Die Solarthermie befindet sich in Deutschland seit Langem in einer Krise. Zunächst werden die Ursachen beleuchtet, wie es dazu kam. Dann wird das Potential der Solarthermie für die Energiewende aufgezeigt und kurz das Thema „Power to Heat“ erörtert. Auf Grundlage ihrer Solar-Keymark-Zertifikate wird ein Vergleich thermischer Kollektoren und abschließend für die leistungsstärksten eine aktuelle Bestandsaufnahme ihrer Wirtschaftlichkeit an praktischen Beispielen angestellt.
Solarthermie, was nun?
Mit Objektivität und Optimismus aus der Krise
Donnerstag, 24.09.2015
Bis Ende der neunziger Jahre funktionierte der Wettbewerb um die besten Kollektoren. Weil es eine Nachfrage gab, strebten alle namhaften Anbieter nach immer leistungsstärkeren Systemen. Es gab aber auch immer schon ein Bestreben, Technologievor- und -nachteile zu ignorieren und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen auf Kollektorpreise und Arbeitsplätze zu reduzieren. Unter der rot-grünen Regierung ab 1998 setzte sich eine einheitliche Förderung der Bruttokollektorfläche im Marktanreizprogramm (MAP) durch. Seitdem gibt es wenig Anreiz, bessere Kollektoren zu kaufen oder zu verkaufen, weil der Beitrag der Förderung zur Investition umso geringer ausfällt, je kleiner die notwendige Kollektorfläche ist. Die Einführung dieser BAFA-Förderung im MAP bestraft jede Innovation hin zu besseren Kollektoren. Auch die Tatsache, dass diese Förderung vorübergehend den Markt belebte, kann darüber nicht hinwegtäuschen. Die KfW, welche im MAP für die Förderung größerer Solaranlagen zuständig ist, fördert anteilig jede Investition effizienzunabhängig. Bei Großanlagen steht die Effizienz in aller Regel automatisch im Fokus, weil der Investor hier viel stärker auf die Wirtschaftlichkeit schaut, als es bei privaten Kleinanlagen der Fall ist.
Der Verzicht auf Verbindlichkeit bei Funktions- und Ertragsangaben sowie auf Funktionsnachweise hat das Vertrauen in die Solarthermie (ST) stark beschädigt, weil diese Politik geradezu zwangsläufig von übertriebenen, leichtfertigen Versprechen und in Folge von vielen Enttäuschungen begleitet wurde.
Etwa zur gleichen Zeit wie die Einführung der Bruttoflächenförderung bei der ST begann der rasante Aufschwung der Photovoltaik (PV), welche die Fehler der ST nicht wiederholte, sondern von Anfang an Ertragsgarantien lieferte, sich exakt nach ihren gemessenen Erträgen fördern ließ und nach außen ein einheitliches Erscheinungsbild darbot. Mit dem EEG gelang es der PV anfangs pro Kilowattstunde bis zum 40-fachen der Förderung von ST zu erwirken. Seitdem sah sich deren Schwester ST zusätzlich zu ihren eigenen Hemmnissen und Problemen noch einem regelrechten Förderkannibalismus ausgesetzt. Erst in jüngster Zeit normalisiert sich aus Sicht der ST die Förderung der PV durch die Degression im EEG wieder.
Heute ist die ST in Deutschland trotz Energiewende und gestiegener Energiepreise stark geschwächt. Die Entwicklung auf anderen Kontinenten sowie der Aufschwung anderer Technologien im selben Zeitraum widerlegen, dass dies einfach mit der Wirtschafts- und Finanzkrise erklärt werden kann. Die ST schrumpfte bis 2014 und befindet sich ernsthaft in Gefahr, ganz von der Bildfläche zu verschwinden.
Aber kann die ST überhaupt verschwinden? Nur vorübergehend, denn ohne Solarwärme ist eine Energiewende nicht möglich. Von den etwa 9 Petajoule des Endenergieverbrauchs in Deutschland werden 40 Prozent als Wärme mit Temperaturen unter 100 °C gebraucht, dagegen weniger als ein Viertel nur als Strom. Von diesem Viertel wird immerhin bereits ein Viertel mit erneuerbaren Energien erzeugt, vorwiegend mit Biomasse, Wind- und Wasserkraft. Die PV beansprucht mit knapp 10 Milliarden Euro jährlich zwar bereits den Löwenanteil der EEG-Abgabe, leistet aber immer noch nur einen sehr kleinen Beitrag zur Endenergie.
„Power to Heat“ – Rettung oder Verzweiflung?
Die PV und die Windkraft brauchten sich bisher mit der Verwendung der Energie nicht auseinandersetzen. Die Verteilung und Speicherung oblag dem Netz und die Kosten dafür übernahm der Stromkunde.
Die ST musste dagegen schon immer komplette Systeme liefern, wobei die Speicherung dazugehört. Wärme lässt sich deutlich günstiger speichern als Strom. Dies legt auch für Stromerzeuger eine Wärmespeicherung nahe. Aber damit wird der ganze vorherige Aufwand zur Stromerzeugung mit einem Bruchteil des Wirkungsgrades der ST – inklusive der inzwischen bereits aufgelaufenen Subventionen dafür – konterkariert. Die gleiche Menge Wärme kann man mit ST zu viel geringeren Kosten haben.
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