Politik muss Strom für Wärmepumpe wirtschaftlicher machen
Für den Verbraucher, der sich mit dem Gedanken trägt, eine Wärmepumpe zu installieren, steht in aller Regel die Wirtschaftlichkeit ganz oben auf der Prioritätenliste. Und da sieht Hans-Martin Henning die Politik in der Pflicht. "Strom ist heute wesentlich stärker durch Abgaben belastet als fossile Brennstoffe. Das ist nicht im Sinne der Energiewende."
Auch die CO2-Abgabe auf Basis des heutigen Zertifikate-Handels sieht der Experte kritisch. Sie betreffe nur die Kraftwerksbetreiber, nicht jedoch die Brennstoffhändler - auch das ein Ungleichgewicht zu Lasten der erneuerbaren Energien. "Die Politik sollte den Marktrahmen so gestalten, dass Strom günstiger wird." Denn Strom sei durch den Anteil der Erneuerbaren heute schon oft umweltfreundlicher als jeder fossile Brennstoff.
Wärmepumpe wird sich durchsetzen
Noch dominiert die Wärmepumpe den Heizungsmarkt in Deutschland nicht - der Anteil installierter Einheiten in Neubauten liegt derzeit im Bundesdurchschnitt bei etwa 32 Prozent, in Sanierungsobjekten deutlich darunter. Doch der Trend zeigt nach oben. Dass er sich in den nächsten Jahren noch verstärken wird, davon sind die Wissenschaftler beim Fraunhofer-ISE überzeugt.
Schon jetzt ist der Markt für Wärmepumpen in Skandinavien, insbesondere in Schweden, und der Schweiz bereits sehr ausgeprägt, wie Dr.-Ing. Marek Miara erklärt. Er leitet die Gruppe Wärmepumpen am Fraunhofer-ISE. "In beiden Ländern liegt der Anteil von Wärmepumpeninstallationen in neuen Wohngebäuden bei über 80 Prozent." Auch in anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Österreich und Polen habe inzwischen eine sehr dynamische Entwicklung bei den Wärmepumpen eingesetzt.
Trend geht zur Hochtemperatur-Wärmepumpe
Zwei Trends sind laut Miara mit dem Einsatz der Wärmepumpe in Bestandsgebäuden verbunden. Erstens: Um die höheren Vorlauftemperaturen zu realisieren, die im Bestand typischerweise erforderlich sind, gibt es immer mehr Hochtemperatur-Wärmepumpen am Markt. "Solche Anlagen sind in der Lage, Temperaturen von 65 °C und höher bereitzustellen."
Weiterer Trend: Systemkombinationen
Zweiter Trend sind Systemkombinationen, bei denen meist elektrische Wärmepumpen mit fossil betriebenen Kesseln wie etwa Öl- oder Gasheizungen kombiniert werden. "Besonders beim Austausch alter Heizkessel in Bestandsgebäuden kann diese Technologie in den nächsten Jahren an Relevanz gewinnen", so Marek Miara.
Wärmepumpen: zukünftig bedeutende Rolle im "Smart Grid"
Auch er ist überzeugt, dass Wärmepumpen eine wichtige Rolle im intelligenten Stromnetz der Zukunft spielen werden. "Sie wandeln elektrische Energie effizient in thermische Energie um und puffern diese für eine bestimmte Zeit - entweder in Warmwasserspeichern oder auch in der Gebäudemasse."
Zusätzlich wird die Kombination von Wärmepumpen mit Batteriesystemen an Bedeutung gewinnen. Letztere speichern Strom, der ja in Deutschland zunehmend aus erneuerbaren Quellen wie Offshore-Windparks oder Photovoltaik-Anlagen kommt, um ihn bei Bedarf für den Betrieb der Wärmepumpe zur Verfügung zu stellen.
Auf diese Weise lassen sich Bedarf und Verbrauch zeitlich entkoppeln. "Damit können Wärmepumpenanlagen mit intelligenter Steuerung angesichts der fluktuierenden Stromerzeugung netzstabilisierend wirken."