Luft nach oben

Die Eazy Systems GmbH fokussiert sich auf Stellantriebe, Regeltechnik sowie Verteiler und Elektro-Fußbodenheizungen für den dreistufigen Vertriebsweg.

Das Unternehmen ist Tochtergesellschaft der Möhlenhoff GmbH aus Salzgitter. Aber warum benötigt es überhaupt einen weiteren Anbieter in diesem Marktsegment? Was will das Unternehmen aus dem südlichen Niedersachsen anders machen? Die HeizungsJournal-Redaktion sprach mit Florian Seelmann, Geschäftsführer der Eazy Systems GmbH, über diese und andere Fragen.

Herr Seelmann, Eazy Systems ist eine hundertprozentige Tochter der Möhlenhoff GmbH. Beide Unternehmen sind Spezialisten für Einzelraumregelung und thermische Stellantriebe. Warum bedarf es hier überhaupt einer Unterscheidung? Warum zwei Unternehmen und zwei Marken? Wäre es am Markt nicht einfacher mit nur einer Organisation?

Wir sind Partner auf Augenhöhe, die einen gemeinsamen Weg gehen und Synergien nutzen. Zugleich sind unser Auftritt und Angebot am Markt komplett voneinander getrennt. Schließlich handelt es sich um zwei eigenständige Firmen mit eigenem Einkauf, eigener Fertigung und Logistik und einem eigenständigen Vertrieb. Der große Unterschied ist: Eazy Systems hat die Strukturen für die Dreistufigkeit, mit eigenen Produkten, Preisen, Logistik und einem eigenen Handelsvertreter-Netz – während Möhlenhoff sich an OEM-Kunden wendet. Die Produktentwicklung ist komplett eigenständig unter unserer Regie, dennoch fertigen wir nach den strengen Qualitätsrichtlinien und Normen der Möhlenhoff-Gruppe. Wir bieten dem Markt dadurch eine effiziente Einzelraum-Temperaturregelung. Dazu zählen neben Stellantrieben auch hochpräzise Raumtemperaturregler sowie verdrahtungssichere und komfortable Regelklemmleisten. Wir haben die Besonderheiten des Fachgroßhandels und Fachhandwerks stets vor Augen und Möhlenhoff kann sich weiter voll und ganz auf das OEM-Stammgeschäft konzentrieren. Als Gruppe wachsen wir dann gemeinsam.

Dieser Markt erscheint jedoch ausgereift und besetzt. Thermische Stellantriebe sind seit Jahren Teil eines jeden Fachgroßhandel-Programms und vermutlich nicht wirklich im Fokus des installierenden SHK-Fachhandwerks. Wo sehen Sie hier Ihre Chancen?

Zum einen sind wir als agiles Unternehmen sehr flexibel. Wir haben in gewisser Weise eine Mentalität wie ein „Start-up“, einen absoluten Kundenfokus. Wir müssen keine alten Zöpfe abschneiden, weil wir keine haben. Unerfahren sind wir dennoch nicht. Mit unserer eigenen Geschichte und dem Marktführer Möhlenhoff im Rücken, müssen wir keinen Vergleich scheuen. Wir haben einige Bereiche entdeckt, die aus unserer Sicht bisher stiefmütterlich behandelt wurden. Unser Eindruck ist, dass es bekannte aber unausgesprochene Probleme speziell für Stellantriebe gibt, um die wir uns gerne kümmern und Lösungen anbieten.

Welche „Probleme“ im Bereich Stellantriebe sollen das konkret sein?

Oft lassen sich Probleme in der Wärmeverteilung auf Stellantriebe zurückführen oder besser gesagt: auf eine falsche Kombination von Stellantrieb, Ventil und Verteiler. Unseres Wissens können nur wir – also auch Möhlenhoff – Modelle von Stellantrieben bieten, die für wirklich alle Ventile geeignet sind! Das Handwerk und der Handel haben da bisher ein Problem, dessen Ursache ihnen in dieser Deutlichkeit noch nicht bekannt ist.

Lassen Sie mich das an einem Beispiel erklären: Der Installateur kommt auf die Baustelle und stellt fest, dass sein Standard-Stellantrieb nicht funktioniert. Oft sind die Marken von Verteiler, Ventil und Stellantrieb nicht bekannt. Entweder man tauscht komplett aus oder man geht das Risiko ein und tauscht nur den Stellantrieb gegen einen neuen aus. Die Erfahrung zeigt: Das Gewinde passt so gut wie immer. Der Stellantrieb ist aber trotzdem oft der falsche, selbst wenn er sich problemlos montieren lässt. Die daraus resultierenden Probleme sind bekannt, die Ursache des falschen Schließmaßes leider kaum. Und dann geht es mit der Fahrerei und der Fehlersuche los. !PAGEBREAK()PAGEBREAK!

Das müssen sie uns jetzt bitte genauer erklären: Der Stellantrieb passt, ist aber dennoch der falsche?

Der Markt unterscheidet bei Stellantrieben oft nur nach dem Gewindemaß, zum Beispiel M30x1,5. Das Gewindemaß als alleinige Unterscheidung beim Austausch oder bei individueller Erstmontage reicht aber aus unserer Sicht nicht. Dem Fachhandwerker wird indirekt suggeriert, dass Stellantriebe austauschbar sind, sobald das Ge-winde passt. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Das zweite wichtige Maß ist das sogenannte „Schließmaß“.

