Wesentliche Fragen
Der Startschuss fiel 2018. Das Oldenburger OFFIS – Institut für Informatik erhielt vor drei Jahren von der Stadt Oldenburg den Auftrag zur Ausarbeitung eines Strategiepakets mit den genannten Elementen und Schwerpunkten. Wie gesagt, im Kern läuft „ENaQ“ auf vernetzte Nachbarschaften in Form eines Verbunds von Erzeugern und Verbrauchern hinaus, die überschüssige Energie in andere Energieformen umwandeln, speichern oder einige Häuser weiter zur direkten Nutzung bereitstellen. Die Maximierung des lokalen Verbrauchs steht mithin im Mittelpunkt. Darin unterstützt eine zu entwickelnde offene und datenschutzkonforme digitale Plattform, die es den Bürgern erlaubt, den lokalen Energietausch zu automatisieren.
Diese Fragen gilt es dabei zu beantworten:
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Wie muss ein lokaler Energieaustausch eines Nachbarschaftsquartiers aus sozialer und betriebswirtschaftlicher Sicht ausgestaltet sein, um eine hohe Akzeptanz bei Anwohnern, Besitzern von Erzeugungseinheiten sowie Dienstleistern zu erlangen?
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Welchen Mindestanforderungen muss die physische Infrastruktur genügen, um die Energieflüsse mit dem Ziel der CO2-Minimierung automatisier- und optimierbar zu machen?
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Wie muss eine digitale Plattform zur Kommunikation mit Produzenten und Konsumenten standardisiert sein, um sie zum Beispiel über Energiegenossenschaften in einer Vielzahl von Bestandsquartieren zu etablieren?
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Welche administrativen Voraussetzungen müssen gegeben sein?
Übertragbarkeit ein Muss
Dr.-Ing. Sven Rosinger, OFFIS-Gruppenleiter „Energieeffiziente Smart Cities“, im Gespräch mit dem HeizungsJournal: „Auf einer Größe von knapp vier Hektar erproben wir als quasi lebendes Labor neue »Smart City«-Technologien in den Bereichen Energie, Mobilität und Gesundheit. Die Infrastruktur von »ENaQ« muss multiplikationsfähig sein. Nicht nur hinsichtlich des Einsatzes in weiteren Vorhaben auf dem Gelände. Die Neugestaltung des Fliegerhorstes bietet der Stadt die einmalige Gelegenheit, sich als Vorreiter für die Entwicklung von »Smart City«-Konzepten für vergleichbare Kommunen und Städte in Deutschland und Europa zu positionieren.“
Eine solche umweltbezogene Zielstellung verlangt allerdings, das Bauordnungsrecht in einigen Punkten zu neutralisieren, um das Experimentieren nicht durch Formalismen einzuengen. Rosinger: „Die Übertragbarkeit ist die zentrale Frage. Das ist nicht leicht. Nicht im Bestand. Im Neubau lassen sich relativ einfach einige Dinge ausprobieren. Wenn Sie damit aber in den Bestand hineingehen, stoßen Sie auf Grenzen. Wir haben in Helleheide beides, Altbau und Neubau. Es entstand in der Vorplanung eine Art Baukasten mit Technologien, die wir jetzt final simulieren“.
Das heißt im Grunde, die verschiedenen Alternativen gegeneinander abwägen: Solarthermie auf den Dächern und/oder auf den Fassaden und Dächern? Eine Wärmepumpe? Wie sieht es mit den Schallschutzvorschriften aus? Wie kosten- und lasteffektiv ist ein Blockheizkraftwerk (BHKW)? Nahwärme? „Wir nutzten die verschiedenen Freiheitsgrade, indem wir uns früh darum kümmerten, dass sie uns der Bebauungsplan gestattet. Wir durften bei der Aufstellung des Bebauungsplans mitsprechen. Ein Bebauungsplan, der keine spiegelnden Oberflächen zulässt, würde uns von vornherein die Solarthermie in den Fassaden verwehren. So sieht es ja in vielen Quartieren aus. Sie dürfen in die Gebäudeoberflächen nicht eingreifen und müssen dadurch auf Solargewinne verzichten.“
Was ist eine Kundenanlage nach EnWG?
Die Wärmepumpe in dem einen Haus soll von den PV-Modulen auf einem nachbarschaftlichen Dach ihren Strom beziehen. Auch da gibt es wieder verschiedene Auflagen in Deutschland, die die Attraktivität einschränken. In der Regel machen sie den Lieferanten zum Energieversorgungsunternehmen. Mit allen Belastungen für einen Betrieb.