Wieso? Bei der geschilderten Zirkulation kommt doch gar keine Außenluft mit ihrem Energieinhalt dazu, hörte er als Einwand. „Doch, natürlich, über das BHKW und über eine Öffnung in der Außenwand. Der Viertakter dieses Aggregats holt sich stündlich etwa 30 Kubikmeter von draußen. Etwas mehr als einmal pro Stunde wird das Luftvolumen im BHKW-Raum ausgetauscht.“
Einsparungen werden sich noch erhöhen
Felix Kruse fasst zusammen: „Wir haben jetzt ein netzdienliches Haus geschaffen. Wir produzieren mit dem größtmöglichen Ökostromanteil, der auch wirtschaftlich machbar ist, mithilfe von Bio-Flüssiggas, mit zwei Wärmepumpen und mit einem BHKW einen großen Anteil der Heiz- und Warmwasserwärme regenerativ. Das sind aktuell rund 55 Prozent. Diese Quote könnte man noch über einen höheren Biogasanteil wesentlich steigern.“
Das Blockheizkraftwerk erzeugt den Strom für die Wärmepumpe, die beiden Häuser und das E-Auto. Die Eigennutzung optimiert auch der Stromspeicher. „Im Winter speisen wir unabhängig vom Wetter und der Tageszeit Strom mit vergleichsweise niedrigem CO2-Äquivalent ins Netz ein – sofern es sich lohnt. In Zeiten von Stromüberschuss können wir die Wärmepumpe, den Stromspeicher und das E-Auto als schaltbare Verbraucher unserem Netzbetreiber anbieten. In Summe immerhin 22 kW.“ Kruse rechnet weiter vor: „Die CO2-Emissionen unserer beiden Häuser haben wir nach DIN V 18599, Blatt 9, berechnet und gegenüber dem Ausgangszustand mit zweimal Gastherme um 78 Prozent gesenkt. Der Primärenergiefaktor ist von 1,1 auf 0,28 reduziert.“
Die Heizkosten
„Die Heizkosten liegen bei thermisch 11-12 Cent/kWh netto, zu Vollkosten gerechnet. Also unter Berücksichtigung der Kosten für Wartung, Schornsteinfeger, Grundgebühren, Reparaturrücklage, Steuerberaterkosten und Abschreibung über 15 Jahre (Wärmepumpe) bzw. 60.000 Betriebsstunden beim BHKW. Bei einem Flüssiggaspreis von etwa 9 Cent/kWh netto mit 30 Prozent Bioanteil. Zum Vergleich: Bei diesen Gaskosten würde eine Gastherme – Kauf und Einbaukosten, geschätzt: 15.000 Euro, Nutzungsdauer 15 Jahre – bei etwa 15-16 Cent/kWh thermisch liegen. Die ebenfalls zu Vollkosten gerechneten Stromkosten des BHKW bewegen sich etwa 30 Prozent unter den marktüblichen Preisen pro Kilowattstunde.“
Und das alles ohne energetische Sanierung der Gebäudehülle. Die könne – sofern es sich finanziell lohnt – später immer noch angegangen werden. „Die dann geringere Wärmeabnahme macht es dann eventuell möglich, noch ein weiteres Haus an den Wärmeverbund anzuschließen. Die Lösung bietet sich somit insbesondere für historische Gebäude an, bei denen sich so eine aufwändige und teure energetische Sanierung einer denkmalgeschützten Gebäudehülle vermeiden lässt. Oder gar die Zerstörung von Stuck und Zierelementen“, unterstreicht Felix Kruse.
Kühlen mit der Wärmepumpe geplant
Kruse freut sich derweil über einen Sommer ohne Bauarbeiten im eigenen Garten. Und auf die kommende Heizsaison, wenn das ganze System voll zum Tragen kommt. Als nächstes Projekt steht erstmal die Realisierung der 2,4-kWp-Photovoltaik-Anlage mit zweiachsiger Nachführung an. Bei der einachsigen Photovoltaik-Nachführung folgt das Modulfeld der Sonne entweder nur horizontal nach dem Anstellwinkel zur Sonne (Elevation) oder vertikal nach der Sonnenbahn (Azimut). Zweiachsige Tracker können beides und haben daher die höchste Energieausbeute, weil sie jeden x-beliebigen Punkt am Himmel anvisieren können – Veröffentlichungen sprechen von bis zu 40 und 45 Prozent Gewinn.
„Dann nämlich möchte ich die reversible Wärmepumpe im Sommer zum Kühlen einsetzen, idealerweise unter Nutzung der bestehenden Vor- und Rücklaufleitungen im Haus. Das Institut für Energietechnik der TU Dresden hat im Projekt »KUEHA – Kühlen mit der Heizungsanlage« für unser Haus sehr passende Erkenntnisse gewonnen und veröffentlicht. Und unser BHKW kann serienmäßig 20 Prozent Wasserstoffbeimischung vertragen. Das finde ich eine sehr spannende Option, zumal im Stader Chemiepark enorm große Mengen Wasserstoff als Koppelprodukt anfallen und über die Firma AirProducts in gereinigter, aufbereiteter Form vertrieben werden“. Das klingt also nach einem Teil 4 dieser Reportage – irgendwann.