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Lüftung

Wohnungslüftung: Komfort "sticht" Energieeinsparung

Dienstag, 20.02.2018

Feinstaubbelastung reduzieren

Zunehmend in den Fokus geraten die gesundheitlichen Folgen durch Feinstaubbelastung – gerade in innenstadtnahen Wohnräumen. Denn schließlich atmet der Mensch im Tagesverlauf bis zu 20 kg Luft und damit jede Menge Schwebeteilchen ein. Feinstaub aber wird nicht durch die natürlichen Filter des Körpers, beispielsweise die Schleimhäute, aufgehalten. Mit 2,5 bis 10 μm sind diese Partikel dafür zu klein. Sie gelangen ungehindert in die Lunge, Teilchengrößen von 1 μm sogar in die Blutbahn. Die gesundheitlichen Folgen werden zwar noch im Detail erforscht; doch ein höheres Risiko für Herzinfarkte und für Lungenerkrankungen bis hin zu Lungenkrebs gilt als Konsequenz zu hoher Feinstaubbelastung bereits als ausgemacht [2].

Der Kampf gegen Feinstaub hat auf der Verursacherseite längst begonnen, beispielsweise beim Straßenverkehr. Wie wertvoll der passive Schutz durch Wohnungslüftungsanlagen ist, die Feinstaub, Pollen und andere Stoffe filtern, findet allerdings bei der Planung der Haustechnik noch zu wenig Beachtung.

Anders beim Gesetzgeber: Die im Jahr 2012 novellierte Prüfnorm EN 779 für Filter wurde im Januar 2017 durch die ISO 16890 ("Luftfilter für die allgemeine Raumlufttechnik") ersetzt. In Deutschland gelten in einer Übergangszeit von 18 Monaten, also bis Juni 2018, noch beide Normen parallel. Die Umstellung in der Prüfung und Klassifizierung von Filtern für Raumluft erfolgte nicht zuletzt aufgrund der erkannten Gesundheitsgefahren durch Feinstaub.

Die Prüfung der Filter nach der neuen Norm ISO 16890 ist praxisgerechter und unterscheidet die Qualität der Abscheidung gemäß der Einordnung von Partikelgrößen analog der Vorgehensweise der Weltgesundheitsorganisation WHO. Die vier neuen ISO Gruppen als Ersatz für die bekannten Filterklassen sind dabei:

  • ISO ePM1 – Filter, die mindestens 50 Prozent einer Fraktion mit Partikelgrößen von 0,3 bis 1 μm abscheiden (Viren, Bakterien, Nanopartikel, Feinstaubrückstände fossiler Verbrennungsprozesse)
  • ISO ePM2,5 – Filter, die mindestens 50 Prozent einer Fraktion mit Partikelgrößen von 0,3 bis 2,5 μm abscheiden (Bakterien, Schimmelsporen, Pollen, Pilze)
  • ISO ePM10 – Filter, die mindestens 50 Prozent einer Fraktion mit Partikelgrößen von 0,3 bis 10 μm abscheiden (Pollen, sonstige Stäube)
  • ISO coarse – Filter, die weniger als 50 Prozent einer Fraktion mit Partikelgrößen von 0,3 bis 10 μm abscheiden (geeignet als Grobstaubfilter für Sand, Flusen, Haare etc.).

Der Buchstabe "e" vor dem PM-Wert steht für die "Effizienz" der Abscheidung. Somit werden Filterbezeichnungen künftig auch den Abscheidegrad angeben. Ein Filter "ePM2,5 65 %" scheidet also 65 Prozent einer Fraktion mit Partikelgrößen von 0,3 bis 2,5 μm ab. Das entspricht in etwa einem F7-Filter nach EN 779, wobei sich hier der Abscheidegrad lediglich auf eine Partikelgröße von 0,4 μm bezieht; ein Laborwert, der nicht die Außenluftqualität repräsentiert.

Ein Handwerker erklärt einem Mann das Innenleben eines zentralen Lüftungsgeräts.
Quelle: Systemair GmbH
Ein wesentliches Gesundheits- und Komfortmerkmal bei der Wohnungslüftung ist eine Filtertechnik, die Feinstaub und Pollen bis zu einer Partikelgröße von 1 µm abscheidet. Wirksam ist das nur mittels zentraler, ventilatorgestützter Lüftungstechnik möglich.

Die Zusammensetzung des Prüfstaubs gemäß der neuen Prüfnorm ISO 16890 hingegen passt zum Beispiel zu den Bewertungsmaßstäben, die auch die Umweltämter an ihren innerstädtischen Messstellen anlegen. Die daraus resultierende differenziertere Aufteilung der Filterklassen ist daher mit Blick auf die erreichbare Innenraumluftqualität aussagefähiger.

Fazit

Die originäre Aufgabe von Wohnungslüftungsanlagen ist die Aufrechterhaltung eines gesundheitsförderlichen Innenraumklimas. Das ist insofern wichtig, als Menschen in den Industriestaaten sich bis zu 90 Prozent ihrer Lebenszeit in geschlossenen Räumen aufhalten.

Somit sollten die Leitgrößen bei der Planung kontrollierter Wohnungslüftung hygienische Aspekte wie die Qualität der Feuchte- und CO2-Regulierung sowie eine wirksame Abscheidung von Feinstaub sein.

Die energetischen Einspareffekte durch Anlagen mit Wärmerückgewinnung ergeben sich inzwischen selbstverständlich aus dem derzeitigen Stand der Technik. Doch wenn die Wohnungslüftung nicht den Komfortanspruch der Bewohner erfüllt, bleiben auch die möglichen Energieeinsparungen aus.

[1] Kostenlose Software zur Erstellung von Lüftungskonzepten nach DIN 1946-6: www.systemair.com/de/Deutschland/Support/Software-tools

[2] Landingpage der WHO zum Thema "Luftqualität": www.euro.who.int/en/health-topics/environment-and-health/air-quality

Weiterführende Informationen: https://www.systemair.com/

Von Carsten Dittmar
System & Application Manager/Vertrieb, Wohnungslüftung, Systemair GmbH
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