Erster Teil unserer Übersicht über das Branchengeschehen.
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Erdgas behauptet seine führende Stellung im Heizungsmarkt
Dienstag, 05.03.2019
Anknüpfend an die ausführliche Übersicht über den deutschen Heizungsmarkt vom Frühjahr 2016 beleuchtet das HeizungsJournal das Marktgeschehen der vergangenen drei Jahre und die Rolle der Branche im Rahmen der Energiewende. Sowohl für die Industrie als auch für das Handwerk waren es insgesamt wirtschaftlich erfolgreiche Jahre. So konnte der Absatz an Wärmeerzeugern auf hohem Niveau gehalten werden. Während Gas seine führende Stellung im Gesamtmarkt weiter behauptete, legten Wärmepumpen im Neubau wieder zu.
Die Heizungsbranche bleibt im Aufwind. Das Handwerk ist ausgebucht. Und die Industrie hat sich von dem Markteinbruch in 2007 erholt. Der Absatz konnte zuletzt wieder gesteigert und über der magischen Grenze von 700.000 abgesetzten Wärmerzeugern gehalten werden. Nachdem der Gesamtmarkt für Wärmeerzeuger in 2016 noch einmal um zwei Prozent auf 693.500 Stück gesunken ist, stieg er in 2017 um drei Prozent auf 712.000 Stück und in 2018 nach ersten Prognosen des BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie) um weitere zwei Prozent auf 722.500 Stück. Und auch für dieses Jahr wird insgesamt erneut eine leicht positive Entwicklung mit bis zu drei Prozent Absatzsteigerung erwartet (Abb. 1 und 2).
Der Trend zeigte sich bei den Energieträgern Gas und Heizöl in 2018 uneinheitlich. Einem Plus von drei Prozent auf 616.000 Stück bei Gasbrennwertkesseln (die Anfang der 1990er-Jahre eingeführte Brennwerttechnik nutzt durch Kondensation auch die im Abgas enthaltene latente Wärme) sowie einem Plus von fünf Prozent auf 3.500 Stück bei Ölniedertemperaturkesseln (die Mitte der 1980er-Jahre eingeführte Niedertemperaturtechnik nutzt den Heizwert des Brennstoffs, die Abgaswärme geht durch den Schornstein verloren) stand ein Minus von sechs Prozent auf 67.500 Stück bei Gasniedertemperaturtechnik sowie ein Minus von zwei Prozent auf 59.000 Stück bei Ölbrennwerttechnik gegenüber.
Ein Minus bei Holzheizungen – ein Plus bei Heizungswärmepumpen
Insgesamt im Minus bei ebenfalls uneinheitlicher Entwicklung zeigte sich 2018 die Nachfrage bei der Biomasse- bzw. Holzheizung, vermutlich begründet in deutlich höheren Investitionskosten gegenüber Gas- und Ölbrennwertkesseln: um sieben Prozent auf 23.000 Stück brach im vergangenen Jahr nach BDH-Schätzung der Verkauf an Festbrennstoff-Zentralheizkesseln (also Scheitholz-, Pellets- und Hackschnitzelkessel) ein. Besonders litten darunter wieder Pelletskessel, von denen nur noch 11.000 Stück (ein Minus von zehn Prozent) verkauft wurden. Ein Minus von acht Prozent auf 9.000 Stück mussten auch Scheitholzkessel verbuchen. Immerhin konnten Hackschnitzelkessel mit 3.000 Stück um sieben Prozent zulegen.
Ein erneutes Wachstum, vermutlich getragen durch die hohe Förderung im Marktanreizprogramm, verzeichneten Heizungswärmepumpen. Für sie war 2018 das dritte Rekordjahr in Folge. Wurden 2016 bereits 66.500 Heizungswärmepumpen verkauft, stieg ihr Absatz in 2017 auf 78.000 Stück. Für 2018 geht man nun von einer weiteren Steigerung um sieben Prozent auf die neue Rekordmarke von 83.500 Anlagen aus.
