Wärme

Geht da (noch) mehr?!

Mittwoch, 27.04.2022

Strom gewinnt mit der Wärmepumpe an Bedeutung

Bei der Wohnraumbeheizung setzt sich in Deutschland der Trend der vergangenen Jahre weiter fort. Der BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) geht für das Jahr 2021 von 333.900 zum Bau genehmigten neuen Wohneinheiten aus. Bei den zur Heizung genutzten Energieträgern hat Gas seine früher dominierende Stellung verloren. Noch vor zwanzig Jahren wurden drei von vier neuen Wohnungen mit Gas beheizt, Heizöl kam damals auf einen Anteil von 11,3 Prozent, Fernwärme auf 7,5 Prozent und Elektro-Wärmepumpen auf gerade einmal zwei Prozent. Im vergangenen Jahr nun zeigt sich bei der Beheizungsstruktur im Wohnungsneubau ein völlig neues Bild: Gas kommt in 2021 auf nur noch 26,6 Prozent, die Elektro-Wärmepumpe hingegen auf 43,9 Prozent, mit Fernwärme werden 22 Prozent versorgt und auf Heizöl entfallen nunmehr nur noch 0,3 Prozent (Abb. 8).

Mit Blick auf den Erfolg der Elektro-Wärmepumpe steht der Strompreis im Fokus. Nach Berechnung des BDEW ist der Strompreis für Haushaltskunden im Jahr 2021 auf durchschnittlich 32,16 ct/kWh angestiegen – ein neues Rekordniveau. Jeweils rund ein Viertel entfallen auf Beschaffung/Vertrieb und Netzentgelte. Doch gut die Hälfte des Strompreises entfällt weiterhin auf Steuern, Abgaben und Umlagen. Hier wird eine grundlegende Neustrukturierung gefordert. Im Fokus der Öffentlichkeit steht besonders die EEG-Umlage (die Erneuerbare-Energien-Gesetz-Umlage fördert die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien, indem die daraus entstehenden Mehrbelastungen auf die Letztverbraucher umgelegt werden). Doch neben der EEG-Umlage fallen für Haushaltskunden aber auch weitere Steuern, Abgaben und Umlagen an (Abb. 9): so die Stromsteuer (sie ist eine durch das Stromsteuergesetz geregelte Steuer auf den Energieverbrauch), die Umlage für abschaltbare Lasten (damit werden die Anbieter von Abschaltleistungen vergütet, falls der Netzbetreiber diese zum Zweck der Systemstabilisierung abruft), die Offshore-Netzumlage (damit werden Risiken der Anbindung von Offshore-Windparks an das Stromnetz abgesichert und die entstehenden Belastungen an die Verbraucher weitergegeben), die § 19 StromNEV-Umlage (damit werden die aus der Entlastung stromintensiver Unternehmen von Netzentgelten aus der Strom-Netzentgeltverordnung entstehen-den Kosten an die Letztverbraucher weitergegeben), der KWK-Aufschlag (damit werden die aus dem Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz entstehenden Belastungen an die Letztverbraucher weitergegeben), die Konzessionsabgabe (ein Entgelt an die Kommune dafür, dass Straßen und Wege für den Betrieb von Stromleitungen benutzt werden können) und nicht zu vergessen die Mehrwertsteuer (sie wird auf den gesamten Strompreis mit all seinen Bestandteilen erhoben).

Das Bild zeigt eine Grafik.
Quelle: BWP
Für Heizungswärmepumpen war 2021 das sechste Rekordjahr in Folge.

Dynamik bei der Heiztechnik setzt sich fort

Von einer relativ ungetrübten Kaufkraft bei privaten Investoren konnte jedenfalls der BDH auch für das zweite Corona-Jahr berichten. Die dynamische Marktentwicklung aus 2020 setzte sich insbesondere bei Pelletskesseln und Wärmepumpen fort. Im Handwerk hielt die Verschiebung der Aktivitäten vom Bereich Sanitär in Richtung Heizung weiter an. Insgesamt stieg der Gesamtmarkt für Wärmeerzeuger in Deutschland im Jahr 2021 nach Information des BDH um zehn Prozent auf 929.000 Stück (Abb. 10, 11).

