Die Volumenströme müssen am Heizkreisverteiler eingestellt werden. Dies erfordert in der Regel den Einbau eines neuen Heizkreisverteilers mit Durchflussmengenmessern, Abgleicharmaturen oder Durchflussregler. Die Nachrüstung dieser Armaturen stellt einen erheblichen Installationsaufwand dar. Eine ungewisse Einsparung auf Grundlage geschätzter Annahmen verursacht hier einen erheblichen Investitionsaufwand. Damit ist die Wirtschaftlichkeit dieser Maßnahme in Frage zu stellen […].“
Aber auch nach einer extrem kostenintensiven Neuplanung der Fußbodenheizung im Bestand würde das Ergebnis aus der Sicht der Energieeffizienzsteigerung zu ungenau ausfallen. De facto ist eine Rohrnetzberechnung einer vorhandenen Heizungsanlage mit exakter Bestimmung der Einstellwerte der Einregulierungsventile und der Umwälzpumpe ohne hydraulische, thermische oder thermographische Messungen kaum möglich.
Zu beachten ist auch, dass sich die Druckverhältnisse in der Heizungsanlage ändern und bei Teillast ein anderer Anlagenteil als bei Volllast zum Schlechtpunkt (ungünstigster Verbraucher) wird. Ein dynamischer hydraulischer Abgleich wäre folglich dem statischen Abgleich vorzuziehen.
Mittlerweile gibt es Thermostatventile, die zusätzlich einen Differenzdruckregler integriert haben. Dieser soll den anstehenden Differenzdruck konstant halten und damit die kv-Wert-Einstellung des voreinstellbaren Ventils unterstützen, so dass der Volumenstrom konstant bleibt. Diese dynamischen Ventile können aber nur einen Differenzdrucküberschuss verhindern. Tritt ein Differenzdruck unterhalb des Einstellwertes auf, sind auch sie unwirksam. Das gilt allerdings auch für Strangdifferenzdruckregler sowie die Differenzdruckmessung an/in der Pumpe.
Bestimmte Anlagen benötigen keinen Abgleich und zwar dann, wenn die Verbraucher immer nur so viel Wärme bekommen, wie sie tatsächlich benötigen: Bei einer Bedarfsheizung mit dezentralen Pumpen oder raumweisen Mischeinheiten, bei einer exakt arbeitenden Raumtemperaturregelung oder einer Rücklauftemperaturbegrenzung je Verbraucher bringt der hydraulische Abgleich keine Vorteile.
Eine weitere Kernfrage ist die Dimensionierung, Einstellung und die Wahl der Regelungsart der Umwälzpumpe. Bei Konstantdruck hält die Pumpe den Differenzdruck zwischen Pumpenein- und -austritt konstant, bei Proportionaldruck senkt sie ihn mit abnehmendem Volumenstrom ab. Bei Anlagen mit hoher Ventilautorität (z. B. Fußbodenheizung) ist Konstantdruck zu wählen, bei Anlagen mit niedriger Ventilautorität (z. B. Zweirohr-Radiatorenheizung) ist Proportionaldruck besser.
Eine Überdimensionierung der Pumpe ist zu vermeiden, wobei bei modernen Hocheffizienzpumpen ein breiter Arbeitsbereich ohne Effizienzverlust möglich geworden ist. Zu hohe Differenzdrücke in der Anlage lassen sich durch die richtige Sollwerteinstellung vermeiden. Allerdings ist der in Bestandsanlagen meist unbekannt. Hier hilft die „AutoAdapt“-Einstellung der Pumpe, bei der diese iterativ den richtigen Sollwert sucht und die Proportionaldruck-Regelkurve anpasst. Leider gibt es, bis auf die OEM-Variante einer Pumpe, diese nicht für Konstantdruck. Wir sehen also, dass die Vorbedingungen für einen hydraulischen Abgleich nur schwer erreichbar und im Bestand fast nicht möglich sind.
Wie hoch sind die Einsparpotentiale durch hydraulischen Abgleich und Pumpentausch?
Zwischenzeitlich gab es einige Untersuchungen zum Einsparpotential des hydraulischen Abgleichs, es stellt sich aber meist heraus, dass zuvor ein Pumpentausch von Asynchron- zu Hocheffizienzpumpen sinnvoll ist und dieser ein höheres Einsparpotential darstellt. Die „HAPT“-Studie untersuchte die Ener-gieeinsparung durch Pumpentausch und hydraulischen Abgleich in 197 Gebäuden – im Folgenden wesentliche Ergebnisse im Überblick [4]:
a. Pumpentausch
Insgesamt wurden 945 Heizungspumpen getauscht. Dabei sank die Leistungsaufnahme der getauschten Pumpen von 98.447 W auf 20.787 W. Dies entspricht einer Einsparung von durchschnittlich 79 Prozent bzw. 82 W oder 624 kWh je Pumpe. Es handelte sich also im Schnitt um größere Pumpen als in Privathaushalten. Insgesamt ergaben sich folgende Einsparungen: