Kriterien für Langlebigkeit und Sicherheit
Wärmenetze sind eine Infrastruktur für Jahrzehnte. Das Versagen von Rohr- und Verbindungstechnik hat einen erheblichen (Kosten)Aufwand zur Folge. Langlebigkeit und Sicherheit sind essentiell. Deshalb sollte sich der Fokus auf Kriterien richten, anhand derer Qualitätsunterschiede nachweislich erkennbar sind.
Die Verbindungsstellen von Medienrohren und Fittings werden bereits bei der Verarbeitung durch Presswerkzeuge extrem beansprucht.
Im Betrieb folgen Wechselspannungen durch unterschiedliche, sich immer wieder verändernde Temperatur- und Druckbelastungen. Um diesen Anforderungen dauerhaft erfolgreich zu widerstehen, ist eine optimale Abstimmung der Komponenten aufeinander unabdingbar. Erkennbar wird diese Qualitätssicherung für den Entscheider beispielsweise durch den Nachweis einer Systemzertifizierung bzw. Produktkonformität. Beim Einsatz von PE-Xa-Rohren für Wärmenetze ist hier die DIN EN ISO 15875 (Kunststoff-Rohrleitungssysteme für die Warm- und Kaltwasserinstallation – Vernetztes Polyethylen [PE-X]) heranzuziehen.
Bei den Rohrleitungen ist besonders auf die Langlebigkeit in Abhängigkeit der geplanten Temperaturanforderun-gen zu achten. Bei der Angabe bzw. Ermittlung der Mindestlebensdauer ist zwischen den Anforderungen der DIN 16892/3 (Rohre aus vernetztem Polyethylen hoher Dichte [PE-X]) und der DIN EN 15632 (Fernwärmerohre – Werkmäßig gedämmte flexible Rohrsysteme) zu unterscheiden. Rohrsysteme, die den erhöhten Anforderungen der DIN EN 15632 genügen, haben im Vergleich eine deutlich längere Lebensdauer – bei einem typischen Temperaturlastkollektiv beispielhaft bis zu 70 Prozent [3]. Dies ist im Wesentlichen in der Rezeptur des Rohrmaterials begründet. Sogenannte thermische Stabilisatoren machen das Rohr dauerhaft widerstandsfähig gegenüber thermischer Beanspruchung. Im Rahmen einer über mindestens 15.000 Stunden andauernden Prüfung bei 110 °C wird das gemäß DIN EN 15632 zum Beispiel für die Systeme "Rauthermex" und "Rauvitherm" durch externe Prüfungen nachgewiesen, erkennbar an der Signierung der Medienrohrleitungen.
Projektbeispiele einer zukunftsweisenden Wärmeversorgung
In der Gemeinde Hallerndorf, ca. 40 km nördlich von Nürnberg, werden kommunale Gebäude und ein Großteil der privaten Gebäude seit mehreren Jahren erfolgreich zu 100 Prozent mit Wärme aus erneuerbaren Energien über ein polymeres Rohrsystem versorgt. Eine rund 1.300 m² große Solarthermieanlage deckt vor allem die Sommerlast ab und eine Holzhackschnitzelfeuerung übernimmt den übrigen Teil der Wärmeerzeugung [4].
Ein anderes Beispiel für nachhaltige und zukunftsweisende Wärmeversorgung wurde 2019 in Meitingen, einer Gemeinde gut 20 km nördlich von Augsburg, realisiert. Die Wärme, die hier in das PE-Xa-Netz zur Versorgung von insgesamt rund 175 Wohneinheiten eingespeist wird, stammt aus einem nahegelegenen Industriebetrieb. Die Nutzung dieser anfallenden Abwärme vermeidet die Emission von etwa 200 Tonnen CO2 pro Jahr [5].
Fazit
Nah- und Fernwärmenetze werden bei der nachhaltigen und zukunftsweisenden Versorgung von Gebäuden weiter an Bedeutung gewinnen. Die Auswahl von geprüften Systemkomponenten ist entscheidend hinsichtlich Langlebigkeit und Versorgungssicherheit. Eine durchdachte Planung sichert die Qualität und vermeidet Fehler sowie Folgeschäden. Das alles ist die wesentliche Grundlage für eine langfristig wirtschaftliche Wärmeversorgung und die Bereitstellung kostengünstiger umweltfreundlicher Wärme.
Literatur
[1] Norman Gerhardt, Fraunhofer IEE, Forschungsprojekt "Transformationspfade im Wärmesektor" 9.2017 – 8.2020, www.iee.fraunhofer.de/de/projekte/suche/laufende/transformationspfade-im-waermesektor.html
[2] Olaf Kruse, Rehau AG + Co, Fünf Maßnahmen für mehr Effizienz und Wirtschaftlichkeit im Nahwärmenetz, EuroHeat & Power, September 2015
[3] Technische Information – Nahwärmesysteme Rauthermex und Rauvitherm, Rehau AG + Co, Juni 2020
[4] www.hallerndorf.de/nahwaermenetz/
[5] www.energieatlas.bayern.de/thema_abwaerme/ausserbetrieblich/praxisbeispiele/details,826.html