Stichwort: Pellet-Brennwertkessel. Wie wird diese Technologie im Rahmen von Neubau- und Sanierungsprojekten angenommen? Wie nimmt das installierende Fachhandwerk die Technik auf? Falls Ihr Unternehmen keine Brennwertlösung im Programm hat: Überlegen Sie, Ihr Portfolio in diese Richtung auszubauen oder sehen Sie hier wenig Potential?
Wasmeier (Brunner):
Überlegungen zur Brennwerttechnik werden angestellt. Das Fachhandwerk geht, wie bei jeder Neuentwicklung, erst einmal verhalten und vorsichtig an das Thema heran. Gepuscht wird das Thema aktuell über die Nachfrage des Endkunden aufgrund der Fördermöglichkeiten. Brennwerttechnik wird im Leistungsbereich bis 50 kW mittelfristig zum Standard, irgendwann zur Pflicht (vgl. Öl und Gas).
Tischler (ETA):
Wir behalten die Pellet-Brennwerttechnik im Auge.
Schrom (Fröling):
Unsere Brennwertsysteme werden vom Endkunden sehr gut angenommen. Allerdings ist es für Nutzer und das Handwerk oftmals nicht zu verstehen, dass immer noch Kaminsysteme vorgeschrieben werden, die rußbrandbeständig sein müssen, obwohl technisch kein Rußbrand entstehen kann. Hier sind die Regulierungsbehörden aufgefordert, Kunststoffsysteme wie bei Öl und Gas zuzulassen.
Huemer (Guntamatic):
Da für einen Pellet-Brennwertbetrieb niedrigste Rücklauf- bzw. Vorlauftemperaturen (< 30 °C) erforderlich sind, welche jedoch nur im Neubau mit Fußboden- oder Wandheizung erreicht werden können (Pelletheizungen aber zu über 90 Prozent in der Sanierung mit höheren Vorlauftemperaturen eingesetzt werden), ist ein tatsächlicher Brennwertbetrieb sehr eingeschränkt realisierbar. Viele Pellet-Brennwertgeräte werden wegen dieser Problematik daher in der Praxis im "Nicht-Brennwertmodus" betrieben.
Da wir aufgrund des höheren Staubgehaltes bei Biomasse einen relativ problemfreien Brennwertbetrieb bei Pellets nur mit Hilfe von großen Pufferspeichern und großen Spülwassermengen als gegeben sehen, ist für uns die Tatsache, dass Pelletheizungen weiterhin hauptsächlich konventionell betrieben werden, auch besonders wichtig und positiv für den guten Ruf der Branche.
Guntamatic vertraut weiterhin auf sichere und störungsfreie "Nicht-Brennwert Pelletsanlagen" und setzt als Alternative zu Brennwert auf modulierende Hightech-Verbrennungssysteme, welche durch die Vermeidung von "Stand-by-Verlusten" und großen Pufferspeichermassen in punkto Jahresnutzungsgrad und Brennstoffverbrauch herkömmlichen Brennwertsystemen deutlich überlegen sein können.
Hofer (Hargassner):
Wir haben seit Kurzem einen Pellet-Brennwertkessel im Programm. Die Nachfrage war in den letzten Jahren nicht sehr groß, wobei die Tendenz sicher steigend ist. Speziell im Neubau mit Niedertemperaturheizsystemen ist die Brennwerttechnologie eine sehr gute Lösung. Wir glauben auch, dass dieser Trend in Zukunft noch wesentlich stärker wird. Unserer Meinung nach nimmt der Heizungsbauer diese Technik gut auf. Wobei natürlich diese Installationsart noch für viele neu ist und auch immer wieder Fragen auftauchen.
Kalkgruber (Solarfocus):
Wir sehen gerade im Neubau aufgrund der bevorzugten Fördersituation die Notwendigkeit zu reagieren, weshalb wir auch in diesem Jahr einen Brennwertkessel neu auf den Markt bringen.
