PVT-Wärmepumpe für den Bestand
So etwa ganz aktuell das schon erwähnte „Duo-Hybrid“-Konzept: Dabei handelt es sich um die Kombination von Gas-Brennwerttechnik mit regenerativer Wärmepumpentechnologie und einem PVT-Dachabsorber als sowohl thermische als auch elektrische Energiequelle. Vornehmlich dachte Giersch bei dieser Entwicklung an den Bestand. Der hänge mehrheitlich ohnehin an einer Erdgasleitung und da in deutschen Wintern die Außentemperaturen selten über eine längere Periode im Frostbereich blieben – der Gasbrenner mithin nur selten anspringe –, sei diese Vernetzung gleichermaßen ökologisch wie ökonomisch wie sozial verträglich. Sozial verträglich soll sagen, „laute“ Luft als Kalorienspender hat es in engen Bestandsquartieren schwer und für Geothermie fehlt es an Fläche oder an Finanzmitteln oder an beidem.
Apropos Gas – in Hemer hält man sich alle Türen offen. Wir werden, hatte Jens Kater im Vorgespräch gesagt, via Studio unsere Kunden ebenfalls in Wasserstoff (H2) und Großwärmepumpen fit machen. Wohin die Energieträgerreise im Wärmemarkt geht, ist tatsächlich nicht detailliert vorherzusagen. Grüner Strom und Wärmepumpe ja, aber vielleicht doch auch zusätzlich zu Wasserstoff dekarbonisiertes norwegisches Erdgas. Das H2 müsste dann über ein zentrales Netz verteilt werden. An den Aufbau solch einer Struktur glaubt man in Hemer aus verschiedenen Gründen aber nicht. Eher an eine dezentrale Lösung, die grünen Überschussstrom, statt in einen Batteriespeicher einzulagern, in einem dezentralen häuslichen Wasserstoffkessel verfeuert. Das Verfahren habe den Charme, dass man im Bestand kein neues Wärmeverteilungs- und Wärmeübergabesystem benötige, keine Geothermie, keine Niedertemperaturheizung. Alter Öl- oder Gaskessel raus, neuer Wasserstoffkessel nebst Elektrolyseur hinein – fertig.
Wasserstoffkessel im nächsten Jahr
Jens Kater: „Wir sind dabei, solch eine Kessel- und Brennereinheit zu entwickeln, die zu 100 Prozent Wasserstoff verarbeitet und über einen eigenen Elektrolyseur verfügt, sodass diese Unit nur noch mit dem Heizungsvor- und -rücklauf verbunden werden muss. Sie kriegt einen Wasseranschluss und einen 230-V-Stromanschluss und produziert Wärme.“ Giersch hat ein Patent darauf angemeldet. Die Leistung reicht bis 50 kW für das Sechs- bis Zehnfamilienhaus. Ende 2023 könnte der Wärmeerzeuger auf den Markt kommen.
Noch in diesem Jahr werden die Sauerländer eine 50-kW-Hochtemperatur-Wärmepumpe für den industriellen Einsatz für Vorlauftemperaturen bis 90 °C präsentieren. Denn die Politik und die Industrie entdecken die Abwärmenutzung als Beitrag zum Klimaschutz. Giersch will sich da nicht ausklammern. Ebenfalls gehört quasi ab sofort eine Luftwärmepumpe für Leistungen bis 90 kW zum Programm. Das heißt indes nicht, dass das Werk die traditionellen Kernprodukte vernachlässigt. Der Absatzschwerpunkt liegt, nach eigenen Aussagen, noch immer auf Öl- und Gasbrennern, allerdings mit 60 Prozent Exportanteil. Inländisch ist die von CTC designte Wärmepumpenreihe der Verkaufsschlager. „Und zunehmend kommen natürlich Produkte wie »Duo-Hybrid« zum Tragen, nicht von den Stückzahlen her, aber von den Umsatzzahlen, weil wir hier einen sehr großen Teil der Wertschöpfungskette in der Hand halten.“
Klare Identität
Wir – wer ist wir? Der Hersteller in Hemer hat sich in den letzten Jahren mit einer klaren Identität schwergetan. Das Werk ging in seinen 70 Jahren Existenz durch verschiedene Hände und jeder Eigentümer versuchte, seinen Namen mit einzubringen: Giersch, Giersch CTC, Enertech, Enertech Division CTC. Giersch gehört, wie CTC, alpha innotec, Novelan und Waterkotte, zur Nibe Group. Die Schweden halten sich aber im Hintergrund und lassen zu, dass sich jede Firma am Markt mit ihren Kunden etabliert. Die verschiedenen Giersch-Logos trübten jedoch den Wiedererkennungswert des Hemeraner Feuerungsspezialisten ein. Der Geschäftsführer: „Wir führen gerade eine Namensbereinigung durch. Wir werden den einzigen Namen, der in der Branche seit 70 Jahren bekannt ist, wieder nach vorne bringen. Und das ist Giersch.“