Werkseitig vorbereitet
Er erklärt die Zähler im Schaltschrank: „Da ist erstens der schnelle Stromzähler von Siemens, der am Netzübergabepunkt vom Haus zu den kommunalen Leitungen misst. An dem soll im Idealfall der Strom null sein. Also kein Bezug und keine Einspeisung. Der zweite Zähler ermittelt den Strom, den die Gebäudetechnik bereitstellt. Das Energiemanagementsystem weiß dann, wie viel es zum Laden der E-Autos wegnehmen kann; damit wir das öffentliche Netz nach Möglichkeit nicht benötigen. Wir haben drittens eine Netzüberwachung, die das System steuert. Ist die Netzspannung zu niedrig, ist das Netz also wirklich ausgefallen oder fehlt lediglich eine Phase? Der Hausanschluss hat ja drei Phasen plus einen Neutralleiter. Das Netzüberwachungsrelais erfasst Spannung und Frequenz jeder einzelnen Phase. Anhand der Daten kann die Netzüberwachung erkennen, dass tatsächlich ein Netzausfall anliegt und den Inselnetzbetrieb automatisch aktivieren. Meldet die Überwachung, das Netz ist wieder in Ordnung, schaltet die Anlage selbstständig auf das normale Stromnetz zurück.“ Der vierte Zähler hat vier Messstellen, die Wärmepumpen, die Ladestationen, das Gebäude und quasi den Rest, die Liegenschaften drumherum.
Im Rahmen einer Partnerschaft zwischen EC Power und Ecocoach wurden BHKW und Batteriespeichersystem werkseitig mit allen Komponenten für die integrierte Ersatzstromversorgung und den Inselnetzbetrieb ausgestattet. Damit lässt sich jedes „XRGI“ auch nachträglich anpassen und Batteriekapazitäten können erhöht werden. Im „Haus an der Sonne“ dürfte das unter Umständen mit der beschlossenen Verdoppelung der PV-Leistung von derzeit 12 kWp auf 24 kWp sowie mit dem Einbau einer vertikalen Windkraftanlage der Fall sein.
Bestandener Testbetrieb
Dann müsste genügend Elektrizität für die Ersatzstromversorgung im Inselbetrieb zur Verfügung stehen. Benötigen die Abnehmer im Einzelfall mehr, nimmt die Regelung einige Verbraucher vom Netz. Gemeinsam mit dem Auftraggeber legten die Planer dazu eine Prioritätenliste fest. „EC Power hat die Funktionalitäten durch Werktests zertifiziert. Beim Probelauf vor Ort gab es nichts zu beanstanden. Entsprechend der vereinbarten Vorgabe schalteten die entbehrlichen Abnehmer ab“, so der EC-Power-Repräsentant zum erfolgreichen Testbetrieb. Zum Anlaufen des „XRGI“ in Radebeul begrenzt ein von EC Power entwickelter und patentierter „Smart Starter“ den Anlaufstrom. Der Hersteller bietet diese Komponente als Option für bestehende Anlagen an und will sie in die Serienproduktion nehmen.
Ungeregelter Brandfall
„Allerdings stießen wir auf ein prinzipielles Problem, auf eine Gefahrensituation im Brandfall“, die Thomas Meyer so schildert: „Als kürzlich in der Nordsee der Frachter mit diesen Elektroautos brannte und sich das Löschen als schwierig erwies, stieß uns das an, über unsere Installation nachzudenken. Wie schalte ich die Ersatzstromversorgung im Brandfall aus, um der Feuerwehr ein stromloses Gebäude für die Löscharbeiten zu garantieren? BHKW und Speicher werden ja aktiv, wenn das Hauptnetz ausfällt. Wir schauten in die Normen, in die Richtlinien, befragten die Kommune, befragten die Feuerwehr, doch niemand wusste eine Antwort auf diese Frage.“
Eine gefundene Lösung war letztendlich einfach, schildert Thomas Meyer: „Wir haben außen einen zusätzlichen Notausschalter an einem der Feuerwehr bekannten Platz montiert. Mit dem wird die Ersatzstromversorgung deaktiviert. Das Signalkabel muss einen gewissen Brandwiderstand haben. Für uns war das alles Neuland. Das steht in keiner Dokumentation und in keiner Vorschrift. Selbst die Brandspezialisten waren in dieser Sache überfordert.“