Geißer (Windhager):
Die Brennwerttechnik ist in Deutschland positiv besetzt und hat sich im Bereich Öl und Gas etabliert. Vor dem Hintergrund des Innovationsbonus‘ der BAFA-Förderung kommen immer mehr Nachfragen nach dieser Technologie – sogar eine Förderung im Neubau ist damit möglich. Bei den Wirkungsgraden gibt es eine Verbesserung. Eine allfällige Stückzahlverschiebung zu dieser Technologie wird sich in der Praxis zeigen. Für die Abdeckung dieses Segmentes in unserem Sortiment möchte ich gerne auf die Frühjahrsmessen verweisen und jeden Interessenten dafür auf unserem Messestand willkommen heißen, um sich gerne aus erster Hand beraten zu lassen.
Das GebäudeEnergieGesetz (GEG 2018) soll EnEG, EnEV und EEWärmeG zusammenführen und damit auch den Niedrigstenergie-Standard für Neubauten einführen. Welche Chancen besitzt die Holzheizung bei der Wärmeversorgung von Niedrigstenergiehäusern?
Wasmeier (Brunner):
Die Chancen der Holzheizung sind völlig unabhängig von einer Zusammenfassung der bestehenden Gesetze. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten haben alle aufwändigeren Heizsysteme (Holz, Solar, Wärmepumpe etc.) in Niedrigstenergiehäusern ein "Amortisationsproblem", da der Brennstoffbedarf Richtung "Null" geht. Die Gesetze schreiben jedoch einen erneuerbaren Energieanteil vor, sodass dadurch Chancen für die genannten Heizsysteme festgeschrieben werden.
Schrom (Fröling):
Heute spielt das Brauchwasser bei der Leistung der Heizung eine immer größere Rolle und hier wird ein immer höherer Komfort erwartet. Daraus folgt ein höherer Bedarf, der mit der Biomasse hervorragend zu lösen ist.
Huemer (Guntamatic):
Bis auf unseren klimaschonenden Effekt haben wir hier eher geringere Chancen – in nächster Zeit sehen wir unsere Stärken eher in der Sanierung von energieintensiveren Objekten.
Hofer (Hargassner):
Natürlich wird der Einsatz von Biomasseheizungen geringer, je niedriger der Wärmebedarf ist. Trotzdem sehen wir durch die moderne Brennwerttechnik auch hier gewaltige Chancen und ideale Einsatzgebiete. Im Wohnanlagenbau ist diese Tendenz sogar ideal, da man dann mit viel kleineren Heizkesseln bzw. Lagerräumen auskommen wird.
Kalkgruber (Solarfocus):
Meiner Meinung nach besitzt die Holzheizung bei der Wärmeversorgung von Niedrigstenergiehäusern wenig Chancen – dieser Zug ist abgefahren.
Geißer (Windhager):
In punkto Behaglichkeit ist die Biomasse-/Holzheizung gegenüber dem gesamten Angebotssortiment unerreicht und wird daher auch weiterhin ihren Platz als emotionalen Mittelpunkt im Haus haben. Wir sehen in der Biomasseheizung einen großen Zukunftstrend. In unserer oberflächlichen und sehr schnelllebigen Zeit wünschen sich immer mehr Heizungsbetreiber eine Wärmequelle, die ihnen Wohlbefinden vermittelt. Laut einem Heizungsbauer "haben Heizungen, die mit Holzbrennstoffen befeuert werden, einen großen emotionalen Vorteil gegenüber Lösungen mit einem eher emotionslosen »Kühlschrank-Image«."
In den vergangenen beiden Jahren haben etliche Hersteller von Pellet-, Stückholz- und Hackgutkesseln ihr Lösungsspektrum um elektrisch betriebene Wärmepumpen erweitert. Welche Meinung haben Sie zu dieser Marktentwicklung? Sehen Sie eher Chancen oder eher Risiken in diesem "Schulterschluss"? Wie gehen Sie mit der aktuell wachsenden Bedeutung des Energieträgers Strom im Heizungsmarkt um?