Den größten Zuwachs mit einem Plus von zehn Prozent auf 60.000 Stück verzeichneten dabei Luft/Wasser-Wärmepumpen. Sie nutzen die Wärme der Außenluft. Häufig kommen Split-Anlagen zum Einsatz, bei denen die Wärmepumpe im Hausinneren installiert und Ventilator und Verdampfer getrennt von der Wärmepumpe außen aufgestellt werden. Erdgekoppelte Sole/Wasser-Wärmepumpen konnten ebenfalls zulegen – um sechs Prozent auf 19.000 Stück. Lediglich Wasser/Wasser-Geräte und sonstige Anlagen mussten einen Rückgang um elf Prozent auf 4.500 Stück hinnehmen.
Die Marktentwicklung hat über die vergangenen zwei Jahrzehnte gesehen hierzulande deutliche Spuren in der Beheizungsstruktur des Wohnungsbestandes hinterlassen. So konnte der Energieträger Gas seine führende Stellung nicht nur behaupten, sondern über die Jahre auch ausbauen. Während Heizöl fortwährend an Bedeutung verlor, legten Fernwärme und zuletzt auch Wärmepumpen kontinuierlich zu (Abb. 3).
Laut Angaben des BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) gab es 2017 in Deutschland 41,7 Mio. Wohnungen (1,3 Mio. mehr als drei Jahre zuvor). Fast die Hälfte davon (49,4 Prozent) wurden mit Gas beheizt, ein gutes Viertel (26,1 Prozent) mit Heiz-öl, 13,8 Prozent mit Fernwärme, 2,6 Prozent mit Strom, und zwei Prozent mit Elektrowärmepumpen. Den verbleibenden Anteil von 6,1 Prozent teilten sich Holz, Holzpellets, sonstige Biomasse sowie Koks/Kohle und sonstige Brennstoffe.
Insgesamt kam in rund einem Viertel aller deutschen Privathaushalte Holz als Heizbrennstoff zum Einsatz, in erster Linie in Einfamilienhäusern. Die rund 11 Mio. Einzelraumfeuerstätten (Kamine und Kachelöfen) ergänzten im Normalfall die bestehende Zentralheizungsanlage lediglich zum Zweck der Gemütlichkeit. Im Trend lagen aber Einzelraumfeuerungen (wasserführende Pelletskaminöfen), die als wasserführende Geräte in die Zentralheizung eingebunden wurden (Abb. 4).
Interessanter Heizungsmarkt im Neubau
Die jüngste Marktentwicklung zeigt sich eindrucksvoll, schaut man sich die Beheizungsstruktur im Wohnungsneubau an. Wie der BDEW weiter mitteilt, sank hier im Jahr 2017 der Anteil von Gas unter die Marke von 40 Prozent. In jeweils rund jeder Vierten der zum Bau genehmigten neuen Wohneinheiten stellten Wärmepumpen (27,2 Prozent) oder Fernwärme (25,2 Prozent) die primäre Heizenergie bereit. Heizöl ist hingegen mittlerweile im Neubau in die Bedeutungslosigkeit versunken (Abb. 5).
Der BDH und der ZIV (Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks – Zentralinnungsverband) gehen für 2017 von rund 20,8 Mio. zentralen Wärmeerzeugern im Bestand aus (0,1 Mio. mehr als drei Jahre zuvor). Über die Hälfte davon (insgesamt 13,3 Mio. Stück) waren Gasheizkessel – der mit 7,5 Mio. größte Anteil setzte auf Heizwerttechnik, 5,8 Mio. nutzten Brennwerttechnik. Auf den Energieträger Heizöl entfielen 5,7 Mio. Heizkessel – davon nutzten 5,0 Mio. den Heizwert und 0,7 Mio. den Brennwert. Hinzu kamen noch 1,0 Mio. Wärmepumpen und 0,8 Mio. Biomassekessel (Abb. 6).
