Lüftung

„Schwebende“ Raumlufttechnik für die „Motorworld München“

Dienstag, 04.05.2021

Der Leistungsbereich der einzelnen RLT-Anlagen reicht von 1.000 bis rund 21.000 m³/h. Die Anzahl der Geräte und Technikzentralen – es sind so viele, dass es nicht möglich war, bei der Begehung den Überblick zu behalten – variiert dabei in Abhängigkeit von der in den unterschiedlichen Zonen benötigten Gesamtluftmenge. So wird beispielsweise das sich in der Lokhalle befindende Hotelgebäude über vier Technikzentralen und insgesamt neun RLT-Geräte versorgt. Die Belüftung der rund 150 Hotelzimmer erfolgt über einen zusätzlichen Luftanschluss an den Fan Coils, die als wasserbasierte 4-Leiter-Systeme im Umluftbetrieb für die gewünschte Raumtemperatur sorgen. Der beigemischte Außenluftanteil stellt in den Zimmern einen nahezu zweifachen Luftwechsel pro Stunde sicher. Für die Entlüftung kommen in jedem Hotelzimmer zwei klassische Ablufttellerventile zum Einsatz.

Auch der in der Lokhalle eingebettete Eventbereich für bis zu 2.300 Personen verfügt über ein eigenes Lüftungssystem. Es besteht aus zwei RLT-Geräten, die jeweils für einen Luftvolumenstrom von bis zu 20.700 m³/h ausgelegt sind. Bei besonders hohen Wärmelasten, die beispielsweise im Rahmen einer Veranstaltung entstehen können, lässt sich die Leistung zeitlich begrenzt auf Luftvolumenströme von insgesamt 60.000 m³/h erhöhen. „Zur Einhaltung der Vorgaben der ERP-Richtlinie darf dies allerdings nur ohne eine gleichzeitige thermische Luftbehandlung und in einem Zeitraum von maximal zwei Stunden erfolgen“, fügt Zacharias hinzu.

Foto: Die Lüftungstechnik sorgt in der „Motorworld München“ für die notwendige Be- und Entlüftung sowie die schnelle Abführung der kalten Rauchgase im Brandfall.
Quelle: FläktGroup
Die Lüftungstechnik sorgt in der „Motorworld München“ nicht nur für die notwendige Be- und Entlüftung, sondern ist ebenfalls für die schnelle Abführung der kalten Rauchgase im Brandfall zuständig.

Kaltentrauchung im Brandfall

In einem solchen Treffpunkt für Liebhaber hochwertiger Fahrkultur mit all seinen kostbaren und raren Automobilen sowie den vielfältigen Events und Veranstaltungen erhält die Sicherheit im Brandfall einen besonders hohen Stellenwert. Demzufolge kommen in der „Motorworld München“ gleich zwei Sprinkleranlagen zum Einsatz, von denen eine als Redundanz genutzt wird. Ein Sprinklertank mit einem Fassungsvermögen von sage und schreibe 1,4 Mio. Liter Wasser sorgt dafür, dass im Brandfall ausreichend Löschwasser zur Verfügung steht.

Ergänzt wird das Brandschutzkonzept durch eine in die Lüftungsanlagen integrierte, sogenannte Kaltentrauchung. Das bedeutet, dass im Brandfall die kalten Rauchgase über den Abluftweg der Lüftungsanlagen aus den Räumen abgeführt werden. Vor allem in den Gebäuden innerhalb der Lokhalle, in denen die Fenster im Brandfall geschlossen bleiben müssen, trägt die Rauchabführung entscheidend zur Brandbekämpfung und Rauchfreihaltung von Rettungswegen bei. Um eine Verschleppung der Rauchgase zu verhindern, sind sämtliche Anlagen mit Beipässen versehen, die während der Kaltentrauchung eine strikte Trennung zwischen dem Abluft- und dem Zuluftleitungsnetz sicherstellen. Gleichzeitig hat es den Nebeneffekt, dass die Druckverluste der Wärmerückgewinnung umfahren werden.

Die Lüftungsanlagen fördern im Regelbetrieb wesentlich weniger Abluftvolumenstrom als Rauch im Brandfall entsteht. In den Hotelzimmern etwa ist es notwendig, während des Entrauchungsfalls einen fünffachen Luftwechsel pro Stunde zu gewährleisten, während im Regelbetrieb ein zweifacher stattfindet. „Daher mussten wir die Ventilatorleistungen auf die erhöhten Luftvolumenströme abstimmen und bei der Auslegung der Luftleitungskanäle die damit einhergehenden Druckverluste berücksichtigen“, erklärt Zacharias. „Denn die kalten Rauchgase werden mit 10 m/s abgeführt, da kann es in der Anlage durchaus zu Druckverlusten von 800 Pa kommen.“

Dachaufstellung per Lastenflug

Obwohl die Technikzentralen recht klein sind, konnten die meisten RLT-Geräte mit einem Kran oder mittels eines Teleskopstaplers eingebracht werden. Am Tag des Besuchs der Redaktion fand allerdings eine eher nicht so alltägliche Montage von zwei Lüftungsanlagen des Unternehmens FläktGroup – das den überwiegenden Teil der RLT-Geräte für die „Motorworld München“ lieferte – statt. Die beiden Anlagen, zwei „CAIRplus“ Zentrallüftungsgeräte in wetterfesten Ausführungen für die Außenaufstellung, sollen einen Zwischenbereich der Lokhalle versorgen und mussten dafür auf das Dach des Gebäudeteils transportiert werden – mithilfe eines Lastenhubschraubers!

Von Beate Geßler
Verlagsredaktion
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