Wärmewende konkret umgesetzt: 26 Jahre altes Einfamilienhaus bekommt zukunftsorientierte Gebäude- und Heiztechnik.
- Seite 1
- Seite 2
Wärmewende mit Heizöl
Technologiemix statt Komplett-Verstromung im Innovationshaus
Dienstag, 04.12.2018
Erneuerbare Energien und fossile Brennstoffe – in der öffentlichen Diskussion erscheinen die einen oft als Zukunftstechnik, während die anderen für viele die Vergangenheit symbolisieren. Dabei müssen klassische und erneuerbare Energieträger überhaupt kein Widerspruch sein: Das zeigt sich vor allem bei der Beheizung von Gebäuden.
Mit dem Begriff Energiewende verband sich bisher vor allem der Aufbau der regenerativen Stromproduktion. Doch eine rein elektrische Energieversorgung dürfte bundesweit auch in Zukunft unrealistisch sein. Denn erneuerbar erzeugter Strom hat am heutigen Energieverbrauch von Strom, Wärme und Verkehr einen Anteil von nur acht Prozent. Der für eine rein elektrische Versorgung erforderliche Ausbau der Erzeugungskapazitäten lässt sich daher kaum in einem angemessenen Zeit- und Kostenrahmen umsetzen. Auch die im Juni 2018 präsentierte Leitstudie "Integrierte Energiewende" der Deutschen Energie-Agentur (dena) zeigt, dass künftig ein Technologiemix deutlich günstiger wäre als Szenarien, die einen hohen Grad an Elektrifizierung vorsehen.
20 Millionen Menschen beziehen hierzulande ihre Wärme aus Heizöl. Die meisten Ölheizungen befinden sich in Ein- und Zweifamilienhäusern im ländlichen Raum. Technisch sinnvolle und bezahlbare Alternativen stehen dort oft nicht zur Verfügung. Für Hauseigentümer mit einer Ölheizung ist die Sanierung mit Öl-Brennwerttechnik daher meist der günstigste Einstieg in die Wärmewende. So können Treibhausgasemissionen bereits um bis zu 30 Prozent gesenkt werden.
Zugleich sind die Gebäude damit gut für die Zukunft gerüstet: Öl-Brennwertheizungen sind ideale Partner für erneuerbare Heiztechniken wie Solaranlagen oder Holzkaminöfen. Solche Hybridheizungen erhöhen den Anteil erneuerbar erzeugter Energie im Wärmebereich, ohne dass die Versorgungssicherheit zum Problem wird. Denn immer dann, wenn die Erneuerbaren nicht genug Energie liefern, steht das im hauseigenen Tank gespeicherte Heizöl zuverlässig zur Verfügung.
Verknüpfung von Strom und Wärme
Mit Power-to-Heat (PtH) ist technisch auch die Einbindung von erneuerbar erzeugtem Strom in die Wärmeversorgung möglich. Hybridheizungen, die in der Lage sind, Strom oder Heizöl zur Wärmeerzeugung zu nutzen, können ihre Stromnachfrage optimal an die jeweiligen Verhältnisse im Strommarkt anpassen. Der besondere Vorteil von PtH-fähigen Ölheizungen liegt darin, dass sie – anders als etwa reine Elektroheizungen wie monovalente Strom-Wärmepumpen – keine zusätzlichen Reservekraftwerkskapazitäten benötigen, die mit großem Kostenaufwand bereitgehalten werden müssten. Die intelligente Verzahnung von Strom- und Wärmeversorgung ist auch ein Kernelement des Innovationshauses Wolfhagen.
Die Wahl des Standorts war dabei kein Zufall: In der 30 Kilometer westlich von Kassel gelegenen 13.500-Einwohner-Gemeinde erfolgt die Stromversorgung dank eines Solar- und Windparks bereits heute überwiegend auf erneuerbare Weise. Damit hat die Gemeinde das erreicht, was für den Rest Deutschlands noch angestrebt wird. Dabei zeigt sich jedoch auch, dass das wetterabhängige Öko-Stromangebot und die Nachfrage durch die Haushalte vor Ort nicht immer übereinstimmen. So erfolgt die Versorgung mit erneuerbarem Strom nur jahresbilanziell zu 100 Prozent. Schaut man genauer hin, wird klar, dass nur rund 70 Prozent des jährlichen Strombedarfs der Region tatsächlich aus dem örtlichen Wind- und Photovoltaik (PV)-Park gedeckt werden. Es gilt darum, Möglichkeiten zu finden, hier zu einer besseren Synchronisation zu kommen.
Da das Wind- und Sonnenangebot wetterabhängig und damit nicht beeinflussbar ist, bleibt als Lösung nur eine Steuerung der Stromnachfrage. Daher werden in Wolfhagen dynamische Stromtarife getestet und neue Technologien zum Einsatz gebracht. Wie sich zeigt, reicht aber eine Nachfrageflexibilisierung auf Verbraucherseite nur über weiße Ware nicht aus. Grund sind die vergleichsweise geringen Verbräuche und Konflikte mit dem Nutzerverhalten. Aufgrund seiner Power-to-Heat-fähigen Heizung vermag das Innovationshaus hingegen hier einen wesentlichen Beitrag zu leisten. Wird beispielsweise gerade sehr viel Öko-Strom produziert, kann es diesen sowohl zur Strom- als auch zur Wärmeversorgung aufnehmen und speichern. Steht nicht ausreichend Öko-Strom zur Verfügung, wird die Wärmeversorgung durch ein Öl-Brennwertgerät sichergestellt.
Weiterführende Informationen: https://www.zukunftsheizen.de
Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!