Ein Familienunternehmen im besten Sinne
Und nicht "nur" das! Roth Industries gehört, laut einer Untersuchung der Plattform "Die deutsche Wirtschaft" vom Sommer 2016, darüber hinaus zu den 1.000 größten Familienunternehmen in Deutschland. "Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung als eines der 1.000 größten deutschen Familienunternehmen. Diese oft mittelständischen Unternehmen sind die Stärke der deutschen Wirtschaft. Sie sind Innovationstreiber und die Motoren für Beschäftigung, Ausbildung und Wachstum", so Christin Roth-Jäger und verweist dabei gerade auch auf die starken und konstanten Investitionen ihres Unternehmens im Bereich Forschung und Entwicklung.
Diese "Top 1.000" erwirtschaften laut der Untersuchung zusammen einen Umsatz von rund 1,67 Billionen Euro und halten über sieben Millionen Arbeitsplätze im In- und Ausland. Sie seien verteilt auf 585 Städte in Deutschland. Im bevölkerungsreichsten Land Nordrhein-Westfalen hätten mit 270 die meisten der 1.000 größten Familienunternehmen ihren Sitz. Es folgen Bayern und Baden-Württemberg mit jeweils 200 Familienunternehmen. Hört sich irgendwie alles nach solidem "German Spirit" und überhaupt nicht nach "German Angst" an…
Dass die Roth Industries ihren "hessischen Esprit" nicht nur in der Bundesrepublik walten lassen, sondern beispielsweise auch in Osteuropa, das zeigt die jüngste Akquisition des tschechischen Unternehmens Roltechnik mit 150 Mitarbeitern. Der Hintergrund hier: Die konsequente Internationalisierung der Sanitäraktivitäten. Roltechnik ist ein etablierter Anbieter von Duschabtrennungen, Dampfduschen, Dusch- und Badewannen sowie Whirlpools. Zu den Kernmärkten des vor über 25 Jahren gegründeten Unternehmens gehören Tschechien, Ungarn und die Slowakei. In Tschechien hat die Firma den Hauptsitz in Třebařov und einen weiteren Produktionsstandort in Červená Voda. Außerdem verfügt der Hersteller über eine Niederlassung in der Slowakei. Mit der Übernahme von Roltechnik eröffnen sich für Roth also zusätzlich neue Wege in Richtung Osten: So ist geplant, von dort aus auch die hauseigenen Energiesysteme sowie die Lösungen der Wasser- und Klärtechnik in den Ländern Osteuropas zu etablieren.
"Roltechnik verschafft uns eine sofortige Präsenz unserer erfolgreichen Sanitärsparte in Märkten, in denen wir bisher nicht sind. Die Übernahme vergrößert unsere Produktionskapazität und ermöglicht die Erweiterung unseres Sortiments. Wir wandeln uns damit zum Komplettanbieter in den relevanten Produktsegmenten und schaffen die Basis für die weitere Internationalisierung unserer Geschäftsaktivitäten. Die neuen Produktionsstandorte in Tschechien, ebenso wie unser Standort in Dautphetal-Buchenau, werden damit weiter ausgebaut", erklärt Dr. Anne-Kathrin Roth, Chief Marketing Officer der Roth Sanitärsysteme, diesen Schritt.
Die eigenen Stärken (er)kennen und nutzen
Ergo: Gerade flinke Familienunternehmen können aus den Trends "Internationalisierung", "Globalisierung" und "Digitalisierung" erheblichen Nutzen schöpfen. War mal wieder nichts mit "German Angst"…
Manfred Roth bringt ein weiteres Erfolgsgeheimnis auf den Punkt: "Als Familienunternehmen spielt die Nähe zur Belegschaft eine große Rolle. Wenn sich anständige Unternehmer mit anständigen Mitarbeitern treffen, dann passt das." Die anderen "Zutaten" für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg seien indes kein wirkliches Geheimnis. Vielmehr fänden sich die wichtigsten Faktoren für Stabilität im Geschäftsleben in den hauseigenen Unternehmensgrundsätzen verankert – "Diversifikation", "Ausrichtung am Kunden", "Kompetenzführerschaft", "Teamorientierung", "Förderung" und "Faires Handeln" sind einige Beispiele.
Für die nötige Haftreibung bzw. den zuverlässigen Kraftschluss zwischen den einzelnen Unternehmensgrundsätzen sorgt, Sie ahnen es, eine Prise "Spirit" und "Esprit" – die lebendige Leidenschaft für die eigenen Produkte. Klar: Manfred Roth hegt dabei besondere Leidenschaft für die, sagen wir mal, konventionell-robuste Heizungstechnik. Denn mit sensibel-filigranen Systemen ist er nicht gerade groß geworden. Stattdessen sammelte er vor allem Erfahrungen mit kernigen Kesselanlagen und hatte und hat seine Freude am Primärenergieträger Heizöl. "Der Heizöltank war ein Jahrhundert-Produkt", postuliert Manfred Roth in der Retrospektive und fügt hinzu: "Die Tankbranche war der Treiber im Heizungsmarkt, im Einklang mit den Wärmeerzeugern natürlich."
Stolz lässt Roth die 1970er-Jahre Revue passieren: "Die Firma wies in jener Zeit die höchsten Wachstumsraten der Unternehmensgeschichte auf! Unsere im Blasformverfahren hergestellten Kunststoff-Heizöltanks gingen raus wie warme Brötchen – sprichwörtlich!" Wobei Manfred Roth an dieser Stelle mit einem Augenzwinkern feststellt: "Ich hatte damals von »Tuten und Blasen« doch überhaupt keine Ahnung…
Dafür hat sich das Geschäft in der Folge dann doch sehr beachtlich entwickelt: "Wir steigerten in einer Dekade den Jahresumsatz von 8 Millionen DM um das Zehnfache auf 80 Millionen DM. Der Einstieg in die Kunststofftechnik war damit in der Tat für unser Unternehmen bahnbrechend." Dass dieser Erfolg aber nicht einfach so vom Himmel gefallen ist, kann sich wohl jeder vorstellen. Wirtschaftlicher Erfolg ist wie der sportliche Erfolg nur durch kontinuierliche Arbeit bzw. "Lust an Leistung" realisierbar. "Erfolg durch Innovation kann nie auf Knopfdruck entstehen. Um den letzten Stand der Technik zu erreichen, sind immer Teilschritte und -innovationen nötig. So war das auch im Geschäft mit den Heizöltanks", zieht Roth Bilanz.
Streng nach dem Motto "Scheitern ist keine Option" ist Roth seinen individuellen Weg gegangen: "Den Betrieb meines Vaters mit durchschnittlich zehn Mitarbeitern wollte ich weiterentwickeln. Ich wollte raus aus der Monostruktur. Sodann ist in Dekaden-Schritten ab 1971 immer etwas Wichtiges im Unternehmen passiert", hält Roth seine Strategie fest. Nach der Erarbeitung des Kompetenzfeldes "Kunststoff" in den 1970er-Jahren folgte ab 1981 die konsequente Ausrichtung auf Energiesysteme (Stichwort: Flächenheizung). "In den 90ern stellten wir uns schließlich die Frage, ob wir »nur« in der Energie- und Gebäudetechnikbranche bleiben wollen", beschreibt Roth die Vorbereitung des nächsten "Milestones" in der Firmenhistorie hin zum Anbieter von komplexen Hydraulik- und Composite-Technologien. Dann war und ist mit der Diversifikation Schluss. "Denn hinter allem Tun muss schließlich auch echte »Hardware« stecken", bekräftigt er zum Schluss nochmals.