Heizung ist der erste Sanierungsschritt
Im Ergebnis zeigt sich deutlich, dass die Modernisierung der Heizung für die meisten Eigentümerhaushalte der sinnvollste erste energetische Sanierungsschritt ist.
Das begründet sich gleich mehrfach: Zum einen ist eine funktionierende Heizanlage ein maßgebliches Element, um ein Haus bewohnbar zu machen. Wird das Ende der technischen Lebensdauer erreicht, muss sie also auch ausgetauscht werden. Eine Dämmung hat für die Bewohnbarkeit des Hauses keine derart elementare Bedeutung.
Hinzu kommt, dass der Tausch der Heizung eine sehr viel geringere Investition verursacht als eine Dämmmaßnahme. Die Dämmung wird daher in den meisten Fällen erst dann realisiert, wenn die anderen Maßnahmen durch die Energieeinsparung bereits neue finanzielle Spielräume eröffnet haben.
Aufgrund der Lebensdauer von Heizungen ist davon auszugehen, dass die Systeme bis 2050 in den meisten Fällen mehr als einmal ausgetauscht werden. Die energetische Sanierung lässt sich daher in zwei Zyklen – bis 2030 und bis 2050 – einteilen. Der Austausch der Heizung hält als erster Sanierungsschritt dabei alle Optionen für weitere Maßnahmen offen.
Erdgas-Brennwerttechnik auf dem Weg zur dominierenden Heiztechnologie
Besonders interessant ist die zu beobachtende Entwicklung des Heizungsbestands. Die Erdgas-Brennwerttechnik nimmt dabei als konventionelles System gemäß der Simulation eine dominierende Stellung im Markt ein. Bis 2030 steigt ihr Marktanteil auf 68 Prozent. 56 Prozent der Erdgas-Brennwertkessel sind mit Solarthermie kombiniert, 12 Prozent nicht.
Gemeinsam mit der Gaswärmepumpe und einer Kombination aus Erdgas-Brennwerttechnik und Brennstoffzelle erzielen die Erdgas-Heiztechnologien einen Marktanteil von 72 Prozent. Auch im Jahr 2050 bleibt der Anteil der Erdgas-Brennwerttechnik mit 67 Prozent auf einem stabil hohen Niveau.
Die starke Stellung der Erdgas-Brennwerttechnik hat mehrere Gründe: Zum einen wird deutlich, dass Hauseigentümer beim Heizungstausch vor allem den wirtschaftlichen Aspekt im Blick haben. Gewählt werden die Heizsysteme, die das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Durch die geringen Investitionskosten und die gleichzeitig hohe Energieeinsparung sind die Amortisationszeiten bei der Brennwerttechnik besonders gering.
Darüber hinaus ist die CO2-Einsparung durch den effizienteren Einsatz des Energieträgers sehr hoch. In der Summe kann eine seit langem bewährte Technik einen bedeutenden Anteil an der CO2-Einsparung im Wärmemarkt bis 2050 einnehmen.
Klares Wechselverhalten weg vom Öl
Die zunehmende Substitution von Heizöl durch andere Energieträger wird durch die Studie klar bestätigt: Die Zahl der Heizöl-Nutzer verringert sich von rund 4,3 Mio. auf 1,1 Mio. und somit um fast 75 Prozent.
Rund 1,9 Mio. wechseln zum Energieträger Erdgas, dessen Nutzer-Zahl von rund 7 Mio. im Jahr 2010 auf annähernd 9 Mio. im Jahr 2050 steigt. Dieser starke Zuwachs begründet sich wiederum in den geringen Investitionskosten eines Gas-Brennwertkessels und seinen anschließenden niedrigen Betriebskosten.
Zweiter Profiteur der Entwicklung ist der Energieträger Strom, der rund 866.000 der wechselnden Nutzer verbucht.
Vergleichsweise gering ist die Zuwachszahl mit 322.000 im Bereich Holzpellets. Insgesamt werden im Jahr 2050 der Simulation zufolge in etwa 771.000 Pelletkessel betrieben.
CO2-Emissionen sinken um 62 Prozent
Bis zum Jahr 2050 erzielen alle Eigentümergruppen gemeinsam eine CO2-Einsparung von 62 Prozent. Das von der Bundesregierung gesetzte Klimaschutzziel von 80 Prozent CO2-Reduktion wird damit zwar verfehlt, allerdings ist zu beachten, dass in der Studie keinerlei Förderung berücksichtigt wird. Der Primärenergieverbrauch geht um 43 Prozent zurück, an Endenergie werden 34 Prozent eingespart.
Hauseigentümer müssen Maßnahmen frei wählen können
Durch die Betrachtung der Studie "Sanierungsfahrpläne für den Wärmemarkt", die die aktuelle Fördersystematik unberücksichtigt lässt, wird folgendes deutlich: Um die vorhandenen Finanzierungsspielräume der Hauseigentümer optimal für den Klimaschutz zu nutzen, muss die Technologie- und Maßnahmenoffenheit ernst genommen werden.
Für den Klimaschutz ist es irrelevant, wie die CO2-Einsparung zustande kommt. Wichtig ist, dass sie erzielt wird. Hauseigentümer müssen daher, ohne Nachteile bei der Förderung zu befürchten, alle sinnvollen Maßnahmen zur energetischen Optimierung ihres Eigenheims frei wählen können.