Die Wärmepumpe gilt in der Branche als Allround-Talent. Das bestätigt sich auch (theoretisch), wenn man sich näher mit ihren Anwendungsmöglichkeiten beschäftigt. Ganz praktisch hat man das aber zum Beispiel auf der Pressefahrt des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) e.V. im Raum Koblenz, in der Eifel, an der Mosel und im Hunsrück erfahren. Die HeizungsJournal-Online-Redaktion war mit von der Partie!
In allen vorgestellten Objekten finden sich innovative Wärmepumpen-Lösungen – egal ob im Privathaus, Hotel oder gewerblichen Gebäuden. Mit von der Partie waren auch die jeweils zuständigen Fachleute, die mit viel Einsatz dafür sorgten, die Wärmepumpentechnik als selbstverständliche und umweltfreundliche Alternative zu etablieren.
Für Neubau und Sanierung gleichermaßen
Dass Wärmepumpen durchaus im Einfamilienhaus angekommen und hier nicht nur im Neubau einsetzbar sind, beweist ein 1980 errichtetes Gebäude in Kehrig in der Eifel. Die Bewohner wollten bei einer Sanierung die ineffizienten Elektrospeicherheizungen gegen ein komplett neues Heizungssystem austauschen. Nun sorgt eine Luft/Wasser-Wärmepumpe der neuesten Generation von Stiebel Eltron für die Warmwasserbereitung und Wärmeversorgung der 195 m2 Nutzfläche. Die Heizleistung von 10 kW deckt die Wärmepumpe monovalent mühelos ab – ausgereizt wird sie dabei aber nicht, denn energetisch wird viel durch die neue Dämmung des Gebäudes erreicht.
Ein Einbau einer Fußbodenheizung war für dieses Konzept nicht nötig – statt Nachtspeichern sorgen jetzt schlanke Heizkörper für gleichmäßig verteilte Wärme. So bleibt auch mehr Platz in den Zimmern. Die Familie ist hochzufrieden: "Unser Stromverbrauch ist natürlich deutlich nach unten gegangen, denn die Nachspeicheröfen haben ja ein Vielfaches an Energie verbraucht".
Auch im Neubau ergeben sich spannende Möglichkeiten, Wärmepumpen-Systeme umzusetzen, wie im Einfamilienhaus von Peter Massmann im Hunsrück deutlich wird. Der Geschäftsführer eines Handwerksunternehmens, das auf Heizungsbau und den Sanitärbereich spezialisiert ist, vertritt nicht nur geschäftlich die regenerative Heiztechnik.
Seit 2017 setzt er zudem in der eigenen Immobilie auf eine Erd-Wärmepumpe von Weishaupt in Kombination mit einer PV-Anlage auf dem Hausdach. Bei einer Heizlast von 25 kW und beheizten Nutzfläche von 277 m2 erreicht die Wärmepumpe eine Jahresarbeitszahl von 5,01.
Behaglichkeit für Feriengäste
Aber auch für größere Gebäude eignet sich die Wärmepumpe optimal, wie zwei weitere vorgestellte Objekte demonstrieren.
Das Hotel "Villa Melsheimer", idyllisch am Ufer der Mosel gelegen, besteht aus drei Gebäudeteilen – dem "Stammhaus", der "Villa" und dem im 16. Jahrhundert eigentlich als Gefängnis erbauten "Müllehaus". Die Eigentümerfamilie Melsheimer entschied sich bei der Renovierung für ein modernes Heizsystem mit zwei Luft/Wasser-Wärmepumpen von Novelan mit 14 bzw. 31 kW Heizleistung. Mit ihnen sollten vor allem die Heizkosten gesenkt werden – allein das Haupthaus verbrauchte 15.000 Liter Heizöl pro Jahr. Heute versorgen die kleinere Luft/Wasser-Wärmepumpe und ein Trennpufferspeicher für die Fußbodenheizung 180 m² des 800 m² umfassenden Hotels. Die Warmwasserbereitung und der Jacuzzi werden von einem Trennpufferspeicher in Verbindung mit dezentralen Frischwasserstationen bedient.
Die größere Luft/Wasser-Wärmepumpe und zwei weitere Trennpufferspeicher beliefern die neue Fußbodenheizung im Gastronomiebereich, acht Hotelzimmer sowie die Frischwasserstation für die Warmwasserbereitung in Küche und WC-Anlage.
Eine Ölheizung als Reserve gibt es zwar immer noch, allerdings kommt sie so selten zum Einsatz, dass im Jahr nur noch etwa 1.000 Liter benötigt werden.
