Der Metallverarbeitungsbetrieb Die Kanter & Schlosser heizt seine Neubauhalle variabel mit Strom, Wasserstoff oder Gas.
Zukunft in Trier installiert
Multi-Energie-Infrarotsystem für die Hallenheizung
Dienstag, 14.05.2024
„Unsere Devise ist Fortschritt“, lautet das Motto des zukunftsorientierten Metallverarbeitungsspezialisten in Trier. Diesen Anspruch hat das Unternehmen auch an den 2.800 m2 umfassenden Hallenneubau gelegt, in dem schon seit 2022 produziert wird. Von der Gebäudeisolierung bis zur PV-Anlage, von der modernsten Lasertechnik bis zur Stickstoff-Selbsterzeugung werden hier sehr hohe Energieeffizienz-Maßstäbe realisiert. Eine der wichtigsten Komponenten dabei: die Hallenheizung.
Doch der Prozess dahin hatte durchaus Züge eines unternehmerischen Krimis: „Anfangs dachten wir noch über eine Fußbodenheizung-Wärmepumpen-Kombi zur Beheizung der neuen Hallen nach. Schließlich gilt sie als energieeffizient und wird vom Staat gefördert“, so Christoph Rotsch, kaufmännischer Leiter bei Die Kanter & Schlosser. Doch nach Beratung mit dem regionalen Installateur-Partner wurde schnell klar, dass bei Hallengebäuden mit ihren riesigen Raumdimensionen eine andere Technik zum Einsatz kommen muss als in Wohnzimmern, Büros oder Kindergärten.
Deshalb hat er den Kontakt zur Kübler GmbH gesucht, einem ausgewiesenen Experten für energiesparende Infrarotheizungstechnik in Industriehallen. Die Entscheidung für ein entsprechendes System stand schnell – das war Ende Juni 2022. Die Rechnung hatte der Unternehmer allerdings ohne das Bundeswirtschaftsministerium gemacht: Dort ging es seinerzeit um die Zukunft von Gasheizungen und deren Sinnhaftigkeit.
Die Kanter & Schlosser zogen den Auftrag zwei Wochen nach der Vergabe denn auch wieder zurück. „Die Unsicherheit bei der Gasversorgung war uns einfach zu groß“, betont Rotsch.
Vom Piloten in die Praxis
Kübler überraschte aber daraufhin mit einer Weltneuheit – entwickelt bereits vor der Energie-Krise: „Wir stellen die aus meiner Sicht effizientesten Systeme für die Beheizung von Hallen her. Und haben jetzt unsere Hocheffizienz-Technologien für den Einsatz regenerativer Energien geöffnet“, erklärt Thomas Kübler, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Kübler-Gruppe. Die Kanter & Schlosser wurden so zum Pilotprojekt: „Wir betreten bei vielen unserer Projekte ja selbst immer wieder Neuland. Da sind wir gerne bereit, den Prozess bei Kübler mitzugestalten“, unterstreicht Christoph Rotsch. „Als wir den »Futura« kennengelernt haben, war die Fußbodenheizung vom Tisch.“
Bei dem besagten Piloten handelt es sich um ein Multi-Energie-Infrarotsystem. Nach Angaben des Herstellers eine Weltneuheit, die die Brücke in die karbonfreie Zukunft schlägt – nicht umsonst trage die neue Technik den Namen „Futura“. Die energieeffiziente Infrarotheizung kann regenerative Energieträger, wie grünen Strom oder Wasserstoff, nutzen. Gleichzeitig lassen sich ebenso Biogas, Erdgas oder Flüssiggas einsetzen und dabei kann der Betreiber variabel zwischen den Energieträgern hin und her schalten. Je nachdem, welche Energie gerade verfügbar oder kostengünstig ist. „Wir sorgen damit für Versorgungssicherheit und stabilisieren die Netze“, freut sich Kübler. „Vor allem aber ist unsere Lösung wirtschaftlich!“
Flexibel einheizen
Pünktlich zur Heizperiode 2022/2023 ging die multivalente Anlage in Trier dann in Betrieb: Von der Hallendecke aus funktionieren die Infrarotsysteme analog der Sonne, die alles erwärmt, was angeleuchtet wird – Menschen, Maschinen, Hallenboden. „Mit »Futura« heizen wir zeitlich und lokal flexibel“, so Kübler, „denn wir decken nur den Wärmebedarf, der tatsächlich besteht. Schließlich ist die effizienteste Heizung die, die nicht läuft.“
Geregelt wird die Hallenheizung über die „Celestra“-Steuerung des Herstellers, die durch Module wie „WinTec“ zur Remotesteuerung erweitert wurde. Auch das Wärme-Management-System „E.M.M.A.“ wurde installiert. Es sorgt bei Die Kanter & Schlosser für volle Echtzeit-Transparenz über den gesamten Heizprozess und stellt der Geschäftsleitung sämtliche Daten für Audits, wie etwa nach DIN EN ISO 50001, zur Verfügung.
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