Vom Stellantriebsspezialisten zum Systemanbieter

Im deutschen SHK-Markt sind zweifellos viele Anbieter von Regeltechnik präsent. Was also muss man anders machen, um in diesem hart umkämpften Markt als Hersteller erfolgreich zu sein? Der Regelungsspezialist Eazy Systems aus dem niedersächsischen Bad Salzdetfurth berichtet darüber aus erster Hand und blickt zugleich auf zehn Jahre Firmengeschichte zurück.

Ein bisschen klingt es wie eine Erfolgsstory aus dem Silicon Valley: Drei Freunde tüfteln in ihrer Freizeit an thermischen Stellantrieben, um diese im OEM-Geschäft zu vermarkten. Sie werden damit erfolgreich und gründen 2013 die Kapitalgesellschaft „Eazy Systems“.

Erfinder der manuellen Öffnungsfunktion an Stellantrieben Florian Seelmann, Jens Heuer und damals noch Kai Kucharek entwickeln einen thermischen Stellantrieb mit einer manuellen Öffnungsfunktion. Was heute auch von anderen Herstellern angeboten wird, war damals eine echte Innovation: Die manuelle Öffnungsfunktion bewirkt, dass die Montage von Stellantrieben erleichtert wird und das Öffnen und Schließen des Antriebs jederzeit wiederholbar ist. Somit kann bei der Wartung der Durchfluss leicht realisiert werden und auch ein Notbetrieb ist möglich. Doch die Spezialisten für Stellantriebe schauen noch weiter über den Tellerrand.

Kompakten thermischen Stellantrieb entwickelt Denn Anfang der 2010-er Jahre steigen die Materialpreise am Markt. Das betraf damals auch Stellantriebe und Heizkreisverteiler für Fußbodenheizungen. Die Gründer entwickeln daraufhin einen deutlich schmaleren thermischen Stellantrieb, der im Verteilerschrank Platz findet. Dank des kompakten Stellantriebs lässt sich der Abstand zwischen den Ventilen im Heizkreisverteiler deutlich reduzieren. Somit kann der Verteiler kleiner konzipiert und an Materialkosten gespart werden. Der Mitgründer und heutige Geschäftsführer Florian Seelmann erinnert sich: „Wir waren plötzlich Innovationsträger und hatten etwas erfunden, das bis heute als echter Problemlöser funktioniert.“

Dreistufig innerhalb der Möhlenhoff-Gruppe Seit 2017 hat das Unternehmen die weltweit agierende Möhlenhoff-Gruppe als Mutterkonzern stärkend im Rücken. „Uns war aber völlig klar, dass wir weg vom OEM-Geschäft gehen und der dreistufige Vertriebsweg unser Weg ist,“ betont Seelmann. Eazy Systems sehe sich heute ganz klar als verlässlichen Partner für das Fachhandwerk und den Großhandel. Die Erfahrungen aus dem OEM-Geschäft habe man erfolgreich in die Dreistufigkeit übertragen, so der Geschäftsführer: „Wir sind einer von ganz wenigen Anbietern, die ihren Kunden einerseits eine Vielfalt von Personalisierung und Customization bieten können, also speziell für den Handel differenzierte und individualisierte Produkte, nichts von der Stange. Und der andererseits auch standardisierte Produkte im Portfolio hat, die als Marke funktionieren.“

Der 5.000 000ste Stellantrieb So sind die Stellantriebe von damals und deren Nachfolgeentwicklungen auch heute noch ein Verkaufsschlager, sodass der 5 Millionste Stellantrieb im Spätsommer vom Band der hauseigenen Produktion in Polen laufen wird. Die dortige 100-prozentige Schwesterfirma punktet mit kurzen Lieferwegen und viel Flexibilität. Sonderwünsche wie kleinere Stückzahlen, individuelle Fertigungen mit Kundenlogo oder spezielle Verpackungen werden hier schnell umgesetzt. Florian Seelmann betrachtet diese Individualität als wichtige Säule auf dem Weg zum Erfolg: „Wir können Hausmarken komplett bedienen. Auf Wunsch konstruieren und fertigen wir auch ein neues Produkt.“

Vom Spezialist für Stellantriebe zum etablierten Systemanbieter Lag in den Anfangsjahren der Fokus noch auf Stellantrieben, so gehören heute komplette Systeme der Verteiler- und Regelungstechnik zum Produktprogramm; etwa Raumthermostate, Klemmleisten, Funk- & Bussysteme, Elektro-Fußbodenheizungen, Verteilerschränke und Heizkreisverteiler. Man hat sich gemausert – vom einstigen Nischenanbieter hin zum klassischen Systemhersteller, der alles aus einer Hand bieten kann – von der Wand bis hin zum PE-Rohr.

Der Spirit: Überraschend einfach Auch wenn die Firma in den vergangenen zehn Jahren gewachsen ist – erwachsen fühlt man sich noch längst nicht. Man will innovativ, wendig und flexibel sein und dabei trotzdem zuverlässig und qualitätssicher bleiben – oder wie es das Firmenmotto sagt: Surprisingly simple (dt.: überraschend einfach).

Anders und sympathisch Sichtbar wird dieses Selbstverständnis etwa im Firmenauftritt in den Sozialen Medien. Da wird z.B. die neu erfundene Schließmaßlehre „Eazy Ding“ im Kühlschrank gezeigt – weil man sie einfach immer griffbereit haben sollte. Oder die offensive, rein in den Markt preschende Firmenstrategie wird beim Sponsoring-Engagement der Hildesheim Invaders verdeutlicht - ein erfolgreiches American Footballteam, das derzeit in der GFL2 spielt (vergleichbar etwa mit der 2. Bundesliga im Fußball).

Innovationsgetrieben Doch genauso wichtig sei es, im Service und produktseitig zu überraschen. Als wichtige Innovationen gelten neben neuen Thermostaten die Regelklemmleiste „Eazy Base 3 Balance“, mit der ein automatischer hydraulischer Abgleich und die Regelung der Fußbodenheizung in wenigen Minuten erfolgt sowie die erwähnte Schließmaßlehre „Eazy Ding“, mit deren Hilfe am Ende Ventile zu wirklich 100 Prozent öffnen und schließen.

Mit Speed voran in die Zukunft Als fast symbolisch wird das ab Sommer 2023 verfügbare „Eazy Speed Set“ gesehen. Dieses komplett vormontierte System zur Regelung von wassergeführten Fußbodenheizungen mit integriertem automatischem hydraulischem Abgleich besteht aus drei hauseigenen Produktinnovationen: Der vormontierten Regelklemmleiste, den passenden, vorverdrahteten Stellantrieben und dem vorinstallierten Heizkreisverteiler. Auf der Baustelle spart das wartungsfreie und komplett fertig vormontierte Set Zeit, zudem ist es förderfähig. Laut Geschäftsführer Florian Seelmann gibt es gar die weitere Marschrichtung vor: „Das Eazy Speed-Set spiegelt alle unsere Kernthemen. Nämlich Innovation, Schnelligkeit und eine breit aufgestellte Produktpalette, die sich an den Sorgen und Nöten des Fachhandwerkers und des Großhandels orientiert. Damit setzen wir die Segel in Richtung Wachstumskurs.“