Weil das im Markt offensichtlich schwer zu vermitteln ist, starten Sie eine gemeinsame Schulungsoffensive. Was ist geplant?
Willemen: Zielgruppe sind, neben den Fachplanern (die die Problematik im Grunde physikalisch-chemisch-technisch grundsätzlich am besten verstehen sollten), vor allem die Mitarbeiter der Heizungsbauer – und für die müssen die Zusammenhänge so einfach und kompakt wie möglich präsentiert werden. Es werden also keine Vorlesungen auf Hochschulniveau sein, sondern einfach strukturierte Themenfelder, die unter Verzicht auf irgendwelche Spezialitäten oder besondere Gegebenheiten stattfinden werden.
Schodorf: Eine wichtige Basis sind die von Resus erarbeiteten Risikokarten („Risycards“) – dazu wurden zehn Karten bereits entwickelt. Deren zentrales Thema: Korrosion ist quasi immer eine Folge von Sauerstoffeintrag. Sauerstoff kann auf verschiedene Weise in geschlossene Systeme gelangen. Die „Risycards“ erläutern die möglichen Ursachen dafür.
Warum sind sowohl BWT als auch Resus davon überzeugt, dass der Markt das Thema „Nachhaltiges Heizungswasser“ wichtig findet?
Willemen: Der französische Schriftsteller Victor Hugo hat bereits im 19. Jahrhundert gesagt: „Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“ Und schauen Sie sich um in der Welt: Überall wird „Nachhaltigkeit“ angesprochen, versprochen und eingefordert. Nicht nur Greta Thunberg ist aktiv, schauen Sie sich doch den Erfolg der Grünen bei den letzten Wahlen an. Es ist Zeit dafür! Wer, wie BWT und Resus, ein Konzept der Vermeidung verfolgt, darf logischerweise die üblichen Probleme mit Heizungswasser (Korrosion, Ablagerungen, Leckage) nicht so bekämpfen, dass man die Resultate von nicht perfektem Heizungswasser quasi übertüncht (Zusatz von Korrosionsinhibitoren, Bioziden, Luftabscheider, Schlammabscheider, Magnetitfilter). Wir wissen doch alle, dass Probleme vermeiden viel besser und günstiger ist, als Probleme zu bekämpfen.
Schodorf: Wir sprechen doch bereits seit Jahren über Energieeffizienz – Nachhaltigkeit ist doch im Grunde nur der darüber liegende Begriff. Wer energieeffizient arbeitet, ist nachhaltig. Klar ist: Nachhaltigkeit umfasst mehr als das, will auch Rohstoffe sparsam nutzen, will die Umwelt wo immer möglich entlasten. BWT hat sich entschlossen, das Unternehmen dazu entsprechend zu positionieren. Ausgangspunkt war unser Slogan „For You and Planet Blue“, der unsere Mission auf den Punkt bringt: Nämlich das Bestreben, als Unternehmen nachhaltig und verantwortungsvoll zu handeln – sowohl für die Bedürfnisse des einzelnen Menschen als auch für den Erhalt unserer Erde als einzigartigen Lebensraum. Nun konkretisieren wir das: reduce, reuse, recycle. „Aqa therm HSS“ ist ein klar definiertes Konzept in Sachen Nachhaltigkeit und Schutz der Anlagentechnik. Man könnte sogar sagen: mit „Aqa therm HSS“ kommt „retain“ (beibehalten) noch dazu.
Wie funktioniert Ihr Korrosions-Monitoring in Heizungsanlagen genau?
Willemen: Es geht im Grunde um eine vergleichende Messung. Ein Näherungssensor schaltet sich ein und identifiziert Metall in seiner Nähe, das ist der metallische Coupon. Wenn das Metall durch Korrosion an Masse abnimmt, identifiziert der Sensor durch den Vergleich der vorherigen Messungen eine Veränderung, konkret eine Schrumpfung des Metallplättchens im Mikrometerbereich. Anhand eines Algorithmus werden die Daten verglichen und es werden Trendberechnungen durchgeführt. Auf der Basis einer Kombination von Faktoren schlägt die Technologie dann rechtzeitig Alarm.
Schodorf: Auch in der VDI 2035 wird auf ein automatisiertes Überwachungssystem hingewiesen. Von Luftabscheidern, Schlammabscheidern, Magnetitfiltern steht da nichts geschrieben. Im Grunde geht es beim System „HSS“ um „Predictive Maintenance“: Ich messe permanent, um sich anbahnende Fehlzustände frühzeitig zu erkennen. Nicht zuletzt bleibt natürlich eine regelmäßige Wartung der Anlagentechnik weiter unerlässlich.