Dass es hier keine "08/15"-Lösung gab, sondern die Fachleute vor Ort flexibel sein mussten, um alles der individuellen Umgebung anzupassen, zeigt auch der Standort des Außengeräts der Wärmepumpe am "Müllehaus": Möglichst weit oben, damit das – immer mal wieder auftretende – Mosel-Hochwasser sie nicht sofort erreicht!
Diese Gefahr besteht beim Ferienhaus im malerischen Eifelort Nickenich am Laacher See nicht, aber auch hier wird konsequent auf eine Wärmepumpen-Lösung gesetzt: In den zwei Ferienwohnungen von Frank Börsch sorgt eine Luft/Wasser-Wärmepumpe von Mitsubishi Electric in Verbindung mit Flächenheizungen mit Einzelraumregelung, einer Klimaanlage mit Zonenregelung und einer kontrollierten Wohnraumlüftung für ein immer angenehmes Raumklima – egal ob im Sommer oder Winter.
Börsch, der nicht nur der Vermieter des Ferienhauses, sondern auch Geschäftsführer eines Handwerksunternehmens mit dem Schwerpunkt auf Wärmepumpen und Klimatechnik ist, weiß genau, warum er auf dieses Konzept gesetzt hat: "Die Wärmepumpe nutzt die Energie hocheffizient. Aus einem Teil Antriebsstrom erzeugt sie ein Vielfaches an Wärmeleistung." Besonders in Kombination mit der Flächenheizung kann die Wärmepumpe ihre Vorzüge in den liebevoll eingerichteten Wohnungen voll ausspielen.
Höchstleistung auf allen Ebenen
Aber auch gewerblich genutzte Gebäude waren Bestandteil des Programms der BWP-Pressefahrt.
Das Strahlentherapiezentrum am Kemperhof in Koblenz besteht aus einem dreistöckigen Praxisgebäude und einer Bunkeranlage, die von einer Wärmepumpen-Anlage mittels Geothermie mit Wärme und Kälte versorgt werden. Die insgesamt drei Wärmepumpen des Herstellers Nibe verfügen über sechs Leistungsstufen, was eine bedarfsgerechte Anpassung an die jeweils benötigte Heiz- und Kühllast ermöglicht.
Bernd Wagner, Geschäftsführer des Anlagenbauers Wagner Gebäudesystemtechnik GmbH, der für die Installation verantwortlich zeichnet, weist auf die Vorteile hin, welche diese Lösung gegenüber herkömmlicheren Heizsystemen bietet: "Die höheren Investitionskosten gegenüber einer vergleichbaren Brennwertlösung haben sich binnen acht Jahren amortisiert, indem die Betriebskosten um mehr als die Hälfte gesunken sind." Alle Praxisräume haben eine Fußbodenheizung mit Einzelraumregelung, außerdem gibt es eine Lüftungsanlage, die den Bunker und einige Praxisräume im Erdgeschoss be- und entlüftet. Besonders positiv ist auch, dass die Anlage den CO₂-Ausstoß des Zentrums um 36 t im Jahr verringert.
Der Firmensitz des Rennstalls Black Falcon liegt am Nürburgring, direkt an der Nordschleife. Das erfolgreiche Team – Erster beim 24-Stunden-Rennen 2013 und 2016 – suchte nach einer ebenso vielversprechenden Lösung und fand sie in einer Erd-Wärmepumpe von Nibe. Mit ihr spart Black Falcon jährlich eine Summe im fünfstelligen Bereich ein, wodurch sich die Mehrinvestitionen seit dem Bau im Jahr 2012 bereits wieder amortisiert haben.
Bernd Wagners Fazit zur Anlage: "Die Wärmepumpe ist deswegen so effizient, weil sie mit geringen Vorlauftemperaturen extrem nah am energetischen Optimum arbeitet."
Übergeben wird die Wärme von Fußbodenheizungen im Show-Room und den Arbeitsräumen sowie von Deckenstrahlplatten in der Tiefgarage.
Die zweitägige Fahrt zeigte eines: Wärmepumpen sind vielfältig einsetzbar, flexibel kombinierbar und helfen gleichzeitig der Umwelt. Die Voraussetzung für einen gelungenen Einsatz ist und bleibt dabei aber ein engagierter und leidenschaftlicher Fachhandwerker, der mit praxisgeprägtem Know-how, pragmatischer Vorgehensweise und Mut zu ungewöhnlichen Lösungen direkt bei den Kunden für die passende Lösung sorgt.