Teil 2: Wärmeerzeugung im Gebäudeneubau 2020
Die Baugenehmigungen 2020 lassen Rückschlüsse darauf zu, welche Energieträger im Trend sind und in naher Zukunft den Heizungsmarkt dominieren werden. Beim Bundesländervergleich zeigt sich: Die vier Heizregionen, die bereits im Gebäudebestand zu erkennen waren, bleiben weitestgehend gleich. Der „Heizöläquator“ entlang des 50. Breitengrads verwandelt sich jedoch in einen „Wärmepumpenäquator“. Der Ölanteil ist im Neubau massiv zurückgegangen und liegt im deutschlandweiten Durchschnitt bei einem Prozent, während Wärmepumpen zu 36 Prozent in den Haushalten angekommen sind. Auch die Gasnutzung ist im Neubau geringer als im Bestand.
Stadtstaaten
Während im Bestand die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen bereits in hohen Anteilen mit Fernwärme heizen, übersteigen die Neubauten diese Werte: Mehr als ein Viertel beziehen ab 2020 Fernwärme. Berliner Hausbesitzer setzen zu gleichen Teilen auf Wärmepumpen und zu etwa 40 Prozent – nach wie vor – auf Gas. In der Hauptstadt ist der Anteil „sonstiger“ Energieträger, wie Biogas, Kohle oder Briketts, mit fünf Prozent verhältnismäßig groß. In Bremer und Hamburger Neubauten stehen weiterhin zu ungefähr 50 Prozent Gasheizungen.
Süden und „Ausreißer“ Sachsen-Anhalt
Wo im Bestand noch Ölheizgeräte arbeiten, schaffen im Neubau erneuerbare Energien Abhilfe: Das „Wärmepumpen-Eldorado“ von Deutschland befindet sich in den südlichen Bundesländern, wie Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Saarland und Rheinland-Pfalz. Doch auch Sachsen-Anhalt setzt als „Ausreißer“ im Neubau vermehrt auf Wärmepumpentechnik. In diesen Ländern wächst der Anteil auf 48 Prozent. Mit einer Wärmepumpe nutzen Anlagenbetreiberinnen und -betreiber Umweltwärme, die im Boden, im Grundwasser und in der Luft vorhanden ist, zum Heizen oder zum Kühlen.
Mitte
In den mitteldeutschen Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen planten Bauherren 2020, Neubauten vermehrt mit Wärmepumpen zu heizen. Durchschnittlich 41 Prozent dieser Gebäude nutzen Wärmepumpentechnik, 33 Prozent setzen weiterhin auf Gas. Verglichen mit den bestehenden Gebäuden dieser Region ist hier ein deutlicher Trend von Erdgas hin zu Umweltwärme über Wärmepumpen erkennbar.
Norden
Willkommen im nördlichen Teil Deutschlands – fernab des „Wärmepumpenäquators“ trifft man in neu gebauten Häusern deutlich seltener auf Wärmepumpen als in der Südhälfte. „Lieblings-Energieträger“ der Nordlichter bleibt Erdgas. Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg halten ihre Neubauten aktuell zu durchschnittlich 52 Prozent mit dem gasförmigen Brennstoff warm. Spitzenreiter ist Niedersachsen – in Ostfriesland heizen die Landkreise Aurich und Leer sogar zu etwa 80 Prozent mit Gas. Diese Werte sind, analog zum Gebäudebestand, auf regional große Erdgasvorkommen zurückzuführen.
Ein Blick in die Zukunft
Welche Wärmeerzeuger werden 2050 in den Heizräumen stehen? Bleibt der inoffizielle „Wärmepumpenäquator“ entlang des 50. Breitengrades bestehen? Zumindest werden Heiztechniken auf Basis fossiler Energien gegenüber regenerativen Alternativen weitere Marktanteile einbüßen.
Die Bundesregierung wirkt aktiv an der Entwicklung des Heizungsmarktes mit: Der Einbau einer neuen Ölheizung ist ab 2026 grundsätzlich verboten. In Kombination mit erneuerbaren Energien – als Öl-Hybridheizung – ist der Energieträger aber auch nach 2026 noch erlaubt.
Buderus-Prognosen zufolge gehören zu den in Zukunft stärker zum Einsatz kommenden Heiztechnologien, außer der Wärmepumpe, vor allem Hybridlösungen, Solartechnik und Brennstoffzellengeräte. In Deutschland bleibt es spannend, wie sich die vier Heizregionen in den nächsten Jahren technisch verändern werden – gerade auch angesichts der „Ukraine-Krise“.
(*Alle genannten Zahlen beziehen sich auf die Anzahl der Gebäude und nicht auf Stück. Die Werte beruhen auf Schätzungen von Buderus Deutschland, basierend auf verschiedenen externen Quellen und Verbandsstatistiken.)