Das Schließmaß gibt das Maß vom Gewindeansatz bis zum gedrückten Ventilstößel an. Der Stellantrieb muss ja in der Lage sein, das Ventil komplett zu öffnen und zu schließen. Das ist mit dem Gewindemaß allein nicht der Fall. 80 Prozent der Verteiler/Ventile verfügen über ein Standardschließ- und Gewindemaß und nahezu alle Stellantriebe sind passend. Das bedeutet aber auch, dass 20 Prozent nicht passend sind. In diesen Fällen lassen sich die Stellantriebe aufgrund des passenden Gewindemaßes zwar montieren, aber die Schließmaße passen nicht zusammen. Als Folge schließt oder öffnet sich das Ventil nicht ganz, der Heizkreis wird nicht ganz kalt oder warm. Wenn man sich vor Augen führt, wie winzig und kurz die Regelstrecke bauartbedingt ist, dann weiß man, warum Abweichungen rund um nur einen Millimeter deutlich spürbare Regelabweichungen von Flächenheizungen nach sich ziehen. Und das bedeutet Reklamationen, weitere Anfahrten und aufwendige Fehlersuche. Im schlimmsten Fall muss der komplette Verteiler samt Stellantrieben ausgetauscht werden.

Woher weiß der Installateur, dass das Trio „Verteiler, Ventil und Stellantrieb“ fehlerfrei funktioniert?

Dafür empfehlen wir dem Installateur unsere selbst entwickelte Schließmaßlehre. Mit ihr kann das Gewinde- und Schließmaß direkt auf der Baustelle ermittelt werden. Es wird sofort klar, ob der vorhandene Stellantrieb passt bzw. welche Maße er haben sollte. Mit unserem Universaladapter bieten wir zugleich die Möglichkeit, einzelne Antriebe direkt austauschen zu können. Das Schließmaß wird einfach passend justiert. Sowohl die Schließmaßlehre als auch den Universaladapter werden wir als „Rescue Kit“ anbieten.

Unsere Stellantriebe sind von vornherein normenkonform gemäß EN 60730-1 und können somit bedenkenlos verbaut werden. Das betrifft natürlich auch die Zuleitung und andere Sicherheitsparameter. Mit einem Stellweg von 5 mm (in der Grundausstattung) sind sie sehr flexibel. Sie können in allen Montagelagen installiert werden und sind mit 1 Watt Leistungsaufnahme energieeffizient. Wer den Komfort einer Adaptermontage bevorzugt, findet neben der Überwurfmutter-Montage auch hier eine passende Ausführung. Auch Varianten mit „First-Open“-Funktion oder manueller Öffnungsfunktion zählen zu unserem Portfolio. Ganz neu haben wir mo-torische Stellantriebe in 230 V und 24 V für Ventile mit größeren Stellwegen und Stellkräften im Programm. Auch eine proportionale Ausführung mit 0-10 V Steuerspannung und ein „Bluetooth“-Heizkörperthermostat sind erhältlich. Solche passgenauen Lösungen sind wichtig. Eben weil ein schlecht abgestimmtes System weit mehr als nur ein Komfortproblem ist. Denken Sie zum Beispiel an den hydraulischen Abgleich. Wenn die Grundvoraussetzungen für ein funktionierendes System nicht gegeben sind, wenn die Anlage nicht vollständig öffnen oder schließen kann, dann bringen alle Formeln, Berechnungen und automatische Abgleiche nichts.

Apropos „hydraulischer Abgleich“ von Heizungssystemen und speziell Flächenheizungen: Im Kontext der thermischen Stellantriebe sprachen Sie eben davon, dass hier „einige Bereiche stiefmütterlich behandelt wurden“. Ist der hydraulische Abgleich nicht das Stiefkind der Branche schlechthin? Mit welchen Lösungen können Sie dem installierenden SHK-Fachhandwerk hier konkret Ballast abnehmen?

Da kommt wieder unser „Mach es eazy“-Gedanke ins Spiel. Wir haben eine Klemmleiste entwickelt, die den hydraulischen Abgleich völlig selbständig und ohne vorherige Berechnungen automatisch durchführt. Die „Eazy Base 3 Balance“ ist TÜV-zertifiziert als „mindestens gleichwertig zum manuellen Verfahren“. Alle bereits vorhandenen Komponenten sind mit ihr kompatibel und werden per Steck- und Klemmtechnik angeschlossen. Vorhandene Stellantriebe und Raumtemperaturregler müssen nicht getauscht werden. Ein Algorithmus in der „Eazy Base“ erkennt dann automatisch, wie lange ein Heizkreis benötigt, um seine Zieltemperatur zu erreichen. Das System ordnet anschließend jedem Heizkreis entsprechende Zeitintervalle zu und verteilt selbstständig und automatisch die Wärme. Auch die Kühlfunktion kann für jeden Heizkreis zu- oder abgeschaltet werden. Selbst mit vorhandenen Raumreglern kann dann gekühlt werden. Das Signal wird einfach invertiert. Kurz gesagt: Der ganze bisherige Aufwand entfällt – etwa das Ermitteln von Gebäudeinformationen oder die bisherigen Berechnungen nach den bekannten Verfahren. Damit kann das Fachhandwerk schnell, günstig und „eazy“ den hydraulischen Abgleich erledigen. Weil das System BAFA-förderfähig ist, ergeben sich zusätzliche Einsparungen.