Wir befragten Anbieter von Batteriespeichern und Energiemanagementsystemen nach Neuheiten und ihrer Markteinschätzung.
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Solarstrom für den Eigenverbrauch
Donnerstag, 07.02.2019
Der Photovoltaikmarkt in Deutschland zieht wieder an. Der Wunsch vieler Kunden ist die Maximierung des Verbrauchs an selbst erzeugtem (PV-)Strom, um Energiekosten zu sparen und an Unabhängigkeit zu gewinnen. Daher werden immer mehr Neuanlagen mit Batteriespeicher installiert. Zugleich gewinnt das Heizen mit Solarstrom an Bedeutung – eine Chance auch für das Heizungshandwerk.
Unsere Befragung einer Auswahl von Herstellern (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) ergab, dass viele Unternehmen ein wachsendes Interesse seitens der Verbraucher registrieren. Handwerker aus dem Heizungsbau können hier ihr Sortiment erweitern. Hersteller bieten vielfältige Unterstützung, um die nicht immer triviale Materie zu beherrschen. Hierzu zählen Partnerprogramme für Installateure im Bereich Energiespeicher, breite Schulungsangebote, aber auch Systempakete mit aufeinander abgestimmten Komponenten zur einfachen Bestellabwicklung.
ABB Stotz: Hochvolt-Technik mit höherem Wirkungsgrad
Eine Neuheit bei der ABB Stotz-Kontakt GmbH aus Heidelberg ist das Solar-Speichersystem "React". Dieses umfasst einen Solar-Wechselrichter von 3,6 und 5,0 kW Ausgangsleitung (AC = Wechselstrom) sowie eine Lithium-Ionen-Batterie in Blöcken von 4 kWh Speicherkapazität, die stufenweise auf 8 und 12 kWh erweiterbar ist.
ABB setzt auf Lithium-Ionen-Akkus in Hochvolt-Technik von 200 V (DC = Gleichstrom). "Sie bieten den Vorteil eines höhe-ren Wirkungsgrades gegenüber Speichersystemen mit niedrigeren Batteriespannungen, wie zum Beispiel Blei-Gel-Akkus mit 48 V DC", erläutert Claudia Kolb. Die Speicherung von PV-Strom in Heizungsanwendungen eröffne eine interessante Möglichkeit, um den hauseigenen Warmwasser-Speicher bei vorhandener Solareinstrahlung zu beladen bzw. aufzuheizen. "Damit wird der Heizungspuffer zum thermischen Solar-Speicher", so Kolb. Die deutschen PV-Neuinstallationen entwickelten sich mit Blick auf die Marktzahlen sehr positiv.
Bosch: Wer smart ist, spart Geld
Bei Junkers Bosch steht unter anderem die "smarte Vernetzung für Wärmepumpe und Photovoltaik" auf der Agenda: Hierzu gibt es die Energiemanagement-Software "Emma" ("Energie-Monitoring und Management"), die auf intelligente Weise mit der Wärmepumpe und der Photovoltaik-Anlage kommuniziert. Sie ist über die Robert Bosch Smart Home App steuerbar und kann mit anderen Geräten vernetzt werden. "Smart Home Bewohner" könnten somit bis zu 80 Prozent an Stromkosten einsparen.
Auch bei Buderus-Heizsystemen mit Photovoltaik-Anlage, Batteriespeicher und Wärmepumpe sind aufgrund einer neuen Energiemanagement-Software der Eigenstromverbrauch im Haushalt zu optimieren und somit die Energiekosten zu reduzieren. Mittels der Software "Easy Energiemanager" könne der Endkunde per App festlegen, wie viel des eigenen Solarstroms selbst genutzt und wie viel eingespeist werden soll. Seit Jahresbeginn könne der Nutzer dazu einen Freischaltcode bei seinem Heizungsbetrieb erwerben.
E3/DC: Sektorenkopplung im Haus
Der Speicheranbieter E3/DC hat nun das dritte und stärkste Hauskraftwerk "S10 E PRO 912" im Sortiment. Durch die deutlich erhöhte Leistungsabgabe sei es sowohl in privaten als auch in gewerblichen sowie Ersatzstrom-Anwendungen noch vielseitiger einsetzbar. Neu ist auch die "Quattroporte"-Serie, ein modulares AC-Speichersystem. Der Hersteller setzt auf Lithium-Ionen-Technologie.
Die Speicherung von PV-Strom für Heizungsanwendungen wird aus Sicht von E3/DC immer wichtiger. "Der von der Photovoltaik-Anlage oder anderen Erzeugern erzeugte Strom wird für eine zeitversetzte Nutzung zwischengespeichert und der Wärmepumpe oder der Batterie im Elektroauto zugeführt", berichten die Leiterin des Zentralvertriebs Nadine Schubert und Marketingleiterin Petra Richter. Trotz einer kleinen Rezession auf dem Markt von Februar bis April 2018 habe man den Absatz um 50 Prozent deutlich steigern können. Für 2018 erwarte man einen Absatz von 6.000 Speichern.
