Die VDI 2035 Blatt 1 ist seit März 2021 der neue Standard zur Vermeidung von Schäden in Warmwasser-Heizungsanlagen. Interessant für den Heizungs-/Lüftungsbauer sind zudem wissenschaftlich abgesicherte Forderungen zur optimalen Raumluftfeuchte. Neuartige Monitoring-Angebote helfen, alle Pflichten zu erfüllen.
24/7-Monitoring optimiert Heizwasser und Luftfeuchte
VDI-2035-gerechtes Heizwasser und gesunde Raumluft im Fokus
Dienstag, 08.06.2021
VDI-Richtlinien geben der Fachwelt die Sicherheit, sich an einer anerkannten Regel der Technik zu orientieren und danach zu handeln; sie sind ein Maßstab für einwandfreies technisches Vorgehen. Kommt es zu einem Rechtsstreit, wird sich das Gericht erfahrungsgemäß am Stand der Technik orientieren, also an den dazu vorliegenden Normen und Richtlinien. Man kann es pragmatisch auch so ausdrücken: Wer als Heizungsbauer die einschlägigen VDI-Richtlinien beachtet, sorgt für seinen Seelenfrieden und eine gute Nachtruhe...
Das hat auch die neue VDI-Richtlinie 2035 zum Ziel. Schon optisch auffallend neu ist die Zusammenführung der alten VDI-2035-Blätter 1 und 2 in nunmehr ein einziges Blatt 1 – es behandelt die bisher getrennten Themen „Steinbildung“ und „wasserseitige Korrosion“ in einem quasi gemeinsamen Kontext („Vermeidung von Schäden in Warmwasser-Heizungsanlagen – Steinbildung und wasserseitige Korrosion“).
Bei der Überarbeitung und Zusammenführung sind aktuelle fachliche Erkenntnisse sowie der Themenbereich „Bestandsanlagen“ mit berücksichtigt worden (Abb. 1). Die damals aus der fortgeschrittenen Entwicklung der Heiztechnik und dem gewachsenen Kenntnisstand über Schadensursachen und den Möglichkeiten für ihre Vermeidung gewonnenen Erkenntnisse haben sich also so konkretisiert und vereinfacht, dass dieser Schritt gewagt werden konnte.
Wie bisher beschreibt die VDI 2035 das Thema „abgasseitige Korrosion“ in einem eigenen Blatt.
Reduktion der erlaubten Kalkmengen
VDI 2035 gibt Empfehlungen zu Warmwasser-Heizungsanlagen nach DIN EN 12828 innerhalb eines Gebäudes, bei denen die bestimmungsgemäße Vorlauftemperatur 100 °C nicht überschreitet. Sie gilt ebenso für Warmwasser-Heizungsanlagen, die temporär oder ständig in direkter hydraulischer Verbindung mit korrosionstechnisch geschlossenen Kalt- bzw. Kühlwasserkreisläufen betrieben werden.
Als Folge der Steinbildung vermindert sich in Wärmeerzeugern von Warmwasser-Heizungsanlagen durch den Steinbelag der Wärmedurchgang. Insbesondere auf unmittelbar beheizten Wärmeübertragungsflächen kann es zu örtlicher Überhitzung und dadurch bedingte Rissbildung sowie zu Siedegeräuschen kommen. Steinbelag kann zudem zu einer Querschnittsverminderung und zu einer Strömungswiderstandserhöhung führen – beides verringert die Wärmeleistung. Systembedingt sind die Wärmeübertragungsflächen der Wärmeerzeuger die Orte der höchsten Temperaturbelastung und somit der bevorzugten Steinbildung.
Hier zeigt sich eine inhaltlich bedeutsame Neuerung der VDI 2035: Die erlaubten Kalkmengen für ein Heizungssystem und die darin befindlichen Komponenten sind wieder etwas geringer geworden und erfreulicherweise ist die Umsetzung der Vorgaben praxisgerechter (Abb. 2). Es bleibt anzumerken: Die Schweizer SWKI-Richtlinie BT 102-01 hat das Problem der unterschiedlichen Härtevorgaben schon 2012 noch einfacher gelöst – das Füll- und Ergänzungswasser muss dort auf unter 100 µS/cm entsalzt werden.
Wer als Wasseraufbereitungsverfahren wie in Punkt 8.3 der neuen VDI 2035 Blatt 1 sich für die Entsalzung entscheidet, muss nicht beachten, dass die Verwendung von voll enthärtetem Wasser für Anlagen mit Aluminium nicht empfohlen wird (vgl. 6.4.4 Aluminiumlegierungen: „Die bevorzugte Wasseraufbereitungsmaßnahme ist bei Aluminiumlegierungen die Entsalzung“). Denn da ab einem spezifischen Anlagenvolumen von 40 l/kW (Achtung bei Systemen mit Puffer!) eine Härteempfehlung von 0,3 °dH gilt, muss das Vorhandensein von Aluminiumkomponenten im gesamten Heizsystem beachtet und die salzarme Fahrweise gewählt werden.
Übrigens: Dem wichtigen Diskussionsthema „vollentsalztes Befüllwasser“ wird durch die klare Vorgabe, man bevorzuge „salzarmes Wasser“ mit einer elektrischen Leitfähigkeit über 10 und bis 100 µS/cm im Heizwasser (und nicht im Befüllwasser!), die Spitze genommen.
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