft- und Brennstoffe, können eine echte Alternative zur Vision der weitestgehenden Elektrifizierung im Verkehrssektor und bei der Gebäudebeheizung sein. Sie sind CO2-neutral und leisten damit einen wichtigen Beitrag, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Es ist vorstellbar, dass moderne Öl- und Gas-Kessel sich zukünftig mit geringen technischen Änderungen mit bis zu 100 Prozent E-Fuels betreiben lassen. Wichtig ist dabei, dass sich die E-Fuels im Rahmen der bisherigen Normen zu Fuels bewegen. Als Ersatz könnten E-Fuels also den fossilen Energieträgern beigemischt werden, sodass kein radikaler Technologiewandel erfolgen muss.
Meier (Elco):
"power-to-x" ist ein ausgezeichneter Weg, den CO2-Ausstoß drastisch zu senken. In die Zukunft führt hier die Kopplung zwischen Strom- und Wärmesektor: Überschüssige Energie, unter anderem aus regenerativer Windkraft, lässt sich dann nutzen, um beispielsweise eine Wärmepumpe anzutreiben. Sie erzeugt Wärme und speichert diese in einem Puffer, so dass die umgewandelte Energie später als Heizwärme nutzbar ist. "power-to-heat" verspricht also hohe Flexibilität und geringe Kosten.
Schellhöh (MHG):
Die Sektorenkopplung ist politisch gewollt und in Anbetracht der Energieinfrastruktur in Deutschland auch technologisch sinnvoll. Allerdings müssen hier noch wesentliche regulatorische Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die Sektorenkopplung in der Praxis relevant wird. Das fängt bei intelligenten Stromzählern an, die Energieverbrauch und Leistung in engen Zeitrastern erfassen und mit flexiblen Preismodellen gekoppelt sind. Aber auch für die zukünftige Energiebesteuerung muss Klarheit her. "power-to-heat", "power-to-gas" und "power-to-liquid" können dann sehr interessante Optionen werden, um im deutschen Technologiemix die CO2-Reduktionsziele bei möglichst geringen Kosten und Investitionen zu erreichen.
Blümel (Rotex):
Die Sektorenkopplung ist wichtig, denn erneuerbarer Strom (also "power") muss regelbare Abnehmer haben, weil er selbst nur begrenzt regelbar ist. Ich bin aber der Meinung, dass "power-to-gas" und "power-to-liquid" überschätzt werden, da es bei der Umwandlung vom Strom in den Brennstoff hohe Verluste gibt. Gleichzeitig sind zu geringe Stromüberschüsse vorhanden, um die Ressource Strom zu verschwenden. "power-to-heat" hingegen wird eine große Bedeutung haben. Smart Meter werden neue Stromtarife ermöglichen, die die Flexibilität der steuerbaren Heizung begünstigen. Das wird mit geringeren Heizkosten positiv für die Kunden sein und gleichzeitig gut für die Energiewende, da Bedarf und Angebot synchronisiert werden.
von Schroeter (Vaillant):
Wir halten es ökologisch und volkswirtschaftlich für sinnvoll, überschüssige Wind- oder Solarenergie in Prozessen zu nutzen, in denen zum Beispiel aus diesem Strom Gas hergestellt und in die vorhandene Infrastruktur eingespeist wird. Parallel dazu muss der Anteil an gasadaptiven Geräten am Markt weiter wachsen. Das ist einer der Puzzlesteine auf dem Weg der Energiewende und wir brauchen sehr viele davon, um die anspruchsvollen Ziele, die wir uns gesetzt haben, auch zu erreichen. Zweiter Punkt dazu ist der generelle Trend zu Elektroheizungen, sprich: Wärmepumpensystemen, mit einer flexiblen Speichernutzung. Diese Systeme können Wärme und warmes Wasser sehr flexibel herstellen und speichern – wenn zu viel Strom zur Verfügung steht. Deswegen sehen wir die Wärmepumpe auch als Chance für die Sektorenkopplung.
Steppe (Wolf):
"power-to-x", insbesondere "power-to-gas", ist sehr interessant, da hier die bestehende Infrastruktur und die Speichermöglichkeiten der bestehenden Gasnetze sinnvoll genutzt werden – ohne Flächenverbrauch von landwirtschaftlicher Nutzfläche oder gar natürlichen Lebensräumen.
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