Die Wohnungsbaugenossenschaft WBG Neuruppin hat mit "WoMeNa" ("Wohnen-Mensch-Natur") ein ganzheitliches Wohnkonzept kreiert.
Die Wohnungsbaugenossenschaft WBG Neuruppin hat mit "WoMeNa" ("Wohnen-Mensch-Natur") ein ganzheitliches Wohnkonzept kreiert.
Das Wohnprojekt "An der Pauline" ist das entsprechende Modellvorhaben, bei dem zwischen 2017 und 2022 in fünf Bauabschnitten insgesamt etwa 100 Wohnungen entstehen. Das Konzept hat eine "spürbar höhere Wohn- und Lebensqualität" als Ziel. Das soll einerseits über Gemeinschaftsräume und Rückzugsorte ermöglicht werden, andererseits über leistbares Wohnen, Barrierefreiheit und erweiterte Angebote, wie zum Beispiel eine gemeinsame Werkstatt, eigene Gastronomie und einen Kindergarten.
Auf der ökologischen Seite wurde auf ressourcenschonendes Bauen und vor allem auf ein CO!SUB(2)SUB!-neutrales Energiekonzept Wert gelegt. Die Ziele des Energiekonzepts sehen eine klimaneutrale Beheizung sowie eine Versorgung mit 100 Prozent zertifiziertem Ökostrom vor. Zwei Solarthermie-Anlagen sorgen für genügend Wärme vom Frühjahr bis in den Herbst hinein. Der Überschuss aus der Solarthermie kann in den warmen Monaten sowohl über ein Nahwärmenetz zwischen den Gebäuden ausgetauscht oder in den Erdspeicher geladen werden, der im Winter wiederum als Energiequelle für drei Sole/Wasser-Wärmepumpen dient. Sollten alle Speicher vollständig gefüllt sein, besteht sogar technisch die Möglichkeit, die Wärmeüberschüsse in diesem Fall in das Fernwärmenetz einzuspeisen. Die Fernwärme wiederum dient auch als "Backup" für sehr kalte Tage mit wenig oder gar keinem Sonnenschein.
Zu guter Letzt wurde auch eine Wärmerückgewinnung in der Lüftungsanlage realisiert. Über ein Kühlregister in der Abluft wird dieser Energie entzogen und dem Solespeicher für die Wärmepumpen zugeführt. Drei Erdspeicher, ein Solespeicher, ein großer Pufferspeicher für die Fußbodenheizung und einer für die hygienische Brauchwarmwasserbereitung ergeben zusammen mit den verschiedenen Wärmelieferanten eine regelungstechnisch sehr komplexe Anlage.
Die aufgezeichneten Daten aus den ersten Monaten zeigen, dass man mit dem Konzept eine gute Mischung gefunden hat. Die Solaranlage lieferte Anfang April 2019 bereits genug Wärme für die Warmwasserbereitung und einen Großteil des Heizbedarfs. "Die Fernwärme wurde seit Anfang März überhaupt nicht mehr benötigt. Ich gehe davon aus, dass auch die Wärmepumpen ab Mai kaum noch benötigt werden", so David Hein, Geschäftsführer der DHT – Digitale Haustechnik GmbH aus Teltow.
David Hein ist im Auftrag der Herrmann GmbH, Dabergotz, für das regeltechnische Konzept verantwortlich: "Die Regelung bei diesem Objekt ist recht komplex. Vorrang haben Solarthermie und Warmwasser. Sprich: Immer wenn die Sonne scheint, soll sie genutzt werden, um Warmwasser zu bereiten. Danach folgen der Speicher für die Fußbodenheizung und die Erdspeicher." Scheint die Sonne nicht oder nicht stark genug, kommen die Sole/Wasser-Wärmepumpen zum Einsatz (Nenn-Wärmeleistung: je 13 kW). Die Regelung muss also auch entscheiden, wie viele Wärmepumpen im Moment benötigt werden.
Von den vier verbauten Reglern aus dem Hause Technische Alternative kümmert sich eine frei programmierbare Universalregelung "UVR16x2" um die Solarthermie, den Erdtank und die Wärmerückgewinnung, eine um die Heizkreise, Brauchwarmwasserbereitung, Fernwärme sowie den Pufferspeicher und eine "UVR16x2S-DC" um die Überwachung (Betriebs- und Störmeldungen) und Freigabe der acht Grundfos-"Magna3"-Pumpen. Ein Regel- und Schaltmodul "RSM610" wiederum ist für alle Regelaufgaben rund um die Wärmepumpen zuständig: Aufgrund der M-Bus-Zählerdaten der drei Sole/Wasser-Wärmepumpen entscheidet es, wie viele der Wärmepumpen benötigt werden. Die Regelung berücksichtigt mittels Mindestlauf- und Wartezeiten aber auch, dass eine Wärmepumpe nicht beliebig ein- und ausgeschaltet werden kann. Befinden sich alle drei in der Wartezeit oder reicht die verfügbare Leistung nicht aus, wird als letzter Wärmelieferant die Fernwärme aktiviert.
Über drei Bus-Module (CAN-BC2) werden einerseits die Daten der zwölf M-Bus-Zähler der Anlage an die Regler weitergegeben. Andererseits werden aber auch alle Messwerte sowie Betriebs- und Störmeldungen gemeinsam mit den M-Bus-Werten – insgesamt 192 Datenpunkte – über Modbus an das Leitsystem der Stadtwerke Neuruppin übertragen.
Vor gut drei Jahren hat sich David Hein selbstständig gemacht. "Mein Ziel war es schon immer, die Regler des niederösterreichischen Herstellers Technische Alternative im Norden Deutschlands bekannter zu machen. Ich war mir sicher, dass ich meinen Kunden damit eine »echte technische Alternative« zu anderen Lösungen bieten kann", zieht der MSR-Experte ein Fazit.
Donnerstag, 09.04.2020