"Ich vermute, hier in meinem Bezirk Heinsberg geht es keinem meiner Kollegen sonderlich schlecht. Nach wie vor verweist die Handwerkskammer auf etwa 210 SHK-Betriebe in meinem Kreis. Davon wird rund die Hälfte in der Innung organisiert sein - die andere Hälfte macht nicht mit, weil sie dafür keine Zeit hat. Die Kollegen decken Standardlösungen ab und leben gut damit. Sobald es in den beratungsintensiven Bereich geht, wie Pelletanlage, Brennstoffzelle, KWK, Stromvermarktung, steuerliche Möglichkeiten, BAFA, KfW, EEG-Umlage und andere Themen, die bei einem Kundenkontakt zur Sprache kommen sollten und müssen, wird als bessere Alternative die Gas- oder Öl-Brennwertanlage verkauft. Maximal noch eine Wärmepumpe."
Von den 210 Betrieben installiere außer ihm, zumindest wisse und spüre er es nicht anders, nur noch ein Einziger aktiv KWK "und zwar deshalb, weil sein Sohn bei mir die Lehre gemacht hat". Doch blockiere nicht nur das Handwerk das Geschäft, selbst die Planer ignorierten die Kraft-Wärme-Kopplung. "Die müssten sich ja ebenfalls um BAFA- und NRW-Förderung, um die Hauptzollamt- und andere Formalitäten für die KWK kümmern. Das ist denen in dieser satten Zeit alles viel zu aufwendig. Sie haben es nicht nötig."
"Ich drücke mich vorsichtig aus: Viele Planer und Betriebe spielen kein seriöses Spiel. Die Bremse der »Erneuerbaren« und KWK ist nicht die Unwirtschaftlichkeit. Sie bekommen Dankesschreiben von Restaurants, denen Sie eine Anlage installiert haben, eventuell sogar noch mit dem Vorwurf, warum Sie ihn, den Betreiber, nicht schon früher auf diesen Dukatenesel hingewiesen haben. Denn am Material und an den Personalkosten kann kaum ein Betrieb oder Dienstleister sparen, am ehesten an den Betriebskosten."
Gute Lösung gibt es in der Schweiz
So ganz hart will Jürgen Hohnen aber nicht mit seinem Gewerk ins Gericht gehen. Teilweise, räumt er ein, verstehe er ja die Kollegen. Eben wegen des Wusts an Formalitäten bei der Kraft-Wärme-Kopplung. "Vermutlich will die Politik die KWK gar nicht. Das scheinen mir alles Lippenbekenntnisse zu sein, wenn ich den Berg von notwendiger Bürokratie sehe, den ich zu besteigen habe. Wir bräuchten ein System wie in der Schweiz. Ich habe gehört, dass es dort so funktioniert: Wenn in einem Haushalt mehr Strom benötigt wird, als das BHKW liefert, läuft der Bezugszähler normal vorwärts. Fällt dagegen ein Stromüberschuss an und der wird ins Netz eingespeist, läuft der Zähler rückwärts. Das ist doch ein ganz simples Verfahren. Wenn ich Bonus und Einspeisevergütung auf der einen Seite und den Stromeinkauf auf der anderen Seite miteinander verrechne, hält sich das doch ungefähr die Waage. Die Administration ist aber entscheidend entlastet."
Tatsächlich gestatten die meisten Versorger im Alpenland diese Erleichterung zur Installation von kleinen dezentralen Stromerzeugern. Für das Rücklaufzähler-Verfahren gelten von Region zu Region allerdings unterschiedliche maximale Leistungen. Der Verband Thurgauischer Elektrizitätsversorgungen zum Beispiel empfiehlt es für Ökostromanlagen bis 3,0 kW und damit für das Gros der PV-Module auf den privaten Dächern. Der Bundesrat für Energie dagegen, der das Net-Metering (Netto-Strom-Messung), so der Begriff, genehmigt hat, empfiehlt es für Installationen bis 10 kW.
Lösung: Flatrate für die Kraft-Wärme-Kopplung
Das sei aber nur ein Ansatz, um der KWK die erheblichen bürokratischen Hürden aus dem Weg zu räumen. Es müsse eine Flatrate her. "Wir haben doch bereits in der Telekommunikation solche gebundenen Tarife. Warum kann ich als Vermieter eines hoch gedämmten Wohnhauses nicht auch zu meinen Vermietern sagen: 'Wir ersparen uns die ganze Abrechnerei und die Messkosten. Der übliche Erfahrungswert sind 35 oder 40 kWh Strom pro m² Wohnfläche. Dann brauchen wir noch 40 bis 60 kWh/m² Wärme im Neubau, 120 bis 150 kWh/m² im Bestand - nach Heizspiegel - und 25 kWh/m² Warmwasser pro Jahr, dafür biete ich Ihnen eine Pauschale an. Ich installiere eine KWK- oder eine PV-Anlage. Kostenmäßig haben Sie außer der Flatrate nichts damit zu tun.' So etwas sollte die Politik gestatten oder begünstigen. Es mögen ja nicht alle Mieter und Vermieter mitmachen wollen, aber diese Alternative muss gestattet sein. So könnte man ebenfalls eine ganze Menge Bürokratie abbauen."