Klares Zeichen für den „Paradigmenwechsel“ in der Welt der Gebäudetechnik ist die große Zahl von internationalen Industrieallianzen und „Joint Ventures“.
Sesam-Heizungsmarkt, öffne dich!
Dienstag, 08.11.2016
"Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt" Wilhelm Busch (1832 -1908)
Das Jahr 2016 neigt sich dem Ende zu, die Luft schmeckt fast nach Advent – und der Langenscheidt-Verlag sucht mal wieder das „Jugendwort des Jahres“. Sie sind gespannt auf neue, „freshe“ Vokabeln? Hier ein „schmoofer“ (sprich: geschmeidiger) Auszug aus den 30 aktuellen Vorschlägen: „Googleschreiber“ (Person, die die URL bei Google eingibt), „Bambusleitung“ (schlechte Internetverbindung), „am fly sein“ (abgehen), „Vollpfostenantenne“ (Selfie-Stick), „Swaggernaut“ (extrem coole Person).
Alljährlich soll uns an dieser Stelle klar gemacht werden, dass sich nicht nur der Globus weiterdreht, sondern sich vor allem die Sprache kontinuierlich verändert. Ein unaufhaltsamer, schleichender Prozess. Wenn sich Sprache verändert, muss sich auch die Kultur verändert haben. Und wenn sich Kultur verändert, hat sich der Mensch verändert – zwangsläufig. Menschen wiederum, mit ihren individuellen Bedürfnissen, formen Nachfrage und in letzter Konsequenz Märkte.
Oder anders ausgedrückt: Die „Swaggernauten“ prägen auch den Markt für Gebäudetechnik. Dass dieser massiven Umwälzungen unterworfen ist und in Zukunft immer stärker unterworfen sein wird, das zeigte die vergangene Chillventa (11. bis 13.10.2016, Nürnberg) erneut klar und deutlich! An allen Ecken war hier von einem „Paradigmenwechsel“ die Rede. Anstatt stur Technik- und Hocheffizienz-verliebte Produkte zu beschreiben, träumten die „Player“ wie „Global Player“ – gerade aus Fernost – von Lebensqualität, Wohlbefinden und Komfort.
Klares und deutliches Zeichen für diesen „Paradigmenwechsel“ in der Welt der Gebäudetechnik ist weiter nicht nur der sprachliche Wandel – oder sollte man sagen: neue Zungenschlag –, sondern vielmehr auch die fast unübersichtlich gewordene Zahl von internationalen, multilingualen Industrieallianzen und „Joint Ventures“. Da macht zum Beispiel ein irischer Groß-Mischkonzern mit einer japanischen Elektrogröße gemeinsame Sache. Da kooperiert wiederum ein französischer Elektrotechnik-Riese mit einem noch größeren japanischen Elektronik-Giganten. Da kuschelt an anderer Stelle ein deutscher Kesselhersteller mit einem chinesischen HLKK-Spezialisten.
Uns allen wird doch so langsam eines immer klarer: Ganz alleine diesen höchst dynamischen Markt der Gebäude- und Energietechnik zu bearbeiten, ist ein sinnloses und zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Das Stichwort muss also lauten: Sesam-Heizungsmarkt, öffne dich – endlich! Für andere Sprachen, andere Wege, gute und frische Ideen! Sonst werden ganz schnell andere voll „am fly sein“...