Die positive Marktentwicklung führt der Verband insbesondere auf die attraktive Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zurück. „Die Förderung ist ein Erfolg“, betont BDH-Präsident Uwe Glock. „Nach Jahrzehnten des Modernisierungsstaus sehen wir jetzt, dass die Menschen bereit sind, in Klimaschutz zu investieren.“ Diesmal gab es Wachstum bei allen Energieträgern – auch Wärmeerzeuger für fossile Brennstoffe konnten zulegen: Gas um fünf Prozent auf 653.000 Stück und Öl um zwei Prozent auf 45.500 Stück. Marktführer mit einem Plus von vier Prozent auf 573.000 Stück blieben Gasbrennwertkessel. Gasniedertemperaturkessel legten um 14 Prozent auf 80.000 Stück zu. Bei Ölbrennwertkesseln stieg die Nachfrage um zwei Prozent auf 43.000 Stück. Allein Ölniedertemperaturkessel befanden sich mit einem Minus von drei Prozent auf 2.500 Stück auf dem Rückzug.

Galerie

  • Der Energieverbrauch in Deutschland erreichte im Jahr 2021 nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen eine Höhe von 12.193 PJ (416,1 Mio. t SKE) und lag damit um 2,6 Prozent über dem Wert von 2020.
  • Struktur des Primärenergieverbrauchs 2021 in Deutschland – gesamt 12.193 PJ oder 416,1 Mio. t SKE. Die Anteile der verschiedenen Energieträger im nationalen Energiemix haben sich gegenüber 2020 verschoben. Verantwortlich für diese Entwicklung waren eine kühlere Witterung, geringere Beiträge der erneuerbaren Energien sowie die allgemeine wirtschaftliche Erholung.
  • Der Verbrauch an Primärenergie verzeichnete 2021 in Deutschland einen Zuwachs um 2,6 Prozent auf 12.193 PJ (416,1 Mio. t SKE).
  • Die Umsätze im Bereich Haus- und Gebäudetechnik sind auf geschätzt 69,7 Mrd. Euro gestiegen.
  • Dem Wirtschaftsbereich Haus- und Gebäudetechnik lassen sich rund 49.900 Unternehmen zuordnen.
  • Die Anzahl der Beschäftigten im Bereich Haus- und Gebäudetechnik liegt bei 543.000 Personen.
  • Die Heizungswirtschaft konnte ihren Umsatz auf prognostiziert 43,3 Mrd. Euro steigern.
  • Die Beheizungsstruktur im Wohnungsneubau ist im Wandel. Gas und Heizöl verlieren Anteile an Wärmepumpen.
  • Der Strompreis für Haushaltskunden hat nach Berechnung des BDEW ein neues Rekordniveau erreicht.
  • Der Gesamtmarkt für Wärmeerzeuger stieg im Jahr 2021 nach Information des BDH um zehn Prozent auf 929.000 Stück.
  • Der Absatz an Wärmeerzeugern ist in den vergangenen fünf Jahren gestiegen. Gaskessel dominieren weiterhin, Wärmepumpen und Biomasse-Kessel gewinnen Marktanteile.
  • Für Heizungswärmepumpen war 2021 das sechste Rekordjahr in Folge.
  • Bei der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) konnte das Segment der Mikro- und Mini-KWK (bis zu einer elektrischen Leistung von 50 kW) den Absatz bei rund 7.000 Anlagen stabilisieren.
  • Der Markt für Tanksysteme sank auf 30.500 Stück.
  • Brenner verbuchten im Austauschgeschäft einen Anstieg um etwa vier Prozent auf 91.500 Stück.
  • Bei Abgassystemen (Edelstahl) hat sich der Wert der verkauften Systeme auf 144,6 Mio. Euro erhöht.
  • Der Absatz an Heizkörpern lag bei 4,5 Mio. Stück.
  • Die Nachfrage nach Flächenheizungen und Flächenkühlungen ist auf rund 275 Mio. Rohrmeter gestiegen.
  • Der Markt für Wärmespeicher ist auf 715.000 Stück angewachsen.
  • Bei zentralen Wohnungslüftungssystemen mit Wärmerückgewinnung ist der Absatz leicht auf 51.000 Anlagen gesunken.
  • Die im BDH organisierten Unternehmen erwirtschafteten 2021 weltweit mit rund 81.200 Beschäftigten einen Umsatz von 19,1 Mrd. Euro.
Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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