Die Nutzung von Wohnungsstationen ist seit mittlerweile über drei Jahrzehnten etabliert.
Wohnungsstationen und ihre Facetten
Dienstag, 19.09.2023
Sie stellt derweil kein rein deutsches bzw. europäisches Phänomen dar. Sie ermöglichen eine effiziente, bedarfsorientierte und damit den Anforderungen der Trinkwasserhygiene entsprechende Trinkwassererwärmung. Der Komfort für die Raumtemperierung bleibt bei der dezentralen Anwendung nicht unberücksichtigt. So übernimmt die Wohnungsstation mittlerweile nicht nur die Verteilung des Heiz- oder Kühlmediums innerhalb des Appartements – elektronisch geregelte Stationen bieten heutzutage einen wesentlichen Einfluss auf die Energiezufuhr, die Energierückfuhr und damit auf die Energieeffizienz des Primärnetzes sowie die Betriebskosten.
Allein in Europa werden jährlich mehrere hunderttausend Wohnungsstationen im Neubau sowie Sanierungsfall eingesetzt, wobei sich die Anwendung und die Art des technisch gewählten Produktes je nach Land sowie teilweise je nach Region oder Anwendungsfall unterscheiden. In Deutschland sowie den östlichen und südlichen Anrainerstaaten werden größtenteils Wohnungsstationen als direkte Systeme verbaut, bei dem der Heizvolumenstrom des Primärnetztes direkt in die Verteilung des Sekundärnetztes (die Wohnraumverteilung) fließt. In diesen Ländern liegt der größere Fokus auf der Modularität der Stationen in Verbindung mit deren Komplementärprodukten (wie z. B. Gehäusen, Fußbodenverteilern), da das Gesamtsystem oft als projektspezifische Lösung gefragt ist. Zudem ist die Anwendung als Unterputzversion zur Integration in die Wand mittlerweile „state of the art“, da hierdurch eine Platzeinsparung von bis zu einem Viertelquadratmeter erfolgen kann. Das kann dem Projektentwickler bei hohen Quadratmeterpreisen in bestimmten Urbanregionen, je nach Objektgröße, mehrere zehntausend Euro als zusätzliche frei verkäufliche bzw. nutzbare Wohnfläche einbringen.
In anderen Ländern, wie etwa im Vereinten Königreich aber auch teilweise in den nordischen Ländern oder den Niederlanden und Belgien, werden unter anderem indirekte Systeme verbaut, bei denen zusätzlich zum Wärmeübertrager der Brauchwarmwasserbereitung noch ein weiterer Wärmeübertrager als Trennung des primären vom sekundären Heizkreis dient. Neben dem dabei entstehenden Nachteil der Anschaffungskosten ergeben sich aber anwendungstechnische Vorteile, beispielsweise dass die Primär- und Sekundärnetze mit unterschiedlichen Betriebskonditionen (z. B. Drücken) betrieben werden können. Dies ist insbesondere bei der Anwendung in Gebäuden mit großer statischer Höhe aber auch im Fall einer Primärquelle wie Fernwärme, welche regulär mit hohen Primärdrücken betrieben wird, vorteilhaft und schafft Sicherheiten.
Wo geht die Reise (technisch) hin
Wie auch in anderen Bereichen der TGA verändern neue technische Anforderungen und Normen die Art und die Ausführung von Wohnungsstationen. Dazu gehören die Anwendung von regenerativen Wärmeerzeugern (z. B. Wärmepumpen) oder auch höhere Kundenanforderungen in puncto Energieeffizienz und Betriebskosten. So gibt es zum Beispiel die technische Anforderung von Netzbetreibern hinsichtlich immer niedrigerer Rücklauftemperaturen, um die Effizienz der Wärmeerzeugung sowie des Primärnetzwerkes zu erhöhen und damit die Wirtschaftlichkeit zu optimieren. Dieser Faktor hat für die Hersteller von Wohnungsstationen einen erheblichen Einfluss, da vormals entwickelte Produkte hierauf kein wirkliches Augenmerk gelegt hatten.
Technisch gesehen war es in der Vergangenheit möglich, die Anforderung hinsichtlich reduzierter Rücklauftemperaturen durch thermostatisch geregelte Komponenten innerhalb der Station umzusetzen, was aber wiederum mit höheren Anschaffungskosten verbunden war. Heutzutage erlauben elektronische Stationen, diesen Punkt kosten-neutral umzusetzen, da die notwendige Sensorik bereits innerhalb der Station vorhanden ist und lediglich die Software des Produktes diese Funktion beinhalten muss. Dadurch ergibt sich ein erheblicher funktionaler Mehrwert für den Netzbetreiber sowie am Ende kostenseitig für den Besitzer oder Mieter des Objektes. Die Anwendung von Wärmepumpen zur Wärme- bzw. Kälteerzeugung ist mittlerweile im mehrgeschossigen Wohnungsbau unter anderem aufgrund staatlicher Förderungen etabliert. Die Umsetzung der dezentralen Brauchwarmwasserbereitung über Wohnungsstationen stellt das jedoch vor neue Herausforderungen. Denn im Vordergrund steht stets der wirtschaftliche Betrieb der Wärmepumpe – sprich: niedrige primäre Vorlauftemperaturen.
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