Erdwärmepumpe für die Beheizung
Auf der Grundlage einer intensiven Planung und einer konsequenten Bauleitung entstand mittels der sehr guten Wärmedämmung und der hohen Luftdichtheit der Gebäudehülle sowie der Umstellung der Heiztechnik von einem Ölkessel auf eine Erdwärmepumpe ein „Effizienzhaus 70“. Damit waren die baulichen Voraussetzungen für das „Wasserstoffhaus“ geschaffen, erklärt Hausbesitzer Andreas Schulz, während er die Tür zum Technikraum im Keller öffnet. Dort steht das Herzstück der Haustechnik.
Das Prinzip, das hinter der Wasserstofftechnik steckt, ist eigentlich recht simpel, so Andreas Schulz: Im Sommer liefern die Photovoltaik-Module Sonnenstrom im Überfluss. Ein kleiner Teil des überschüssigen Stroms wandert in einen Kurzzeit-Batteriespeicher, um das Haus nach Sonnenuntergang mit Strom zu versorgen, oder wird zum Laden eines Elektroautos genutzt. Der restliche Sonnenstrom versorgt die bei-den Elektrolyseure. Dabei entsteht Abwärme, die für den Brauchwarmwasserspeicher genutzt wird. Der Wasserstoff wiederum wird über eine Leitung in Stahlbehältern gesammelt, die in einem kleinen Häuschen im Garten stehen. Auf diese Weise lässt sich die Sonnenenergie über Monate hinweg speichern und auch im Winter einsetzen – dann eben, wenn die solaren Erträge gering sind.
Reichen die solaren Erträge an Wintertagen nicht aus, um genügend Strom und Wärme zu produzieren, wird Wasserstoff aus dem Speicher den beiden Brennstoffzellen zugeführt. Diese wandeln den grünen Wasserstoff in Strom um. Den Strom nutzt die Erdwärmepumpe, die entstehende Abwärme wird über die Lüftung für die Beheizung genutzt, erklärt Andreas Schulz.
Eine erste Wasserstoff-Bilanz
Die Erfahrungen aus dem ersten Winter zeigen, so der Hausbesitzer, dass die Anlage für die komplette Energieautarkie derzeit noch ein wenig unterdimensioniert ist. „Nur 500 Kilowattstunden haben gefehlt“, berichtet Andreas Schulz. Bevor der Wasserstoffspeicher vergrößert wird, will er aber noch den Winter 2022/2023 abwarten, um weitere Erkenntnisse zu sammeln.
„Ich habe es noch keine Sekunde bereut, diesen Weg zu gehen“, betont Schulz. Gleichzeitig macht er keinen Hehl daraus, dass die Investitionskosten für die Wasserstofftechnik sehr hoch waren und sich derzeit bei weitem nicht rechnen. „Kostendeckend arbeitet die Anlage, grob geschätzt, ab einem Strompreis von einem Euro für die Kilowattstunde“, erklärt Andreas Schulz. „Davon sind wir trotz aller Preissteigerungen immer noch ein gutes Stück entfernt. Aber wer weiß, wie sich die Energiekosten weiterentwickeln.“ Bis dahin darf sich Andreas Schulz als Idealist und Vorreiter fühlen, der mit seinem Haus zeigt, dass energieautarke Gebäude keine Utopie mehr sind. Und seine Mieter im „Wasserstoffhaus“ profitieren schon einmal von stabil bleibenden Nebenkosten. Davon können andere Mieter derzeit nur träumen.