Krasses Missverhältnis zwischen Studierenden und Auszubildenden verstärkt Fachkräftemangel
Wer bitte soll denn die Wenden stemmen?
Initiativen für mehr handwerklich-technische Ausbildung
Donnerstag, 06.07.2023
Ein nicht so schöner Trend „feiert“ sein zehnjähriges Bestehen: Seit 2012 sinkt die jährliche Zahl der Bewerber für einen beruflichen Ausbildungsplatz. Allein im Handwerk sind aktuell knapp 40.000 Azubi-Stellen offen. Damit fehlt der dringend benötigte Fachkräftenachwuchs nicht nur für die anstehenden Energie-, Wärme- und Mobilitätswenden, stellt der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) fest. Der eklatante Mangel mache sich auch in allen anderen handwerklichen Dienstleistungen und Produkten mehr und mehr bemerkbar. Der Grund für das mangelnde Interesse an handwerklicher Ausbildung: „Viele junge Menschen entscheiden sich für Schulabschlüsse mit einer Berechtigung zum Hochschulzugang und wählen anschließend einen akademischen Bildungsweg“, so der ZDH.
„Sommer der Berufsausbildung“
Das war nicht immer so: 2021 kamen 4,3 Auszubildende auf 10 Studierende, 1950 waren das noch 75,5 Azubis, weiß das Statistische Bundesamt Destatis. Und während 1960 knapp ein Viertel aller Schüler ein Gymnasium besuchte, stieg dieser Anteil bis 2021 auf 44 Prozent.
Was tun, fragt sich da (nicht nur) der ZDH und ruft den „Sommer der Berufsausbildung“ aus. Damit wollen „die Partner der ‚Allianz für Aus- und Weiterbildung‘ auch in diesem Jahr von Mai bis September bei jungen Menschen und Betrieben für das Erfolgsmodell der dualen Ausbildung und der Höheren Berufsbildung werben.“ Ausbildungsinteressierte Jugendliche und ausbildende Betriebe sollen mit zahlreichen Veranstaltungen auf Bundes-, Landes- und regionaler Ebene zusammengebracht werden. Zu den Zielen des ZDH gehört auch die Kooperation zwischen allen allgemeinbildenden Schulformen und der regionalen Wirtschaft.
Initiative „Alles Wasser Volt“
Erfolgreicher Klimaschutz braucht dringend Fachkräfte, sagt auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und startet die Initiative "Alles Wasser Volt". Die Initiative bündelt Ausbildungsangebote von über 200 Unternehmen. Dazu erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung: „Klar ist: Die Energiewende und die Dekarbonisierung der anderen Sektoren ist ein Jahrhundertprojekt, das nur gelingen kann, wenn genügend Hände mit anpacken. Die junge Generation kann die Welt, in der sie lebt, nachhaltig mitgestalten. In den Branchen Energie, Elektromobilität und Wärme werden die Weichen für eine klimaneutrale Zukunft gestellt.“ Über Ausbildungs-Initiativen speziell in der SHK-Branche wird das SanitärJournal in Kürze berichten.