Voraussetzung für die Nutzung des Gütesiegels „Der Blaue Strom“ ist der Nachweis über die Hocheffizienz der KWK-Anlage gemäß der Effizienzrichtlinie 2012/27/EU. Das Gütesiegel kann vom Anlagenbetreiber für die Dauer von zwei Jahren „zu Werbezwecken auf der Grundlage von Eigenangaben anlagebezogen“ genutzt werden. Hierfür ist ein jährlicher Beitrag zu entrichten. Das Siegel dokumentiert, dass die Anlage fähig ist, „Blauen Strom“ bzw. „Blaue Wärme“ zu erzeugen. Eine Zertifizierungsstelle außerhalb des B.KWK übernimmt die Abwicklung und Kontrollfunktion. Die Kontrollen sollen dem Verbraucher Sicherheit geben, dass nur so viel „Blauer Strom“ und „Blaue Wärme“ gehandelt werden, wie vorher auch erzeugt wurden.
Weitere Voraussetzung für den Erwerb einer Vertriebslizenz ist die Mitgliedschaft im B.KWK. Überdies wird eine Lizenzgebühr erhoben, die zum Teil dafür verwendet wird, die Marken „Der Blaue Strom“ und „Die Blaue Wärme“ weiter aufzubauen und bekannt zu machen, so Müller-Urlaub. „Unsere Initiative macht einmal mehr klar, KWK ist keine Brückentechnologie, sondern der geborene Partner der erneuerbaren Energien und daher wichtiger Bestandteil der Energiewende.“ Mit den Marken „Der Blaue Strom“ und „Die Blaue Wärme“ wolle man der umweltfreundlichen Effizienztechnologie KWK endlich „ein Gesicht in der Öffentlichkeit“ geben.
Kurz nach der Hannover Messe informierte der B.KWK, dass man nun ergänzend auch „Die Blaue Kälte“ als neue Wortmarke beim Deutschen Patent- und Markenamt hat eintragen lassen. Durch das Gütesiegel erhalte nun auch die in Anlagen der Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK) aus der Abwärme gewonnene „Blaue Kälte“ einen eigenen Namen.
Die Bedeutung der KWK für die Energiewende sei jedenfalls nach wie vor groß. Denn die fluktuierenden erneuerbaren Energien können mit den vorhandenen Speichertechniken die Energiewende nicht alleine tragen, erläuterte Müller-Urlaub. „Hocheffiziente KWK-Anlagen können die erneuerbaren Energien als Partner unterstützen und die Versorgungssicherheit und Netzstabilität gewährleisten.“ Bislang ging der Ausbau aber deutlich zu langsam voran, räumte Müller-Urlaub ein. Dabei bestehe erhebliches Potential für die KWK – insbesondere in der Wohnungswirtschaft. Mit dem am 1. Januar 2016 in Kraft getretenen KWKG 2016 werde der weitere Ausbau zwar gefördert, das Ausbauziel wurde aber abgeschwächt. „Dies führt zu einer verlangsamten Weiterentwicklung der Stromerzeugung in KWK-Anlagen.“
Als weiteres aktuelles Hindernis erweist sich der Umstand, dass das KWKG 2016 bis zu den Frühjahrsmessen noch nicht vollzogen werden konnte, erläuterte Müller-Urlaub. So stand das Gesetz noch unter dem Vorbehalt einer bei¬hilferechtlichen Genehmigung durch die EU-Kommission. „Das BAFA darf bis heute für neue oder modernisierte Anlagen keine Zulassungsbescheide nach dem KWKG 2016 erteilen. Aufgrund der Prüfung ist zum Beispiel immer noch offen, ob die bekannten Fördersätze Bestand haben oder nicht. Diese Unsicherheit führt sowohl bei Herstellern als auch zukünftigen Betreibern zunehmend zu einem Rückgang der Investitionen in KWK-Anlagen. Hierdurch wird das politische Ziel, die KWK weiter auszubauen, konterkariert.“
Prognosen über die zukünftige Marktentwicklung waren daher zu diesem Zeitpunkt äußerst unsicher. Hinzu kam die bestehende Ungewissheit, wie sich das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2016 entwickelt, so Müller-Urlaub. „Derzeit hegen viele Verbände Vorbehalte gegenüber dem vorliegenden Referentenentwurf. Aus Sicht des B.KWK wird zu wenig auf den Ausbau von Biomasseanlagen eingegangen. Lediglich mittels einer Verordnungsermächtigung kann die Bundesregierung Ausschreibungen auch für Biomasseanlagen öffnen. Diese Verordnungsermächtigung muss nach Ansicht des B.KWK gleichzeitig mit dem Gesetz beschlossen werden.“
RMB Energie baut Angebot aus
Kritische Stimmen über die derzeitigen Rahmenbedingungen waren denn auch bei vielen Ausstellern zu hören. Mit „unklaren politischen Vorgaben“ und „jeder Menge Papierkrieg“ erklärte beispielsweise Jürgen Zastrow, Vertriebsleitung Süd bei RMB Energie, die Marktprobleme der KWK. Dies habe viele Verbraucher abgeschreckt. „Die Unsicherheit war zu spüren.“ Hinzu kam eine gewisse Zurückhaltung beim Fachhandwerk. „Weiterbildung kostet Zeit und Geld und die Auftragsbücher sind voll mit anderen Arbeiten.“ Aktuell registriere man aber wieder eine steigende Nachfrage bei allen Zielgruppen.