Das Unternehmen Ygnis aus Ruswil, 25 Autominuten von Luzern entfernt, feiert kommendes Jahr sein 75-jähriges Bestehen. Ein triftiger Grund für die Redaktion des HeizungsJournals, das Gespräch mit Geschäftsführer Martin Hochuli zu suchen, um sich über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Herstellers für Heizkessel und Wassererwärmer auszutauschen.
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Ygnis: Schweizer Spezialist (auch) für Gas-Brennwerttechnik
Donnerstag, 01.02.2018
Der Primärenergieträger Erdgas hat in den 1980er- und 1990er-Jahren in Deutschland im Heizungsmarkt einen wahren Erfolgskurs hingelegt, besonders zu Lasten von Heizöl. Mehr als dreiviertel aller neuen Wohnungen wurden in Spitzenzeiten mit Erdgas beheizt.
Doch mit dem Erfolg der erneuerbaren Energien und dem wachsenden Angebot an Fernwärme schrumpfte der Anteil, laut BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V., wieder und pendelte sich in den vergangenen fünf Jahren bei rund der Hälfte aller neuen Wohnungen ein. Im gesamten deutschen Wohnungsbestand (2014: 41 Mio. Wohnungen) näherte man sich über die Jahre kontinuierlich der 50 Prozent-Marke – ohne sie bislang zu überschreiten. Mit Fernwärme wird rund jede siebte Wohnung in Deutschland versorgt, gut ein Viertel der Wohnungen mit Öl. Abgeschlagen finden sich die Energieträger Strom (für Elektro-Wärmepumpen oder Nachtspeicherheizungen) und Biomasse (sprich: Scheitholz und Holzpellets).
So wundert es nicht, dass Gasheizgeräte für die Heizungsindustrie seit Jahren ein wichtiges Umsatzsegment darstellen. Dies wird besonders deutlich, wenn man sich die vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie e.V. (BDH) erstellte Marktentwicklung der Wärmeerzeuger über die vergangenen zehn Jahre anschaut: Gasheizgeräte, ob mit Brennwert- oder Heizwerttechnik, dominieren über die ganze Zeit das Geschäft.
So wurden im Jahr 2016, nach Angaben des BDH, in Deutschland 456.323 Gas-Brennwertgeräte, 70.737 Gas-Niedertemperaturkessel, 67.270 Öl-Brennwertgeräte, 4.161 Öl-Niedertemperaturkessel, 66.576 Wärmepumpen-Heizgeräte und 28.434 Holzkessel abgesetzt. In Summe wurden also vergangenes Jahr 693.500 Wärmeerzeuger verkauft – zum Vergleich: in 2006 waren es stolze 762.000. Der prozentuale Umsatzanteil der Gasheizgeräte (Brennwert und Niedertemperatur) lag vor zehn Jahren bei etwa 70 Prozent. Im Jahr 2016 waren es 76 Prozent.
Zuletzt setzten demnach rund drei von vier verkauften Wärmeerzeugern auf den Energieträger Gas. Gas-Brennwertgeräte haben sich dabei zu einem Quasi-Standard entwickelt: Ihr Marktanteil stieg von knapp 40 Prozent in 2005 auf über 60 Prozent seit 2013. Der Anteil der Gas-Heizwertgeräte verringerte sich im Gegenzug (2016: 10 Prozent).
Brennwertkessel nutzen die eingesetzte Energie im Optimalfall bis zu 98 Prozent und Niedertemperaturkessel bis zu rund 90 Prozent (Normnutzungsgrad, bezogen auf den oberen Heizwert). Im Bestand finden sich auch noch "veraltete" Heizkessel, die mit konstant angehobenen Kesselwassertemperaturen betrieben werden. Diese wurden in der Regel vor 1984 eingebaut und verwerten den Brennstoff nur bis zu etwa 65 Prozent.
In einer Erhebung des Bundesverbands des Schornsteinfegerhandwerks Zentralinnungsverband (ZIV) für die wiederkehrend messpflichtigen Anlagen wurde für 2014 festgestellt, dass rund 0,4 Mio. Ölfeuerungsanlagen und fast 0,3 Mio. Gasfeuerungsanlagen älter als 31 Jahre waren.
Erinnern Sie sich noch?!
Über die Brennwerttechnik im Allgemeinen – für die fossilen Energieträger Erdgas, Flüssiggas und Heizöl sowie auch für den regenerativen Energieträger Holzpellets – wurde an dieser Stelle schon häufig berichtet. Aber hin und wieder lohnt es sich einfach, das eine oder andere Grundlegende an einer Technologie zu "repetieren".
Erinnern Sie sich in Bezug auf die Brennwerttechnik an die frühen Anfänge, die ersten Schritte dieses heutigen "Stands der Technik"?
Für die jüngeren Leser – hier eine kleine Geschichtsstunde: Der sogenannte "Vetter-Ofen" von Richard Vetter gilt als das erste Brennwertgerät. Der Müllermeister aus dem niedersächsischen Peine hatte es Ende der 1970er-Jahre, vor ziemlich genau vier Jahrzehnten, der (Fach-)Öffentlichkeit präsentiert.
Eine aus heutiger Sicht relativ einfache Frage ließ ihm offensichtlich keine Ruhe: Warum strömen die Heizgase bzw. Abgase eines Heizkessels mit einer Temperatur von 200 °C und mehr durch die Schornsteine, um die Außenluft unnötigerweise aufzuheizen? Die wertvolle Primärenergie sollte doch eigentlich die Innenräume beheizen! Eine Frage, die ihm damals so recht keiner beantworten konnte – oder wollte. Schließlich baute er also ein Brennwertgerät mit einem Kondensations-Wärmeübertrager aus Kunststoff. Jedoch: Sein Engagement fiel nicht direkt auf fruchtbaren Boden.
Dass das Forschen und Entwickeln immer auch viel mit Reibung und Widerständen zu tun hat, davon hätte Richard Vetter sicherlich ausführlich berichten können. Auch der Schweizer Hersteller von Heizkesseln und Wassererwärmern Ygnis aus Ruswil im Kanton Luzern kann davon ein Lied singen, beschäftigt man sich hier doch seit bald 75 Jahren mit der Wärmeerzeugung bzw. Verbrennungs- und Heiztechnik.
Weiterführende Informationen: http://www.ygnis.ch
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