LG Chem Europe: Hohe Energiedichten sind gefragt
LG Chem Europe präsentierte auf der Intersolar 2018 die Energiespeicherlösung "RESU13" mit einer Batterie mit einer Kapazität von 13,1 kWh. "Gegenüber dem bislang größten Modell »RESU 10« bedeutet dies eine Steigerung des Gesamtvolumens um rund 34 Prozent", berichtet Stefan Krokowski, Head of Sales & Marketing bei LG Chem EMEA. Damit eigne sich das neue Produkt besonders auch für Backup-Stromversorgungen.
LG Chem setzt bei seinen "RESU"-Speichern auf die Lithium-Nickel-Mangan-Kobaltoxid (NMC)-Technologie. Diese erziele unter anderem eine sehr hohe Energiedichte, was die Speicherkapazität erhöhe. Außerdem verwende man sogenannte "Pouch-Zellen" für Lithium-Ionen-Akkumulatoren der "RESU"-Serie. Durch ein wesentlich effizienteres Wärmemanagement erlaube dies eine kompaktere Verbauung für verschiedene Anwendungen. Krokowski registriert einen anziehenden Markt: "Immer mehr Privatkunden entscheiden sich statt für eine Gasheizung für eine durch PV-Strom betriebene Wärmepumpe."
Eine Speicherlösung sorge dafür, dass Heizungsanwendungen auch dann Wärme spenden, wenn die Sonne nicht scheint und dementsprechend kein PV-Strom erzeugt wird. Je nach Kapazität der Batterie könnten Privatkunden bis zu 90 Prozent ihres Bedarfs an Strom und dementsprechend an Wärme autark decken, verspricht das Unternehmen. 2017 habe man in Europa 12.000 Einheiten der Speicherlösungen verkauft.
my-PV: Häuser solar-elektrisch heizen
Die stufenlose, netzkonforme Ansteuerung von Verbrauchern wie E-Heizstäben, E-Matten, Infrarot-Paneelen und die Zusammenarbeit mit Wärmepumpen-Steuerungen bietet das Unternehmen my-PV. Dazu hatte es Ende 2017 seinen Photovoltaik-Power-Manager "AC-THOR" vorgestellt. Dieser nutzt überschüssigen Solarstrom, um Warmwasser sowie Wärme über Infrarot- und Fußbodenheizungen zu erzeugen.
"Auf der Fachmesse »The smarter E Europe 2018« stellte my-PV nun erstmals die leistungsstärkere Version des Leistungsstellers, den »AC-THOR 9s«, für landwirtschaftliche und gewerbliche Anwendungen vor", so Vertriebsleiter Markus Gundendorfer. "Mit seinen bis zu 9 kW können Niedrigenergiehäuser und gewerbliche Anlagen bis zu 200 m² photovoltaisch versorgt werden."
Des Weiteren könne man mit dem neuen "Power Meter" die Stromflüsse der PV-Anlage analysieren, um nur dann Wärme zu erzeugen, wenn Solarstrom vorhanden ist. Der Vorteil von Photovoltaik sei, dass man aus Strom sowohl Elektrizität, Warmwasser als auch Raumwärme machen kann. "Daher funktionieren solche elektrischen Häuser und es befinden sich nur noch Kaltwasserleitungen im Objekt." Auch im Mehrgeschoss-Wohnungsbau komme diese immer mehr zum Einsatz. Für my-PV entwickelt sich der Markt erfreulich: Derzeit gebe es über 10.000 eigene Geräte im Einsatz und man verzeichne eine jährliche Wachstumsrate von 50 Prozent.
Senec: Reserve aus der Cloud
Die Deutsche Energieversorgung GmbH (Senec) stellte auf der ees/Intersolar die neue Baureihe ihrer Heimspeicher "Senec.Home V2.1" mit 2,5 kWh, 5,0 kWh, 7,5 kWh oder 10,0 kWh Speicherkapazität vor. Man setzt ausschließlich auf Lithium-Technologie mit langlebigen NCA-Zellen (Nickel-Kobalt-Aluminiumoxid). Neu ist unter anderem eine 100-Prozent-Kapazitätsgarantie auf die Speicher für die ersten zehn Jahre. Außerdem seien sie noch installationsfreundlicher geworden.
"Die Bedeutung von PV-Strom für die Heizung wird in den kommenden Jahren deutlich steigen", schätzt Pressereferent Dr. Stefan Dietrich. Dabei sei vor allem der Einsatz eines Speichers ratsam. Für Zeiten, wenn die Sonne im Winter länger nicht scheint, hält man das zusätzliche Wärmepaket "Senec.Cloud" mit 100 Prozent Ökostrom vor. Der deutsche Markt bleibe "auf lange Sicht einer der wichtigsten Wachstumsmärkte". Und es bestehe ein großes Nachrüst-Potential für Anlagen, die aus der EEG-Förderung fallen. Im vergangenen Jahr habe man 5.100 Speicher abgesetzt, davon 5.000 in Deutschland.
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