Nach Erhebung des ZIV waren weiterhin 6,5 Prozent der Öl- und 2,9 Prozent der Gasheizungskessel im Bestand, das heißt, insgesamt rund 0,7 Mio. Anlagen, über 33 Jahre alt. Während die eingesetzte Wärmeenergie von Brennwertkesseln im Optimalfall bis zu 98 Prozent und von Niedertemperaturkesseln bis zu rund 90 Prozent (Normnutzungsgrad, bezogen auf den oberen Heizwert) genutzt wird, verwerten die vor 1984 eingebauten, "veralteten" Heizkessel, da sie in der Regel mit konstant angehobenen Kesselwassertemperaturen betrieben werden, den Brennstoff nur bis zu etwa 65 Prozent. Bei den Einzelraumfeuerstätten im Bestand wurden übrigens zwölf Prozent, also rund 1,3 Mio. Anlagen, vor 1985 gebaut.
Brennstoffzellenheizgeräte im Plus
Schauen wir noch einmal auf die aktuellen Entwicklungen im vergangenen Jahr. Ergänzend zu den Angaben für den Gesamtmarkt Wärmeerzeuger führt der BDH gesondert auch noch Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sowie thermische Solaranlagen (Solarthermie) auf. Bei der KWK werden hierbei Anlagen der Mikro-KWK (mit einer elektrischen Leistung um 1 kW) und der Mini-KWK (mit einer elektrischen Leistung von rund 3 kW bis 50 kW) sowie die unterschiedlichen Techniken mit Verbrennungsmotoren, Stirlingtechnik oder Brennstoffzellen zusammen betrachtet.
Während Stirlinganlagen im Marktgeschehen kaum noch eine Rolle spielen, konnten Brennstoffzellenheizgeräte nun endlich im Absatz zulegen – hauptsächlich unterstützt durch Fördergeld der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) im Rahmen des Förderprogramms 433 "Energieeffizient Bauen und Sanieren – Zuschuss Brennstoffzelle". Dies führte in Summe zu einem starken Wachstum des Segments der KWK (bis zu einer elektrischen Leistung von 50 kW) um 20 Prozent auf 7.000 Anlagen (Abb. 7).
Weiterhin schwach zeigte sich weiterhin der Absatz an thermischen Solaranlagen. Ihr Abwärtstrend nach dem Rekordjahr 2008 (damals wurden 2,1 Mio. m² Solarkollektorfläche neu installiert) hat sich weiter fortgesetzt. Wurden 2017 nur rund 625.500 m² Solarkollektorfläche neu installiert (ein Minus gegenüber dem Vorjahr von 16 Prozent), waren es 2018 nur noch 546.500 m² (ein Minus von weiteren zwölf Prozent).
Die verbesserten Bedingungen im Marktanreizprogramm für erneuerbare Energie (MAP) führten also weiterhin nicht zu der erhofften Erholung. Immerhin beziffert der BSW-Solar (Bundesverband Solarwirtschaft) die Zahl der bis 2017 insgesamt in Deutschland installierten Solarthermie-Anlagen auf 2,32 Mio. Stück. Die kumulierte Solarkollektorfläche erreichte einen Wert von 20,6 Mio. m² (Abb. 8).
Zur Heiztechnik gehören nicht nur Wärmeerzeuger. Erst eine Vielzahl an Komponenten führt schließlich zu einem effizienten Gesamtsystem. Beim Energieträger Heizöl beispielsweise wird, da er im Gegensatz zu Erdgas und Strom nicht leitungsgebunden ist, als Basis ein Tank benötigt. Der Markt für Tanksysteme zeigt ein Auf und Ab. In 2018 erholte sich die Nachfrage trotz des Marktrückgangs bei Ölkesseln vor allem durch ein Austauschgeschäft aufgrund gesetzlicher Regelungen des Wasserhaushaltsgesetzes wieder um elf Prozent auf 50.500 Stück – wobei in der Regel drei Tanks ein System bilden (Abb. 9).
Herz einer Öl- oder Gasheizung ist der Brenner. Er wird bei Problemen oft getauscht. Hier war der Absatz lange Jahre rückläufig, zuletzt hatte er sich über der Marke von 100.000 Stück konsolidiert. In 2018 gab es wieder einen leichten Rückgang im Austauschgeschäft um zwei Prozent auf 103.000 Stück (Abb. 10).
Bei Abgassystemen (Edelstahl) hat sich der Wert der verkauften Systeme bei 119 Mio. Euro eingependelt (Abb. 11).
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