KWK

Brennstoffzellen-Entwickler verweisen auf Fortschritte

Dienstag, 13.09.2016

Balkendiagramm mit den Leistungsdaten der hauptsächlichen Angebote auf dem Markt bei den Brennstoffzellen-Heizgeräten.
Quelle: Autor
Leistungsdaten der hauptsächlichen Angebote auf dem deutschen Markt. Der blaue Balken gibt die elektrische Leistung an, der grüne die Stromkennzahl. Sie wird benötigt, um die zuschlagfähige Strommenge nach dem KWK-Gesetz zu bestimmen. Die Stromkennzahl errechnet sich durch die Division von elektrischer Leistung durch thermische Leistung. Bei Anlagen mit mehr thermischer als elektrischer Leistung liegt die Stromkennzahl unter 1,0 im umgekehrten Fall über 1,0.

Die, die mehr Strom und vor allem mehr Wärme liefern, wie Viessmann, Vaillant, Solid Power, denken mehr an das Mehrfamilienhaus, an Restaurants, an Altenheime, Bürogebäude usw. Denn 1,5 kW Heizenergie im Sommer unterzubringen, setzt ein größeres Objekt voraus. Der Strom macht keine Schwierigkeiten. Versperrt ihm das Relais im Schaltschrank den Weg ins Haus, fließt er eben ins öffentliche Netz.

Ohne Batterie, ohne Solar

Auf der Informationsveranstaltung kam die Frage auf, ob es sich nicht lohne, einen Batteriespeicher dazuzustellen. Dazu muss man wissen, dass die Kosten für Lithium-Ionen-Batterien plus Peripherie etwa bei 1.000 Euro je zu speichernde Kilowattstunde liegen. Da die lohnenswerte Größe solcher Kraftpakete bei 6 bis 7 kWh beginnt, würden sich in diesem Falle auf das Gerät noch einmal mindestens 7.000 Euro zusätzliche Speicherkosten addieren. Im Moment dürfte keine Brennstoffzelle nebst Installationskosten unter 25.000 Euro zu haben sein. Einen solchen Aufwand für ein paar hundert Wel wird der Markt nicht akzeptieren. Jedenfalls nicht in einem Umfang, der es attraktiv machen könnte, ein systemisches Paket dieser Art zu schnüren.

Überhaupt zum Stichwort „System“. Ein Konflikt in diesem Punkt kam zur Sprache: Brennstoffzelle versus thermischer Solarkollektor. Diese Kombination mache keinen Sinn, weil die temporäre Warmwasserbereitung mit dem Dachabsorber die Brennstoffzelle aus dem Rhythmus bringen würde. Sie müsste ein- und ausschalten. Wie schon gesagt, ginge das zu Lasten ihrer Lebensdauer und auch zu Lasten der Refinanzierung.

Was macht denn die Brennstoffzelle noch so teuer? Zum Ersten beinahe jede einzelne Komponente, weil es sich hier quasi noch um Handfertigung handelt. Ergo: der Skaleneffekt, die große Stückzahl, der die Kosten reduzieren könnte, fehlt. Warum fehlt der Skaleneffekt? Weil der Verbraucher Strom und Wärme haben will, aber einer eigenen technischen Apparatur im Heizungskeller misstraut. Ein Beleg für diese Aussage sind die „unendlich“ vielen alten Öl- und Gaskessel in deutschen Häusern. Versottete und tropfende Feuerungen hinter der Feuerschutztür mindern nicht das Ansehen des Betreibers. Also a.) warum für etwas Geld ausgeben, von dem ich nicht weiß, ob es das hält, was mir der Heizungsbauer oder der Planer versprochen hat, und b.) was zu meinem Renommee nicht beiträgt. Ein heute dürftig entwickeltes Umweltbewusstsein ist (noch) kein ausreichender Antrieb für solch eine Investition. Es sei denn, äußere Ereignisse führen zum Nachdenken und Handeln.

Unterschiede zu Japan

Wie etwa in Japan. Die Nachfrage nach Brennstoffzellen dort hat wenig mit der Liebe zur Technik und Liebe zur Natur zu tun; sie hat etwas mit Angst vor einem Versorgungsengpass zu tun. Bis vor wenigen Jahren führte auch dort der galvanische Stromwärmeerzeuger ein Schattendasein. Die 15.000 oder 20.000 installierten Geräte bis 2011 bei über 50 Mio. zu beheizenden Objekten erlauben nun wirklich nicht, von einem frühen Durchbruch zu sprechen. Zu einer Belebung des Geschäfts führte die Katastrophe von Fukushima vor vier Jahren. Viele Wochen und Tage blieben zahlreiche Haushalte im Dunkeln oder abgekoppelt vom öffentlichen Netz. Das animierte Teile der Bevölkerung, sich einen Notstromerzeuger zuzulegen. Davon profitiert die Brennstoffzelle im fernöstlichen Kaiserreich, nicht von ihrer überzeugenden Leistungskraft.

Zweitens unterstützte gleich nach Fukushima der japanische Staat mit rund 50 Prozent Zuschuss die Investition in eine Brennstoffzelle. Drittens hat NEDO, die halbstaatliche Entwicklungsgesellschaft für Energie- und Industrie-Technologien (New Energy and Industrial Technology Development Organization), die Order an japanische Hersteller herausgegeben, gemeinsam Komponenten für die Brennstoffzelle zu entwerfen und zu verbessern, um eben auf einen Skaleneffekt zu kommen. In Deutschland scheitert solch eine Gemeinsamkeit an wettbewerbsrechtlichen Bestimmungen als auch an anderen wettbewerblichen Gründen. Viertens fließt durch japanische Gasleitungen ein sehr eng normiertes Gas. Reformer, Entschwefelungseinheit und Stack müssen sich nicht mit unterschiedlichen Qualitäten wie in Deutschland und Europa abmühen. Das vereinfacht natürlich die Auslegung.

Weiterführende Informationen: http://www.brennstoffzelle-nrw.de

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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