Wärme

Wohnungsbau zögerlich bei Gebäudeautomation

Experten geben Einschätzungen über aktuelle Entwicklungen der Branche

Donnerstag, 24.09.2015

Die Gebäudeautomation ist hierzulande akzeptierte Technik, zumindest wenn man sich im gewerblichen Bereich, d. h., im Nicht-Wohnungsbau, bewegt. Hier wird die Bedeutung einer intelligenten Integration der Gewerke für einen effizienten, sicheren und komfortablen Betrieb des Gebäudes zunehmend erkannt. Doch was ist mit dem riesigen Bereich des Wohnungsbaus?

Die Gebäude in Deutschland sind für rund ein Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich. Und der überwiegende Teil, etwa 60 Prozent davon, entfallen auf die Wohngebäude. Deren Bedeutung für den Klimaschutz und zum Gelingen der Energiewende wird von Politik und Verbänden gerne hervorgehoben. Die Gebäudeautomation soll helfen, zum einen die Gebäudetechnik energieeffizient zu nutzen und zum anderen die Gebäude in ein intelligentes Stromnetz (Smart Grid) zu integrieren. Von der „Energiewende im Gebäude“ ist die Rede. Doch in der Praxis bietet sich ein differenziertes Bild. Einen Eindruck von der aktuellen Situation der Gebäudeautomation mit einem besonderen Blick auf den Wohnungssektor bietet dieses „Gruppeninterview“. Bereits im Vorfeld stieß die Redaktion des HeizungsJournals überraschender­weise bei einigen doch namhaften Herstellern auf Zurückhaltung, als deutlich wurde, dass der Wohnungsbau im Fokus steht. Die Absagen drängen die Vermutung auf, dass hier im Markt – trotz riesigem Potential – noch einiges im Argen liegt, was die Umsetzung betrifft. Doch es gab auch Experten, die sich nicht von unseren Fragen abschrecken ließen.

Bereit für eine Einschätzung der aktuellen Entwicklungen im Bereich der Gebäudeautomation waren diesmal:

  • Werner Ottilinger, Geschäftsführer von Sauter Deutschland
  • Dr. Norbert Verweyen, Geschäftsführer von RWE ­Effizienz
  • Volker Galonske, Marketingleiter Honeywell Haustechnik
  • Jonathan Busse, Vorstand von alphaEOS

Ergänzende Antworten lieferte zudem

  • Thomas Hammer­meister, PR-Manager bei Schneider Electric.

Seit Jahren bewegt sich der deutsche Markt für Gebäudeautomation in einer Größenordnung von rund 1,5 Mrd. Euro. Wann rechnen Sie mit dem lang erwarteten großen Aufschwung?

Ottilinger (Sauter):

Werner Ottilinger
Quelle: Sauter
Werner Ottilinger, Geschäftsführer von Sauter Deutschland.

Deutschland ist im Bereich Gebäudeautomation ohnehin auf einem sehr hohen Niveau. Deshalb sind wir schon äußerst zufrieden, wenn dieses Niveau – mit leichten Steigerungsraten – gehalten werden kann. In den letzten Jahren lag das Wachstum über der Inflationsrate und war somit positiv. Die Technik wird immer preiswerter, ist aber gleichzeitig in der Lage, mit mehr Funktionalität und Komplexität umzugehen. Somit kann man von einem qualitativen Wachstum hin zu mehr Integration und vernetztem Denken sprechen, nicht nur von einer Aufschaltung und Visualisierung von Informationen. Einen limitierenden Faktor gibt es allerdings: Für expandierende Unternehmen im Bereich Gebäudeautomation ist es derzeit extrem schwierig, qualifizierte, erfahrene Gebäudeautoma­tisierer auf dem Arbeitsmarkt zu bekommen. Eine Möglichkeit, dem entgegenzusteuern, für die auch wir uns entschieden haben, ist es, die Belegschaft über eine unternehmensinterne Schulungsakademie für Gebäudeautomation selbst ausbeziehungsweise weiterzubilden. Ohne diese Akademie hätten wir bestimmte Aufträge, insbesondere im Bereich energieeffiziente Lösungen, gar nicht mehr annehmen können.

Verweyen (RWE Effizienz):

Dr. Norbert Verweyen
Quelle: RWE
Dr. Norbert Verweyen, Geschäftsführer von RWE Effizienz.

Die vom VDE veröffentlichte Studie „Smart Home + Building“ rechnet bis zum Jahr 2025 mit einem Anstieg des Marktvolumens auf 19 Mrd. Euro allein in Deutschland. Der Durchbruch wird kommen mit Standards für die system- und herstellerübergreifende Kommunikation der Geräte, die Verringerung der Kosten und eine stärkere Fokussierung auf den nachvollziehbaren Mehrwert für den Kunden. Der Branchenverband der digitalen Wirtschaft, Bitkom, sieht das ähnlich. Er schätzt das Potential auf rund 1 Mio. vernetzte Haushalte bis 2020. Ganz aktuell erschien eine weitere Untersuchung „Smart Home aus Konsumentensicht“, herausgegeben von Deloitte und der Technischen Universität München: Die Experten rechnen in Europa bis 2017 mit einem Marktvolumen von 4,1 Mrd. Euro. Wir selbst schätzen die Aussichten ebenfalls als sehr positiv ein, zumal unsere Haussteuerung einfach in der Bedienung, günstig in der Anschaffung und ideal auch für Bestandsgebäude geeignet ist.

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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