In den Corona-Jahren startete die Realisierung, heute ist der Umbau Realität. Wie sieht die Installation konkret aus, welche ersten Erfahrungen machte der Betreiber? Davon handelt nun der dritte Teil dieser Reportage.
Schon in der ersten Phase, also um 2018/2019, liebäugelte der Bauherr mit einer zusätzlichen Wärmepumpe. „Ich hatte schon immer die Vision, wegen der Abwärme eventuell eine Wärmepumpe mit einem BHKW zu koppeln, weil das auch netzdienlich ist. Dann, wenn die Wärmepumpe den Strom braucht, in erster Linie im Winter nämlich, läuft auch mein BHKW. Ich verstehe nicht, warum viele Veröffentlichungen die Kombination von Photovoltaik (PV) und Wärmepumpe als die Lösung schlechthin propagieren. Beide Geräte haben doch einen komplett entgegengesetzten Jahresverlauf von Produktion und Verbrauch. Ausgenommen, Sie nehmen die Wärmepumpe im Sommer zum Kühlen. Dann erhöht sich natürlich die Eigenstromnutzung. Ansonsten wird Strom eingespeist, zu Zeiten, wo die Stromproduktion ohnehin hoch und der Verbrauch niedrig ist. Das belastet das Stromnetz.“
Wärme und Strom für den Nachbarn
„Und was wollen Sie mit Photovoltaik für die Wärmepumpe im Winter? An Solarstrom dürfen Sie nicht viel erwarten. Schauen Sie sich die „Energy Charts“ in dieser Zeit an (Anm. d. Red.: www.energy-charts.info). Also müssen Sie öffentlichen Strom konsumieren. Und der hat im Winter wegen des hohen Kohleanteils hohe CO2-Emissionen zur Folge. CO2-arm ist die Lösung PV plus Wärmepumpe wirklich nicht. Das Stromnetz ist kein Langzeitspeicher, in den man im Sommer einspeichern und im Winter ausspeichern kann. Verbrauch und Erzeugung müssen immer in Einklang stehen.“
Mit der Kombination Blockheizkraftwerk plus Wärmepumpe sei das gegeben. Alleine war die Lösung allerdings nicht umsetzbar. Der Wärmebedarf des Hauses reichte für den wirtschaftlichen Betrieb des BHKW, für eine Kombination mit einer Wärmepumpe war er jedoch zu gering. Als Lösung bot sich der Nachbar als Abnehmer an, dessen Gastherme streikte. Kruse vereinbarte mit ihm ein Mini-Nahwärmesystem, unter anderem eben mit Heizenergie aus dem regelbaren „XRGI“. Damit hatte sich der Wärmebedarf annähernd verdoppelt. Die genannte Veröffentlichung in HeizungsJournal-Ausgabe 12/2022 ging ausführlich auf die Ausführung ein.
Erfahrungen aus dem ersten Winter
Die Planung und Ausführung des Nahwärmeverbunds erfolgten in der ersten Jahreshälfte 2022. Ende Juli 2022 ging dann die Bestellung der Wärmepumpen an Karl Meyer Energiesysteme, das Unternehmen, das auch das BHKW geliefert und eingebaut hatte. Die Hydraulik beim Nachbarn bestand vor dem Umbau aus einem gemischten Heizkreis mit einer Systemtrennung für die Fußbodenheizung in EG und DG sowie einem ungemischten Heizkreis für die Heizkörper im Kellergeschoss. Die Brauchwarmwasserbereitung übernahm die Gastherme in Verbindung mit einem 150 l Speicher mit Heizwendel, der in Vorrangschaltung aufgeheizt wurde.
Im Zuge des Anschlusses an die Nahwärmeleitung strukturierten die Techniker die Installation im Haus nebenan so um, dass sie heute verschiedene Betriebsmodi gestattet. Im Grundmodus kommt alle Wärme über die Nahwärmeleitung. Sollte die Leistung nicht ausreichen, deckt im Normalfall eine Zusatzheizung – hier die vermeintlich kaputte alte Gastherme – in Reihe das Defizit. Die Nahwärme wirkt dann wie eine Rücklaufanhebung. Und nach wie vor kann die Gastherme auch allein die Räume beheizen.
Die Umschaltung in die verschiedenen Betriebsmodi geschieht von Hand über drei Absperrhähne. Der Nachbar erhielt darüber hinaus eine Frischwasserstation, die die Wärme aus einem 200 l Pufferspeicher bezieht. Diese Lösung verringert zum einen die Gefahr einer Legionellenbildung und zum anderen lässt sie möglichst niedrige Rücklauftemperaturen im System zu.