Erneuerbare Energien

Tradition mit der Zukunft verknüpfen

Freitag, 16.08.2024

Quelle: Fraunhofer-ISE
Das Projekt „Reallabor EnStadt:Pfaff“ umfasst eine Vielzahl an innovativen Lösungsansätzen für eine nachhaltige Quartiersentwicklung.

Ebenfalls in der Energiezentrale befindet sich ein E-Mobil- und Batterielabor, das vom Fraunhofer-ISE betrieben wird. Dort werden zwei Batterietypen, eine PV-Fassadenanlage an der Energiezentrale sowie eine DC-Schnellladesäule vor dem Gebäude über ein Gleichstromnetz verbunden. „Die Schnellladesäule erlaubt bidirektionales Laden“, erklärt Stryi-Hipp. Es werde somit erprobt, wie dieses zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen kann und welche Vorteile DC-Netze bringen, so der Forscher weiter. Zusätzlich diene die Energiezentrale der Demonstration einer farbigen PV-Fassade mit Morphocolor-Beschichtung, die eine Farbigkeit bei hoher Effizienz ermögliche.

Bei der Sanierung des Gebäudebestandes stellt man hohe Anforderungen: So hätten die Fenster im MVZ ursprünglich elektrochrom beschichtet werden sollen, also beim Anlegen einer Spannung ihre Transparenz verändern und so als Sonnenschutz dienen sollen. Dies habe sich aber als nicht anwendungstauglich herausgestellt. Stryi-Hipp: „Deshalb wurden Fenster mit Vierscheibenverglasung und integrierten Jalousien hinter der ersten Außenscheibe sowie einem Holzrahmen eingebaut, die den Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht werden.“

Auf dem neben dem MVZ errichteten Parkhaus in Holzbauweise und einem angekoppelten Bürokopfbau befinden sich Photovoltaikanlagen, die das MVZ versorgen sollen. Dies wird möglich, da die beiden Gebäude durch eine sogenannte Kundenanlage versorgt werden, das heißt, mit einem eigenen Stromnetz verbunden sind, das die Eigentümer selbst betreiben. Die Schnittstelle zum Netz der öffentlichen Versorgung bilden zwei regelbare Ortsnetztrafos, die an das Mittelspannungsnetz angeschlossen sind und eine hohe Spannungsstabilität gewährleisten. Des Weiteren sollen die Nutzer des Quartiers auf einen digitalen Quartiersservice zugreifen können, der verschiedenste Dienstleistungen umfassen kann. Generell galt es bei der bisherigen Planung, eine energetisch hochwertige Sanierung der Bestandsgebäude zu gewährleisten. So wurde beim alten Verwaltungsgebäude durch eine sehr gute Wärmedämmung der KfW-55-Standard erreicht. Beim neuen Verwaltungsgebäude wurde der KfW-70-Standard erreicht, was für das unter Denkmalschutz stehende Gebäude, bei dem nur eine Innendämmung möglich war, ein hervorragender Wert ist.

Im Bebauungsplan sorgt eine Solargründach-Pflicht für positive Effekte beim Kleinklima. Eine besondere Herausforderung für die Verantwortlichen ist zudem die Behebung der Verunreinigungen im Boden, die vor allem durch leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe (LHKW) aus den 50er- und 90er-Jahren herrühren. Zur Sanierung des Grundwassers wurden daher eine Reihe von Grundwasserbrunnen am Rande des Geländes angelegt. Über diese werden in einem aufwendigen Verfahren, das sich über viele Jahre hinziehen wird, die problematischen Stoffe entfernt und anschließend sachgerecht entsorgt, erläutert Stefan Kremer.

Mobile Lösungen für das Quartier der Zukunft

Quelle: Fraunhofer-ISE
Die wissenschaftliche Begleitung des Projektes verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, wie die Themenfelder beweisen.

Auch im Bereich Mobilität strebt man im Pfaff-Areal besonders innovative Lösungen an: Die Vorgabe war, dass ein autoarmes Quartier entstehen soll. Die Nähe zur Innenstadt und die Anbindung an den ÖPNV bieten bereits beste Voraussetzungen. Carsharing, Leihfahrräder und Mobilitätsdienstleistungen sollen es möglichst einfach machen, auf ein eigenes Fahrzeug zu verzichten.

Aber auch die Elektromobilität soll angemessen zum Zuge kommen. Die Autos sollen dabei möglichst in Parkhäusern beziehungsweise in Tiefgaragen geparkt werden oder an Mobilitätsstationen verfügbar sein, um möglichst wenig Freifläche zu belegen. Öffentliche Ladesäulen sind Teil der Planungen. Kontrolliertes Laden und die Erprobung von bidirektionalem Laden sind im MVZ-Parkhaus, der Parkgarage des alten Verwaltungsgebäudes und an der Energiezentrale vorgesehen. „Das Ziel von all dem ist die Stabilisierung des lokalen Stromnetzes und die Erhöhung des Eigenverbrauchs von Solarstrom“, so Gerhard Stryi-Hipp.

Von Martin Frey
Fachjournalist
Aktuelle Bewertung
Noch keine Bewertungen vorhanden
Ihre Bewertung
Vielen Dank für Ihre Bewertung.

Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Möchten Sie die aktuellen Artikel per E-Mail erhalten?

Einloggen

Login / Benutzername ungültig oder nicht bestätigt

Passwort vergessen?

Registrieren

Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Jetzt registrieren

 

Expertenfragen

„Frag‘ doch einfach mal – einen Experten!": Nach diesem Motto können Sie als Nutzer der TGA contentbase hier ganz unkompliziert Fachleute aus der Gebäudetechnik-Branche sowie die Redaktion der Fachzeitschriften HeizungsJournal, SanitärJournal, KlimaJournal, Integrale Planung und @work zu Ihren Praxisproblemen befragen.

Sie wollen unseren Experten eine Frage stellen und sind schon Nutzer der TGA contentbase?
Dann loggen Sie sich hier einfach ein!

Einloggen
Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Registrieren