Wärme

Hydraulischer Abgleich 4.0

Dienstag, 03.10.2017

Die fest voreingestellten hydraulischen Widerstände jedes Ventils müssen also auch im Teillastbetrieb durch die Pumpenförderleistung überwunden werden, obwohl der relative Druckverlust bei reduziertem Volumenstrom sinkt. Eine neue Regeltechnik von Viega ermöglicht nun einen dynamischen hydraulischen Abgleich. Die anfallenden Druckverluste der Wärmeübergabe variieren dabei in jedem Betriebspunkt analog zum Volumenstrom. In der Rückkopplung können damit elektronisch geregelte Umwälzpumpen deutlich energiesparender betrieben werden.

Umverteilen statt Drosseln

"Fonterra Smart Control" nennt der Systemhersteller Viega die neue Regelungstechnik, die alle Heizkreise permanent und automatisch hydraulisch abgleicht. Die Regelcharakteristik ist das Resultat aus Rechenoperationen mit fünf Parametern: der Vorlauftemperatur des Heizkreisverteilers, der Rücklauftemperatur jedes Heizkreises, der Raumtemperatur, dem ∆t des Soll-Ist-Vergleichs der Raumtemperatur sowie einer Kontrolltemperatur.

Vergleich des Temperaturverlaufs bei einem konventionellen hydraulischen Abgleich und des hydraulischen Abgleichs mit
Quelle: Viega
Die Soll-Temperatur im Raum (1) wird mit der Regelung "Fonterra Smart Control" (2) schnell erreicht und konstant gehalten. Zum Vergleich der Temperaturverlauf bei einem konventionellen hydraulischen Abgleich (3)

Auf Basis dieser Werte kann die Regelung praktisch in Echtzeit eine Temperaturveränderung im Raum erkennen und die Wärmeverteilung direkt anpassen. "Fonterra Smart Control" hat damit die Funktion einer Einzelraumregelung, die nicht nur Heizenergie spart, sondern auch den Komfort verbessert.

Eine an eine Fußbodenheizung angeschlossene Einzelraumregelung
Quelle: Viega
Die Einzelraumregelung „Fonterra Smart Control“ von Viega teilt die Volumenströme dynamisch nach der tatsächlichen Wärmeabnahme der einzelnen Heizkreise auf. Sogar auf Einflussgrößen wie unterschiedliche Wärmewiderstände der Bodenbeläge oder Sonneneinstrahlung reagiert die Regelung flink.

Das System besteht zum einen aus Raumthermostaten, die in jedem Nutzungsbereich angebracht werden, für den eine individuelle Temperaturvorgabe möglich sein soll. Außer der Sollwertvorgabe überträgt der Raumthermostat auch die tatsächliche Zimmertemperatur an eine Basiseinheit, die im Heizkreis-Verteilerschrank installiert wird. Die Datenübermittlung erfolgt per Funk, sodass keine zusätzliche Leitungsverlegung notwendig ist. Ein WLAN-Modul macht die Einstellung und Überwachung des gesamten Systems endkundengerecht über mobile Endgeräte möglich.

Die Regelung
Quelle: Viega
Die steckerfertige Installation von "Fonterra Smart Control" ist auch in bestehenden Heizkreisverteilern möglich. An der Basiseinheit oben läuft alles zusammen: Die Raumthermostate sind hier per Funk aufgeschaltet, die Aktoren mit Messfühlern zur Erfassung der Rücklauftemperatur der jeweiligen Heizkreise sind mit fertig konfektionierten Breitbandleitungen verbunden. Ein weiterer Messfühler ermittelt die Vorlauftemperatur. Eine WLAN-Einheit oben rechts stellt den Kontakt zu mobilen Endgeräten für die Fernsteuerung her.

Des Weiteren ist an jedem Heizkreis eine Messstelle mit einem Aktormodul zu installieren. Damit wird permanent die Differenz der Vor- und Rücklauftemperatur gemessen und ebenfalls an die Basiseinheit gemeldet. Jedes Aktormodul ist außerdem mit einem Stellantrieb pro Heizkreis verbunden, der analog zur tatsächlich benötigten Wärmemenge öffnet und schließt.

Das Prinzip dahinter: Die Ventile der Heiz-kreise sind nicht mit festen Widerständen voreingestellt, sondern vollständig geöffnet und werden gemäß dem ∆t zwischen Soll- und Ist-Temperatur im Raum automatisch gesteuert. Ist die Solltemperatur im Raum erreicht, schließt das Ventil. Der Heizkreis wird nicht mehr durchströmt und es fallen somit keine Druckverluste an. Mit dem Verzicht auf feste hydraulische Widerstände in der Wärmeverteilung kann also der benötigte Differenzdruck im System dynamisch reduziert werden. Das bringt beträchtliche Einsparungen bei der Förderleistung neuer elektronisch geregelter Umwälzpumpen (Anm.: eine Verdoppelung des Pumpendrucks erfordert eine Vervierfachung der Antriebsenergie). Werden Pumpen mit der Regelungsart ∆p-v betrieben (Differenzdruck variabel), ergibt sich die höchste Effizienz: Die benötigte Pumpenförderleistung sinkt mit geringer werdendem Differenzdruck ab.

Ein dynamischer hydraulischer Abgleich wie mit "Fonterra Smart Control" ohne feste hydraulische Widerstände führt zu Energieeinsparungen von bis zu 20 Prozent. Hinzu kommen der Komfortgewinn durch die Stabilität der Raumtemperatur sowie die Möglichkeit der individuellen Temperaturregelung einzelner Räume.

Ein Raumthermostat an einer Wand.
Quelle: Viega
Der Raumthermostat übermittelt die Soll- und Ist-Temperatur. Der Volumenstrom wird nach dem Δt in den einzelnen Räumen umverteilt, statt über feste hydraulische Widerstände gedrosselt.

Die Installation von "Fonterra Smart Control" als Maßnahme für den hydraulischen Abgleich wird staatlich gefördert, beispielsweise durch das Programm "Heizungsoptimierung" des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Als steckerfertige "Plug-and-Play"-Lösung ist die Nachrüstung in jedem bestehenden Heizkreisverteiler mit Eurokonus möglich.

Weiterführende Informationen: https://www.viega.de

Von Peter Buchner
Produktmanager für Flächenheiz- und -kühlsysteme, Viega GmbH & Co. KG
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