Eine Branche mit Hausaufgaben
Und so wird es im Übrigen auch was im Kampf gegen das omnipräsente "Schreckgespenst" Fachkräftemangel – möchte man hier (ganz laut) hinzufügen! Nicht plappern, lamentieren und jammern, sondern lokal bzw. regional an der "Basis" arbeiten und belastbare Grundlagen schaffen für einen engagierten Lehr- und Lernbetrieb (Stichwort: "zeitgemäße Ausstattung"), welcher den Jugendlichen und jungen Erwachsenen Lust an ihrem Beruf vermittelt. Und ja – ganz wichtig: Die Unterrichtszeit an der Berufsschule darf und muss Spaß machen, muss den "Spieltrieb" fördern und fordern. Nur so lässt sich doch die Fachkräfte-Thematik im SHK-Handwerk (die "Klempner-Krise") effektiv lösen. In den Gewerblichen Schulen Waldshut jedenfalls hat man das verinnerlicht und Gewerbelehrer Rainer Albicker steht im Labor – in "seiner Spielwiese" – und steckt die SHK-Fachleute von morgen regelrecht an mit dem Virus "Moderne Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Sanitärtechnik".
"Hier werden Lern(t)räume wahr", unterstreicht er und beobachtet via Video-Funktion am Lehrer-Tablet, wie ein Spülvorgang am "Abwasser-Turm" abläuft, während das intelligente Lehrsystem zeitgleich den Versuch über den Beamer an die Großbild-Leinwand wirft. "Der Laie staunt und der Fachmann wundert sich", diese Redewendung passt hier ganz genau.
Ein Hersteller mit Lösungen
Denn für Menschen, die in Schulen groß geworden sind, in welchen der Fernseher-Schrank noch ins stickige Klassenzimmer gerollt werden musste und der "Overhead"-Projektor im Hochsommer den Raum unbehaglich aufheizte, für diese Menschen ist dieses SHK-Labor nochmal um mindestens Faktor 5 beeindruckender als für die hier unterrichteten "Digital Natives".
Was in Waldshut-Tiengen in Sachen SHK-Technik gezeigt und genutzt wird – von "A" wie "Abwasser-Turm" über "H" wie "Hydraulik-Lehrstand", "P" wie "Pellet-Brennwerttechnik", "S" wie "Solarthermie" bis hin zu "W" wie "Wasseraufbereitung" und "Z" wie "Zentrale Wohnraumlüftung" –, ist wirklich erste Sahne. "Auch für uns war dieses Projekt eine echte Besonderheit und in enger Abstimmung mit Rainer Albicker konnten wir hier maßgeschneiderte Versuchsaufbauten und individuelle Lösungen kreieren. Gerade das Beispiel »Abwasser-Turm« zeigt das", betont Frank Weigert, Geschäftsführer beim Lehrsysteme-Hersteller Berthold Horstmann, nicht ohne Stolz: "Hier wird das Labor zum Klassenzimmer und das Klassenzimmer zum Labor!"
In der Tat: Rainer Albicker und seine Lehrer-Kollegen arbeiten an den Gewerblichen Schulen Waldshut jenseits des Frontal-Unterrichts. Sie "spielen" zum Beispiel Browser- bzw. Appbasierte Quizze mit Fragen rund um die Heizungsinstallation, treten sozusagen in einer digitalen "Challenge" gegeneinander an. Das fördert und fordert nicht nur den "Spieltrieb", sondern dazu noch den "Jagdinstinkt". Die Auszubildenden werden so essentieller Teil des Unterrichtsgeschehens. Und die Lehrenden werden zu virtuosen Dirigenten verschiedenster analoger und digitaler Werkzeuge, was nicht zuletzt enormes Know-how bedingt. Ganz bewusst binden sie hier die mobilen Endgeräte, die Smartphones der Schülerinnen und Schüler in den Unterricht ein und behandeln sie nicht wie störende Fremdkörper. Die Labor- und Klassenräume sind voll digitalisiert bzw. digital unterstützt – und zwar sinnvoll. Auch hier zeigt es sich wieder: Nicht plappern, lamentieren und jammern, sondern lokal motiviert agieren. Das macht Lust am (Handwerks-)Beruf!
Schon gesehen? HeizungsJournal @work für Auszubildende und Aktive im SHK-Fach ist ganz neu erhältlich. Gerne reinschauen unter www.tga-contentbase.de/at-work.