Der zweite Schritt geplant
Wie teuer war die Sanierung insgesamt? Sanierer Gerlach beschreibt: „Von unserer Seite 19.000 Euro plus die 45 Prozent von der BAFA. Die Kosten kann ich deshalb genau angeben, weil ich alles aus einer Hand habe abwickeln lassen. Ich hatte keine Lust, mich um technische Dinge und die Zuschüsse kümmern zu müssen. Die BAFA hat keine Abstriche gemacht. Sie hat selbst die Wasserenthärtungsanlage akzeptiert. Die Installation ist mir das Geld wert – wenn der nächste Winter zeigt, dass sie funktioniert. Ich gehe davon aus, dass sich die Betriebskosten um rund 1.000 Euro reduzieren. Die Planung geht von einem Verbrauch von 8.000 kWh aus. Mein Naturstrom-Anbieter nimmt 25 Cent für die Kilowattstunde. Damit liege ich bei 2.000 Euro. Demgegenüber stehen die Ausgaben für 3.800 l Heizöl, also rund 2.700 bis 2.800 Euro – dazu kommen noch die Schornsteinfegerkosten, die Wartung, zukünftig der CO2-Preis.“
Der zweite nachhaltige Schritt ist aber bereits geplant: „Ich werde Photovoltaik aufs Dach legen und einen Wärmespeicher dazustellen, sodass ich mindestens 70 Prozent Elektrizität selbst nutzen kann. Vielleicht auch noch zum Betanken eines Elektroautos, was aber noch nicht da ist.“
Solarthermie kontra PV
Wie vertragen sich Solarthermie und Photovoltaik? Bei begrenzter Aufstellfläche und begrenztem Budget beschneidet natürlich die eine Technologie die Leistung der anderen. Die Bilanzierung läuft letztlich auf die Frage hinaus, wovon profitiert die eingebundene Wärmepumpe mehr, vom eigenen PV-Strom für den Antrieb oder von der Erhöhung der Wärmequellentemperatur (Geothermie) via Solarthermie? Die BWP-Ausfahrt zeigte: Die realisierten Umsetzungen laufen mehrheitlich auf eine größere PV-Fläche hinaus, weil der Ertrag unkomplizierter berechenbar ist. Den solarthermischen Gewinn auszuweisen, bedarf dagegen vieler Annahmen. Mit dem wachsenden Anteil der E-Autos verschiebt sich das Verhältnis ohnehin immer mehr in Richtung Solarstrom. Im Verbund mit einer geothermischen Wärmepumpe hält indes auch die Solarthermie einen Trumpf in der Hand. Die Wärme, die die Gebäudeheizung im Winter dem Boden entzogen hat, packen die thermischen Kollektoren so ab Mai wieder in den Boden hinein, sodass dieser ab November der Wärmepumpe eine ausreichend hohe Temperatur anbietet, wovon der COP profitiert. Generell besteht ja die Gefahr des Unterkühlens des Untergrunds, wenn sich Ist und Soll (Planung) nicht decken. In den Niederlanden etwa bestehen Bestrebungen, die Rückerwärmung des Bodens zur Pflicht zu machen, um das Temperaturniveau stabil zu halten.
Auf dem Bauernhof
Einen ehemaligen landwirtschaftlichen Hof im Süden von Münster hat Eigentümer Heinz Kuhlmann 2019 komplett modernisieren lassen und im Jahr 2020 auch noch den alten Speicher zu Wohnraum umgebaut. Insgesamt laufen auf dem Hof fünf Sole/Wasser-Wärmepumpen von Weishaupt. Angekoppelt sind die Wärmeerzeuger an eine Photovoltaikanlage. Die Wärmeverteilung übernehmen Fußbodenheizungen.
Erdwärme-Flächenkollektoren beliefern die geothermische Wärmepumpe. „Wir wollten Nachhaltiges installieren und es sollte das Effizienteste sein“, erklärt Heinz Kuhlmann die Entscheidung für Erdwärme anstelle der Luft/Wasser-Variante. „Die Bodentemperatur bleibt im Wechsel der Jahreszeiten relativ konstant und liegt im Mittel deutlich über der Lufttemperatur.“ Nun wäre das Effizienteste eine Vertikalbohrung gewesen, die in der Regel höhere Temperaturen liefert als ein Flächenkollektor. Nein, das sei nur der Fall, wenn man nicht über genügend Fläche verfüge. Das Temperaturdefizit lasse sich durch ein großzügigeres Rohrnetz ausgleichen.
Fläche statt Tiefe
Die Kuhlmanns mussten nicht mit Fläche geizen. Hof und Feld räumten genügend Freiraum ein. Was in ihrem Fall für den Flächenkollektor sprach, war der Preisvorteil gegenüber der Tiefenbohrung und den Sonden. Denn die Rohre vergruben sie mit dem eigenen Bagger selbst. Die paar hundert Meter PE-Leitungen, plus eine Länge Sicherheitszuschlag – Fläche stand ja genügend zur Verfügung –, gingen im Vergleich mit Vertikalsonden und der Einbringung durch einen Brunnenbauer nicht ins Geld.