Wasmeier (Brunner):
Letztendlich gibt der Kunde vor, was am Markt erfolgreich ist. Der Kunde wird durch die genannten Gesetze und Förderungen gesteuert. Im Neubau ergibt sich dabei die Situation, dass der Einsatz einer (Luft-)Wärmepumpe der vermeintlich "einfachste" Weg zur Erfüllung der Gesetzesvorgaben und zu einem Stück vom Förderkuchen ist. Dahingehend ist der "Schulterschluss" für die nächsten Jahre als Chance zu sehen.
Massiv steigender Bedarf an elektrischer Energie für Heizung und Mobilität bei gleichzeitigem Abschalten konventioneller Kraftwerke und wechselhaftem Ausbau erneuerbarer Energien lassen jedoch das Risiko wachsen, dass Strompreise in Zukunft weiter steigen werden, gerade im Winter, wenn der Häuslebauer von seiner PV-Anlage keinen Ertrag erntet und der Energiebedarf für Licht, Wärme und Mobilität am höchsten ist. Dann wird die Abhängigkeit von einigen großen Versorgern wieder deutlich sichtbar werden. Das sind die Hoch-Zeiten der Holz- und Pelletbranche.
Wer also Holzheizungen und Wärmepumpen im Portfolio hat, bleibt bei jedem Szenario auf der sicheren Seite. Eine intelligente Verknüpfung der Energieträger Strom und Biomasse kann in der Zukunft an Bedeutung gewinnen.
Tischler (ETA):
Dem Thema Wärmepumpe widmen wir uns nicht – frei nach dem Motto: "Schuster, bleib bei deinen Leisten".
Schrom (Fröling):
Es gibt hier eine Vielzahl von sehr kompetenten, namhaften Herstellern von Wärmepumpen. Diese Produkte sind sehr gut mit unseren Systemen kombinierbar und somit kann der Heizungsbauer seine vertrauten Komponenten verbauen.
Huemer (Guntamatic):
Wir sehen Fossil-Autarkie als Schlüsselthema der Zukunft. Dazu gehört aus heiztechnischer Sicht definitiv eine Kombination aus Eigenstromnutzung in der wärmeren Jahreszeit über Luftwärmepumpen sowie CO2-neutrale Pelletswärme in der energieintensiven kalten Jahreszeit. In diesem Sinn bietet Guntamatic als Pionier von Pellet-Hybrid-Wärmepumpen seit drei Jahren derartige Lösungen an.
Guntamatic-Hybrid-Heizungen überzeugen dabei in punkto Jahresnutzungsgrad, Emissionen, Ressourcenschonung und Sicherheit. So werden schlechte Stand-by-Phasen von Holzheizungen genauso wie hohe elektrische Leistungsaufnahmen von Wärmepumpen bei sehr kalten Temperaturen strikt vermieden und Technologien und Arbeitsfelder perfekt kombiniert.
Hofer (Hargassner):
Natürlich betrachten wir diese Entwicklung sehr genau und sehen auch gewisse Chancen. Wir sehen die Vorteile einer Biomasseheizung im Winter und die der Wärmepumpe im Sommer und in der Übergangszeit als eine ideale Kombinationsmöglichkeit in der Zukunft. Wir sind aber auch der Meinung, dass der Einsatz von Strom als Heizenergie zu kostbar werden wird: Da in naher Zukunft die Elektrifizierung des kompletten Fortbewegungsbereiches (Auto, Zug etc.) immense Energiemengen verschlingen wird und die Ressourcen dafür noch nicht vorhanden sein werden.
Kalkgruber (Solarfocus):
Ich bin fest davon überzeugt, dass gerade im Neubau und im Bereich der Einfamilienhäuser die Wärmepumpe die größten Zukunftschancen hat. Deswegen haben wir auch ein eigenes, hervorragendes Produkt, unsere "vampair", entwickelt und 2016 auf den Markt gebracht.
Geißer (Windhager):
Auch wenn wir uns in Zukunft einer sinnvollen Sortimentserweiterung nicht verschließen, so wird das Feuer aus Holz und Biomasse, wie schon seit 1921, bei Windhager im Mittelpunkt stehen. Vor diesem Hintergrund ist auch eine Pellets/Wärmepumpen-Hybridlösung denkbar.