Forschungs- und Normen-Expertise sichern durchdachtes Konzept
Auch die Normung wird komplexer: Es gibt internationale, nationale und europäische Normen, die durch neue Richtlinien und Anforderungen von Städten sowie Gemeinden zusätzliche Auflagen für die Geräte- oder Systembeschaffenheit bringen. Dies setzt Planer, Hersteller und Monteure unter enormen Druck. Umso wichtiger ist es, dass bereits die Hersteller über genügend Erfahrung und Detailwissen im Umgang mit diesen Normen und der technischen Umsetzung verfügen, sodass nicht teuer nachjustiert werden muss, indem etwa unzureichende Geräte nach Bauabschluss zu ersetzen sind.
Neben der weitreichenden Normen- und Richtlinienkenntnis sollte ein Hersteller über moderne Labor- und Prüfmöglichkeiten verfügen, um die Geräte auch auf Extremsituationen und unterschiedlichste Umwelteinflüsse testen zu können. Eine Lüftung für Häuser in waldbrandgefährdeten oder saisonal sehr kalten Regionen muss auch für genau diese Situationen einwandfrei funktionieren und ausfallsicher sein. Allein die durchschnittliche Luftfeuchtigkeit kann bereits regional derart unterschiedlich sein, dass Lüfter überfordert sind, wenn sie nur unter gemäßigten Bedingungen geprüft werden. Grund dafür kann sein, dass sich die von außen nach dem Ansaugen durch die Lüftung hereinströmende Feuchtigkeit mit dem Dampf vom Kochen und Duschen anreichert, sodass wesentlich mehr Feuchtigkeit durch das Lüften beseitigt werden muss. Solche möglichen Szenarien sind unbedingt bei jeder Planung zu berücksichtigten und bei der Geräteentwicklung im Labor zu prüfen und zu bestätigen.
Zugluft durch falsche Geräteanpassung
Während Hersteller und Planer vor allem die technischen Aspekte und Anforderungen in den Fokus rücken, gilt im Hinblick auf die Bewohner des Gebäudes das persönliche Wohlbefinden als oberstes Gebot: leise Lüfter, bequeme Steuerung und keine Zugluft. Diese Prämissen lassen sich aber nur teilweise oder gar nicht durch eine technische Anpassung garantieren. Klassisches Fensterlüften etwa nach dem Besuch mehrerer Personen, dem Aufhängen regennasser Kleidung, dem Duschen oder Kochen sollte weiterhin unbedingt in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden. Denn sobald die Feuchtigkeit in den Räumen einen überdurchschnittlich hohen Wert erreicht, müssen die Fenster zur Unterstützung der Lüftungsgeräte genutzt werden. Dies trifft besonders für die Zeit nach Bauende oder der Sanierung zu: In den ersten 18 Monaten entweicht viel Feuchtigkeit und Geruch aus neuen Baustoffen. All dies muss abgelüftet werden, um einer Verschlechterung des Wohnklimas vorzubeugen. Ein Lüftungskonzept schließt folglich immer die klassische Fensterlüftung mit ein, egal wie technisch ausgereift die verbauten Geräte sind.
Auch bei der Zugluft, die individuell unterschiedlich wahrgenommen wird, ist nicht zwangsläufig das Lüftungsgerät die Quelle des Übels. Der Fehler liegt oft vor allem in der generellen Auslegung und der Auswahl eines unzureichenden Lüftungskonzeptes. Das Zugluftrisiko wird maßgeblich von der Art des Lüftungssystems beeinflusst. Verfügt das Gerät beispielsweise über eine Wärmerückgewinnungsfunktion, wird die Zuluft vor dem Einblasen in den Raum vorgewärmt. Je wärmer dabei die Luft ist, desto geringer ist auch das Risiko eines Zuges, da der Temperaturunterschied und damit die Luftzirkulation weniger stark ausgeprägt sind als bei einer Variante, bei der die Außenluft direkt in den Raum geblasen wird. Hinzu kommt, dass auch die Position der Lüftungsventile einen entscheidenden Einfluss auf die persönliche Wahrnehmung von Zugluft hat. Sind die Ventile zu nah an Sitzgelegenheiten oder Schlafplätzen installiert, wird ein Luftstrom eher bemerkt und somit steigt auch das Zugluftrisiko. Ebenso kann eine falsche Einbauhöhe im Raum in Abhängigkeit vom Heizsystem die Luftzirkulation in den Zimmern beeinflussen. Sind hingegen all diese Faktoren in der Planungsphase mitberücksichtigt, werden die Bewohner durch das Lüftungssystem nicht gestört und stellen eine spürbare Verbesserung des Wohnklimas fest.